Amazon schaltet Social-Reading-Plattform Shelfari ab
Jahrelang leistete sich Amazon den Luxus von zwei autonom voneinander betriebenen Social-Reading-Communitys, Shelfari und Goodreads. Im März ist damit Schluss, das Nachsehen hat erwartungsgemäß die deutlich kleinere Plattform Shelfari. Zum Unmut vieler Mitglieder.
Nur teilweise Datenübernahme
Am 16. März zieht Amazon beim "alten" Shelfari den Stecker. Wie bei solchen Migrationen üblich bleiben beim Umzug allerdings viele Daten auf der Strecke. So weißt Goodreads darauf hin, Diskussionen in Gruppen könnten aus rechtlichen Gründen nicht übernommen werden. Für langjährige Mitglieder der 2008 von Amazon übernommenen Social-Reading-Community, die damit tausende Beiträge verlieren, zweifelsohne ein Ärgernis.
Auch die eigentliche Abschaltung stößt auf Kritik. Bislang 169 Shelfari-Mitglieder haben eine – eher symbolische – change.org Petition unterzeichnet, die sich gegen die Zusammenführung richtet. Viele Unterzeichner betonen, sich in der kleinen aber feinen Community besser aufgehoben zu fühlen als bei Goodreads, dessen Struktur vielfach außerdem als überkomplex und kompliziert empfunden wird.
Bisweilen rauer Umgangston bei Goodreads
In die gleiche Kerbe schlägt das Buchblog The Readers Room, das die Zusammenführung zuerst vermeldete. Weil Shelfari vorwiegend von Viel-Lesern genutzt werde (anders als Goodreads, das in den USA inzwischen eine sehr große Nutzerbasis hat), seien die Diskussionen dort besonders fundiert und fänden in einem angenehmen Diskussionsklima statt. Auf Goodreads hingegen herrscht bisweilen ein sehr rauer Umgangston.
Gleichwohl konstatiert auch The Readers Room nüchtern, für Amazon ergebe es ökonomisch Sinn, die beiden Projekte unter dem Dach der viel größeren Plattform Goodreads zu betreiben. Die Unzufriedenheit einiger tausend Shelfari-Nutzer nebst dem Wechsel unzufriedener Mitglieder zu Konkurrenzplattformen wie LibraryThing wird da als Kollateralschaden in Kauf genommen.
Schließung nach Kauf kein Einzelfall
Shelfari ereilt damit ein ähnliches Schicksal wie zahlreichen weiteren Akquisitionen von Amazon, aber auch von anderen Unternehmen. Man denke an die von Google geschluckte und unmittelbar danach eingestellte eBook Flatrate Oyster.
Wer sich schon länger im E-Reading-Kosmos bewegt, wird sich außerdem an Stanza erinnert fühlen, eine ehemals sehr beliebte und funktionsreiche App. Nach dem Kauf durch Amazon im Jahr 2009 floss Stanza-Knowhow und -Teamarbeit in die Kindle-App, die originäre – offene – eBook-App hingegen starb einen langsamen Tod und verschwand schließlich 2012 komplett aus den App Stores.
Kommentare
Amazon: Shelfari und Goodreads werden zusammengelegt | AUTHORS CHOICE 21. Januar 2016 um 09:53
[…] lesen.net, […]