Apple iOS 8 bringt E-Book-Leihe im Familienkreis
Mit seinem neuen Mobile-Betriebssystem iOS 8 führt Apple eine umfangreiche Verleihfunktion für E-Books ein. Das Konzept ist etwas anders gestrickt als die E-Book-Leihe von Konkurrent Amazon, wird aber wohl an den gleichen Problemen kranken.
Als "größtes Release seit dem Start des App Store" (im Jahr 2008, ein Jahr nach iPhone-Verkaufsstart) preiste Apple am Montag sein iOS 8 an. Das ab Herbst erhältliche Betriebsystem für neuere Generationen von iPhone, iPad und iPod Touch bringt unter anderem einen neuen Dropbox-Klon (iCloud Drive), eine funktional aufgebohrte Nachrichten-App, alternative Tastaturlayouts und eine bessere Vernetzung zum Desktop-Betriebssystem Mac OS.
E-Book-Verleih an bis zu 6 Apple-IDs
Angesichts der Vielzahl von Neuvorstellungen in iOS 8 und Mac OS 11 ging ein wenig unter, dass Apple auch Hand anlegt beim Umgang mit verkauften Inhalten. "Family Sharing" soll "der einfachste Weg sein, Einkäufe, Fotos und Kalender im gleichen Haushalt zu teilen". Neben Apps schließt Apple in seiner Pressemitteilung auch ausdrücklich E-Book-Käufe bei iBooks ein.
E-Book-Käufe sollen mit bis zu sechs Familienmitgliedern (mit verschiedenen Apple IDs) geteilt werden können. Dem Namen der Funktion entsprechend gibt es allerlei Einstellungsmöglichkeiten, womit etwa eine Mutter ihre Shades-of-Grey-Sammlung vor dem Zugriff ihrer Kinder sperren kann.
Die Idee, gekaufte E-Books weiterverleihbar zu machen (wie man es von Print kennt), ist grundsätzlich nichts Neues. Der erste Vorstoß kam – natürlich – von Amazon, schon seit Ende 2010 lassen sich dort in den USA ausgewählte E-Books vom Käufer einmal für 14 Tage an einen anderen Kindle-Nutzer verleihen (hier die Amazon.com-Infoseite dazu). Mittels DRM gibt sich das E-Book dann selbständig zurück, wie man es auch von der Onleihe kennt.
Verlage stehen privatem E-Book-Verleih im Weg
Dass die Funktion nie nach Deutschland schwappte und auch in den USA ein Schattendasein fristet, liegt an der Zurückhaltung der Verlage, die mehrheitlich einen Weiterverleih ihrer verkauften E-Books untersagen (warum sollten mit E-Books auch die gleichen Dinge möglich sein wie mit ähnlich oder genauso teuren Print-Büchern?). Ein ähnliches Schicksal droht Family Sharing: Durch die umfangreiche Verquickung von Nutzer-Accounts scheint hier zwar wirklich sichergestellt, dass das E-Book im Wortsinne in der Familie bleibt (während sich um die Kindle-Leih-Funktion schnell Leih-Marktplätze ausbildeten).
Verlage müssen aber erst einmal davon überzeugt werden, auf zusätzliche Verkaufserlöse durch mögliche Mehrfachverkäufe zu verzichten. Ansonsten bleibt nur der (bei Apple problemlos mögliche und schon heute vielfach praktizierte) Weg, sich im Familienkreis eine Apple-ID zu teilen und so Apps, aber eben auch E-Books nur einmal für mehrere Geräte erwerben zu müssen. Oder natürlich gleich E-Books ohne Kopierschutz zu kaufen.
<Bildnachweis: Apps von Shutterstock>
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