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[Update] Amazon: US-Verlag verabschiedet sich

Amazon-Kindle-2-01.jpg104 von 112 Titel aus der New York Times Bestsellerliste seien im Kindle Store aktuell erhältlich, rühmte sich Amazon jüngst im Zuge der Bekanntgabe seiner Geschäftszahlen für 2009 – die meisten zu $9,99 angeboten. Und gerade dieser für Kunden attraktive Kampfpreis soll nun dazu geführt haben, dass das Literaturangebot deutlich geschrumpft ist – in gedruckter wie digitaler Form.

Die Inhalte der Verlagsgruppe Macmillan Publishers, einer Holtzbrinck-Tochter, verschwanden am Freitag Abend spur- und kommentarlos aus dem Angebot von Amazon.com. Betroffen sind mehrere zehntausend Print- und Tausende Kindle-Books.

Weder der Verlag noch Amazon.com wollten sich am Wochenende zu den Entwicklungen äußern. Eine Quelle der New York Times will aber die Gründe kennen: Demnach hat Macmillan Amazon nachdrücklich aufgefordert, die Verkaufspreise der verlagseigenen elektronischen Bücher von $9,99 auf $14,99 anzuheben.Das Unternehmen aus Seattle habe daraufhin "zur Ausdrückung der starken Ablehnung Macmillian temporär aus seinem Online-Shop entfernt." (NYT)

apple-event-ipadMacmillian soll sich bei Amazon ein Vertriebsmodell gewünscht haben, wie sie es in Apples iBookstore bekommen – die Verlagsgruppe ist einer der fünf Launchpartner der eBook-Plattform vom iPad. Hier bekommen Verlage 70% der Verkaufserlöse bei einer Bepreisung nach eigenem Wunsch (meist $13-$16); bei Amazon gibt es für Großverlage 50% des Hardcover-Preises, dafür behält sich der E-Buchhändler eine Festlegung des Pricings vor.

Macmillian drohte nun laut NYT damit, bei Festhalten am alten Modell neue Literatur mit siebenmonatiger Verzögerung im Kindle Store zu publizieren – eine Strategie, die zum Schutz der lukrativeren Hardcover-Verkäufe auch anderswo schon gefahren wird. Amazon war davon offensichtlich überhaupt nicht begeistert, wie das (sicherlich mit empfindlichen Umsatzeinbußen verbundene) Delisting beweist.

zz7401-27-10ipade132b0Obwohl erst in 2-3 Monaten erhältlich, wirft das iPad damit schon heute seine Schatten voraus. Gizmodo sieht im Konflikt den Beginn eines "Apple-Amazon eBook Kriegs", in dem sich die Verlagshäuser größere Flexibilität und Einnahmen zu verschaffen versuchen. Das erste Scharmützel wird dabei auf dem Rücken der lesefreudigen Kundschaft ausgetragen – eBooks werden teurer, kommen später oder sind gar nicht mehr erhältlich. Die Buchindustrie sollte sich dabei allerdings vorsehen, Lesefreunde mit kundenfeindlichen Maßnahmen nicht in die  Arme von Piraten zu treiben.

[Update 01.02.] Amazon hat inzwischen nach eigenen Angaben "kapituliert" und überlässt Kunden nun vielsagend "die Entscheidung, ob es angemessen ist, $15 für einen Bestseller zu bezahlen.

We have expressed our strong disagreement and the seriousness of our disagreement by temporarily ceasing the sale of all Macmillan titles. We want you to know that ultimately, however, we will have to capitulate and accept Macmillan’s terms because Macmillan has a monopoly over their own titles, and we will want to offer them to you even at prices we believe are needlessly high for e-books. Amazon customers will at that point decide for themselves whether they believe it’s reasonable to pay $14.99 for a bestselling e-book.

<Danke Dirk / Update via Bewegliche Lettern>

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Kommentare


netseeker 31. Januar 2010 um 18:51

John Sargent von Macmillan hat sich gestern in einer öffentlichen Mitteilung an alle Macmillan-Autoren gewandt und die Ereignisse aus seiner Sicht dargelegt: http://www.publishersmarketplace.com/lunch/macmillan_30jan10.html

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clinne 1. Februar 2010 um 00:27

Generell ist der Einstieg von Apple in’s Ebook Geschäfte ein guter Schritt in die richtige Richtung, da Amazon als "Quasi"-Monopolist mit den Verlagen machen konnten was sie wollten und mit ihrem proprietären Ebook-Format (umständliches Umwandeln, keine Kompatibilität)dem Markt eher hinderlich waren.

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Thomas Knip 1. Februar 2010 um 04:01

Da ist es natürlich gleich viel kundenfreundlicher, dass Apple versuchen wird, sich als neuer Monopilist zu etablieren und mit einem ebenfalls proprietären Format (ePub mit eigener Verschlüsselung) den Kunden zu binden …

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Wurstfinger 1. Februar 2010 um 04:43

Welches DRM wird Apple den verwenden Herr Knipp? Haben Sie da genauere Informationen? Wird es das gleiche DRM sein bei bei den Musik-Titeln in iTunes? Achja, da gibt es ja gar keines. Warum eigentlich nicht? Achja, weil Steve Jobs da ein Problem mit hatte. Eigentlich doch doof für den Steve wegen der Kundenbindung und so.

Es ist schon erstaunlich, wie bereitwillig sich manche Leute Kritikpunkte ausdenken. Gibts denn nicht genug auf Basis der bekannten Fankten?

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[Meinung] iPad: Jesus oder Judas? » Debatte » lesen.net 1. Februar 2010 um 08:42

[…] auch hier ein kleines Signal: als der CEO von Macmillan, John Sargent, wohl deutlich mehr forderte, schloss Amazon alle Bücher des Verlages aus seinem E-Book-Programm […]

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Johannes 1. Februar 2010 um 08:48

Apple nutzt DRM sicherlich nicht freiwillig aus Freude an der Gängelei/Kettung von Kunden, denke darüber sind wir uns einig. Aber wenn sie (aus dem Übel von Verlagswünschen heraus) Kopierschutz einsetzen müssen, könnten sie sich schon am hiesigen "Standard" – und der heißt nun einmal Adobe-DRM – orientieren. Dass sie das offenbar nicht tun (Adobe schreibt, Apple plane einen eigenen Riegel @Wurstfinger, vgl. hier), ist in der tat wenig kundenfreundlich.

Ciao
Johannes

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Sebastian 1. Februar 2010 um 10:53

Adobe ist kein Standard. Und deren DRM schon gar nicht. Das ist genauso properitär, wie ein DRM von Apple, oder Amazon. Macht keinen Unterschied aus meiner Sicht.
Wenn man von der Nutzung ausgeht, so dürfte an erster Stelle aktuell Amazons DRM liegen. Gefolgt von Adobe. Wenn der iBookstore genauso einschlägt, wie iTunes, relativiert sich das in wenigen Monaten jedoch wieder!

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Xanathon 1. Februar 2010 um 10:58

Lernen die eigentlich nichts aus den Fehlern anderer, beispielsweise der Musikindustrie? Inhalte völlig überteuert anbieten und sich später über die illegal im Netz kursierenden Kopien aufregen…

Macmillan/Holtzbrinck werden zu spät merken, welchen Fehler sie machen.

Davon abgesehen ist jegliches proprietäre Format schlecht für den Kunden, sei es nun von Amazon oder Apple. Wenn ich Apples ePub nur auf Apples iPad lesen kann, ist das Gerät als eReader uninteressant.

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Kurzfristig ausgelistet « trautweinmedia.de 1. Februar 2010 um 16:55

[…] und nicht 50% des Hardcover-Preises, wobei Amazon.com die Bepreisung der ebooks vornimmt. Macmillan drohte nun damit, seine Titel mit siebenmonatiger Verspätung in Kindle-Store zu veröffentlichen. Schlägt der […]

Antworten

iPad: Verleger im Rausch » Debatte » lesen.net 3. Februar 2010 um 14:47

[…] selbst bei einem Kostenpunkt von 15 Dollar. Den amerikanischen Verlagshäusern geht es primär um Autonomie beim Pricing, nicht um einen Mehrverdienst. Zum anderen sei zu den […]

Antworten

B&N verteuert eBooks, entzürnt Nook-Nutzer » eBooks » lesen.net 23. Februar 2010 um 07:48

[…] Gesprächsstoff gab es in den vergangenen Wochen rund um den Konflikt zwischen US-Verlagshäusern – an vorderster Front […]

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Wieviel eBooks wirklich kosten » Debatte » lesen.net 8. März 2010 um 20:31

[…] bereits ein Großverlag gegen Amazons pauschale $9,99-Bepreisung vieler Bestseller, konnte sich erst einmal durchsetzen. Wohl ebenfalls auf Druck aus Verlagshäusern zog Filialist Barnes & Noble kurz darauf die […]

Antworten

Lesetipp: “Autoren sind die Gewinner” » Debatte » lesen.net 4. April 2010 um 16:54

[…] derem eigenen Interesse zum Handeln aufruft. Statt sich von den Furchtappellen rund um Raubkopien, Preisverfall und Monopolbildungen anstecken zu lassen, sollten Schriftsteller die sich bietenden Chancen ins […]

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