Amazon publiziert durchwachsene Finanzzahlen: Kindle-Hoch überschritten?
74 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2013, davon allein 25 Milliarden im Weihnachtsquartal, ein Netto-Gewinn von 274 Millionen US-Dollar nach einem Verlust im Vorjahr – die neuen Finanzzahlen von Amazon lesen sich so schlecht nicht. Insbesondere beim Kindle-Geschäft sehen Analysten und Aktionäre aber Grund zur Besorgnis.
Auf Quartalsbasis hat Amazon seinen Umsatz um 20 Prozent steigern können, im Vergleich der Gesamtjahr 2012 und 2013 sogar um 22 Prozent. Das Umsatzwachstum verteilt sich allerdings ungleich: Während das Nordamerika-Geschäft um 28 Prozent zulegte, waren es international "nur" 14 Prozent.
Analysten hatten mit noch etwas mehr Umsatz und Gewinn gerechnet, nachbörslich gab der Amazon-Kurs am gestrigen Donnerstagabend nach Börsenschluss um zeitweise 10 Prozent gab. Nachdem Amazon.com in einem Analysten-Gespräch eine Erhöhung der Prime-Mitgliedschaftsgebühr um 20 bis 40 US-Dollar in Aussicht stellte (in den USA mit 79 US-Dollar ohnehin deutlich teurer als bei uns, allerdings auch wesentlich mehr Medien und Dienstleistungen beinhaltend), erholte sich der Kurs aber schnell wieder, skizziert die New York Times. Aktuell liegt die Aktie nachbörslich um 4,6 Prozent im Minus, nachdem sie im Tagesverlauf in Erwartung der Zahlen allerdings 4,8 Prozent zugelegt hat. Unter dem Strich steht jetzt also sogar ein kleines Plus, von einem "Einbruch" kann keine Rede (mehr) sein.
Vor allem Kindle Fire bereitet Sorgen
Auffällig wenig Informationen – genauer gesagt: gar keine – gibt Amazon zur Zahl verkaufter Kindle eBook Reader, Kindle Fire Tablets und Kindle Books, bemerkt The Digital Reader. In den Vorjahren machte Amazon hier immerhin noch grobe Angaben ("Millionen Geräte verkauft", …). Zwar war Amazon vor allem im Weihnachtsgeschäft mit Preisaktionen deutlich zurückhaltender als hierzulande die Tolino-Allianz, gerade die Tablets werden aber ohnehin zu Niedrigpreisen abgegeben. Analysten gehen davon aus, dass Amazon bei einem deutlich gewachsenen Gesamtmarkt im Jahr 2013 weniger Tablets verkauft hat als 2012 und damit massiv Marktanteile verlor.
Auch in Deutschland haben die Kindle-Tablets einen schweren Stand. In der Elektronik-Bestsellerliste von Amazon.de liegen Kindle Paperwhite und Kindle aktuell auf den Plätzen 1 und 2, der Kindle Fire 7 HD als meistverkauftes Amazon-Tablet aber auf Platz 23 (!). Während im Tablet-Bereich die Konkurrenz groß ist, kann sich Amazon im eBook-Reader-Bereich seiner Marktführerschaft sicher sein, wenngleich hierzulande die Tolino-Allianz den Platzhirsch bedrängt. Abgesehen von Australien kam im Jahr 2013 allerdings auch kein neuer bedeutender "Kindle-Markt" hinzu, und die besetzten Märkte sind zunehmend gesättigt. Somit sind irgendwann naturgemäß keine Wachstumsraten im hohen zweistelligen Prozentbereich erzielbar – eine natürliche Entwicklung, die an der Börse aber natürlich gar nicht gerne gesehen wird.
Kommentare
24/7 – News & Updates aus der Redaktion 2. Februar 2014 um 13:24
[…] Johannes hat sich die aktuellen Quartalszahlen von Amazon angeschaut. Und die liefern ein durchwachsenes Bild. Vor allem die Kindle-Tablets machen Probleme. Während Amazon bei den reinen E-Book-Readern nach wie vor eine Macht ist, schwächelt der Absatz der TFT-Tablets. Amazon hat trotz wachsendem Gesamtmarkt weniger eigene Geräte verkauft. (via lesen.net) […]
Kobo meldet dickes Umsatz- und Nutzer-Plus » lesen.net 18. Februar 2014 um 12:45
[…] sich Sony sukzessive aus dem E-Reading-Geschäft zurückzieht und Amazon langsam die Grenzen des Wachstums zu erreichen scheint, hat Kobo Umsatz und Nutzerbasis auch im Jahr 2013 deutlich steigern können. Der Umsatz in den […]
Vier neue Fire Tablets von Amazon » lesen.net 17. September 2015 um 19:30
[…] Fire Phone mag auf Eis liegen, aber in Sachen Tablets ist Amazon trotz Rückschlägen so umtriebig wie eh und je. Am heutigen Donnerstag präsentierte der Händler gleich vier […]
Amazon Fire Tablet extrem gefragt und gerootet » lesen.net 2. Dezember 2015 um 14:42
[…] einigen Jahren Flaute ist die Tablet-Sparte von Amazon, ehemals der iPad-Rivale Nummer 1, derzeit wieder im Aufwind. […]