"American Sniper": Warum ein Enhanced eBook die iBooks-Charts anführte
Ein biografisches Enhanced eBook steht wochenlang an der Spitze der iBooks Charts, der Verlag kann sich über mehr als 166.000 Verkäufe freuen. Kommt es jetzt, infolge der großen Verbreitung kompatibler Endgeräte (Smartphones, Tablets), doch noch zum Siegeszug "angereicherter" Digital-Bücher? Es läuft auf ein klares Jein hinaus.
American Sniper: Kinoerfolg verschafft Vorlage zweiten Frühling
Fast den kompletten Januar über hatte das Enhanced eBook American Sniper die Spitzenposition der iBooks Charts inne. Das ist umso bemerkenswerter, als das der Titel bereits im Jahr 2012 erschienen ist (und sich schon damals sehr gut verkaufte). Wesentlicher Grund für den erneuten Peak: Die Autobiographie des Scharfschützen Chris Kyle wurde verfilmt, der von Clint Eastwood verantwortete Streifen kam Mitte Januar 2015 in die Kinos. Starker Zuschauerzuspruch – über 400 Millionen US-Dollar Einnahmen bis dato – und 6 Oscar-Nominierungen für den Film entfachten die Neugier an der Buchvorlage neu.
Das Enhanced eBook hat keinerlei direkten Bezug zum Film. Eingebettet sind neben allerlei zusätzlichen Bebilderungen von Kriegsgerät insgesamt 12 exklusive Videos mit dem Autor Chris Kyle. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Kyle, der nach Anzahl der Tötungen "erfolgreichste" Scharfschütze in der Geschichte der US Army, wurde 2013 von einem traumatisierten Irakveteranen erschossen.
Boost für Enhanced eBooks ansich?
In Summe verkaufte sich das Enhanced eBook der Autobiographie bislang mehr als 166.000 mal, freute sich HarperCollins-Verleger Brian Murray im Gespräch mit dem Fachblatt PublishersWeekly, das darin einen Boost für angereicherte Digital-Bücher ansich sieht. Im Artikel sind einige weitere Beispiele dafür aufgeführt, dassinsbesondere verfilmte Inhalte prima multimedial angereichert werden können und sich dann auch einer großen Nachfrage erfreuen.
Bislang nur erfolglose Testballons
Tatsächlich standen bei den meisten Produktionen bislang Aufwand und Ertrag in keinem wirtschaftlichen Verhältnis. Nicht umsonst zogen hiesige Testballons wie das schon 2010 initiierte Rowohl Digitalbuchplus keine Serienproduktion nach sich. Gerade die Nutzer von Smartphones und Tablets sind sehr preissensitiv – auf den Plattformen konkurrieren eBooks mit Spiele-Apps für selten mehr als 4,99 Euro, da gehen mit jedem Euro Aufpreis die Conversions runter.
Enhanced eBook zum Schnäppchen-Preis
Das Enhanced eBook von "American Sniper" ist hier keine Ausnahme. Der Titel kostet in den USA 5,99 US-Dollar, ein selbst für unangereicherte Bestseller günstiger Preis und deutlich unter dem, was normalerweise für Enhanced eBooks ausgerufen wird. Bemerkenswert ist außerdem, das die "Basisausführung" ohne Anreicherungen bei Apple exakt genauso viel kostet. Beim Blick auf Deutschland wird es kurios: Das Enhanced eBook liegt beim deutschen iTunes bei 7,99 Euro, für die übersetzte Basisausgabe sind buchpreisgebundene 11,99 Euro zu bezahlen.
Obwohl der zweifellos riesige Erfolg damit kaum als Indikator für einen Siegeszug von Enhanced eBooks genommen werden kann: Das Beispiel zeigt, dass es bei Biographien, aber auch bei Sachbüchern ein großes Interesse an zusätzlichen Informationen gibt. Die Verbreitung von für Enhanced eBooks nutzbaren Geräten steigt weiter (insbesondere großformatige Smartphones), durch den sich langsam durchsetzenden epub3-Standard sinken die Produktionskosten – vielleicht etablieren sich Enhanced eBooks im zweiten Versuch ja doch noch als eigene Inhalte-Gattung.
Kommentare
Google startet Store für Enhanced eBooks » lesen.net 8. Februar 2016 um 14:07
[…] Geschichten waren für Verlage bislang – mit Ausnahmen – nicht mehr als teure Experimente und fristen ein Nischendasein in den App Stores. Google […]