Apples Aversion gegen Print-App-Bundles
Am Wochenende sind Pläne von Apple durchgesickert, ab dem 01. April (zunächst regional begrenzt auf die BeNeLux-Staaten) Abonnements nur noch bei einer Abrechnung über den App Store/iTunes zuzulassen. Gegenwärtig umgehen zahlreiche Zeitungen- und Zeitschriftenverleger (z.B. die c’t), aber auch 'digitale Zeitungskioske' in ihren Apps das Apple-Bezahlsystem und die damit verbundene Umsatzteilung, auch die Kundendaten bleiben auf diesem Weg beim Verlag. Steffen Meier vom Ulmer Verlag kommentiert die Entwicklung.
Matthias Schwenk hatte am Samstag im Carta-Blog darüber berichtet, Tom Barfield geht in "Why Apple can’t be trusted with the future of news"sogar so weit, Apple sein Mißtrauen auszusprechen: Das Unternehmen will wohl Bundles aus Zeitungen und Apps unterbinden.
Aus nachvollziehbaren Gründen – etwa, um die jeweilige App zu pushen – bieten einige Zeitungsverlage ihre Print-Abonnements mit einer kostenlosen App an (die für Nichtabonnenten kostenpflichtig ist). Aus ebenso nachvollziehbaren Gründen gefällt dies Apple gar nicht – die Marge von 30% des Verkaufserlöses für die Jungs aus Cupertino geht damit verlustig.
Das könnte jetzt aber doch weitgehendere Konsequenzen auch für klassische Buchverlage haben, als es zunächst aussieht – wurde das Bundling doch immer bei E-Books als Möglichkeit gesehen, den in Deutschland momentan etwas trägen Markt anzuschieben und das digitale Produkt zu verbreiten. Auch gibt es durchaus inhaltliche Gründe: Jedem Verleger fallen sicherlich Buchtitel ein, bei denen eine begleitende App Sinn ergibt – etwa vertiefende Informationen im Buch, vernetzte location based services auf dem Handy und so weiter.
Ob es dadurch zu einem Schwenk der Produkte hin zu mobilen Websites kommt, sei einmal dahingestellt. Noch hat die App-Economy in vielerlei Hinsicht effektiv Vorteile (Abrechnung, DRM). Aber seitdem es Mobile Bücher/Apps immer schwerer haben, nicht in der schieren Masse unterzugehen (also der Marketing-Effekt des App-Stores immer mehr konterkariert wird) und es vielen Entwicklern leichter fällt, mobiles Web zu bauen, sollte man zukünftig noch ernsthafter über die Plattform nachdenken, die man denn da bedienen will.
Sonst kann es ganz schnell gehen, dass einem Apple einen Strich durch die Rechnung macht…
Kommentare
Timo 17. Januar 2011 um 15:35
Na so wirklich verwunderlich finde ich das nicht. Die Verlage wollen die Infrastruktur von Apple, also den AppStore nutzen um Geld zu verdienen, aber Apple soll nichts davon abbekommen.
Mir wäre es eh am Liebsten es würde weder mobiles Web noch für jede Zeitschrift eine eigene App benutzt, sondern die Zeitschriften gibt es einfach in einem Standardformat wie Epub, damit ich mich nicht mit lauter verschiedenen Murks-Viewern (wie zuletzt dem unterirdischen Viewer von c’t) herumschlagen muss, die eh nie besser sein werden als die speziell dafür ausgelegten allgemein verwendbaren Programme wie GoodReader, Kindle App etc.. Aber das wird wohl ein Traum bleiben, jede Zeitschrift meint ihr eigenes Süppchen kochen zu müssen :-(
Rainer 17. Januar 2011 um 16:23
Man muss wohl dabei unterscheiden, ob Apple lediglich die App verkauft, der Traffic/Content inkl. der Verrechnung aber über die Server des Anbieters (Verlag) läuft. Oder ob Apple auch mit Traffic belastet wird und die Abo-Abrechnung durch die App für den Verlag übernimmt.
Sollte Apple lediglich die App verkauft haben, fände ich das neue Modell äußerst fragwürdig. Wäre ja so, als würde mein Autohersteller auch beim Tanken mitkassieren.
Sven 17. Januar 2011 um 16:42
Ich wüsste nicht warum man als Verlag nicht statt einer nativen App eine entsprechende Webapp entwickelt um seine Kunden mit Onlineausgaben der eigenen Zeitung zu versorgen. Die erweiterten Features einer nativen App, wie Zugriff auf Kalender/Adressbuch, Nutzung der Kamera usw. werden doch bisher auch nicht genutzt.
Michael 17. Januar 2011 um 17:29
Letztendlich wird das auch nicht auf ePapers beschränkt bleiben. Apple scheint damit zu sagen "wenn ihr Geld mit einer App verdient, muss das Geld über uns kommen" (einzige Ausnahme wird dann wohl (vorerst) Werbung in der App zu sein).
In nächster Konsequenz bekämen dann auch beispielsweise die Kindle-App (die Bücher werden "an Apple vorbei" verkauft) oder jegliche App von Diensten mit kostenpflichtigen Premium-Accounts (Evernote, Spotify, …) Probleme und würden aus dem Store geschmissen.
Timo 17. Januar 2011 um 17:47
Man kann da sicherlich extrem in beide Richtungen argumentieren: Andersherum müsste Apple, wenn es den Verlagen diese Art des Geldverdienens an Apple vorbei erlaubt, es jedem Appp Entwickler erlauben seine App gratis als Demo in den AppStore zu stellen und die volle Funktionalität dann über von Apple unabhängige Zahlungen (also nicht über die üblichen InApp Käufe, bei denen Apple mitkassiert) freizuschalten. Das würde sicher jeder Entwickler gerne machen um die 30%, die Apple momentan bekommt zu sparen, und Apple hätte ruckzuck einen AppStore ohne an den Apps etwas zu verdienen.
So oder so, irgendwo wird Apple da wohl eine Grenze ziehen müssen, und bei einzelnen Verlagen können sie damit durchkommen. Amazons Kindle ist vermutlich schon wieder was anderes, wenn sich Amazon vom iPad zurückziehen würde, dann würde das sicherlich einige Kunden zum Wechsel auf andere Tablets bewegen.
Thomas Knip 18. Januar 2011 um 14:38
"In nächster Konsequenz bekämen dann auch beispielsweise die Kindle-App (die Bücher werden “an Apple vorbei” verkauft) […] Probleme"
Damit ist nicht zu rechnen, denn im Fall vom Kindle verdient Apple durch das verkaufte iPad.
Es ist unwahrscheinlich, dass sich Magazinleser wegen einer kostenlosen App einen iPad kaufen; bei (potenziellen) Kindle-Lesern ist dies sehr viel wahrscheinlicher bzw. schon passiert.
Apple profitiert also indirekt von der Kindle-App. Bei den Print-App-Bundles dagegen nicht.
Rudi 19. Januar 2011 um 08:54
@Rainer: Zu Deinem Beispiel, das passt nicht so ganz, denn Dein Tankwart schenkt Dir ja schließlich nicht Dein Auto unter zuhifenahme der gesamten Vertriebs-Infrastruktur Deines Autoherstellers, welche er für Umme nutzt. Oder doch? Denn dann wüsste ich gern wer Dein Tankwart ist.
Die Verlage wollen einfach den ganzen kostenintensiven Teil des Vertriebs von Apple für lau haben mit ihren Modell. Da kann ich Apple durchaus verstehen, dass sie da ihren Anteil haben wollen. Denn iPad/Pod/Phone sind letztlich für die Verlage ein Vertriebskanal mit einem sehr lukrativen Potential und den hat Apple alleine aufgebaut. Probier doch mal ein Produkt über das Vertriebsnetz von ALDI zu verkaufen. Da würdest Du erleben was echte Knebelverträge sind und bei '70% vom Umsatz für Dich' da ersticken die vor Lachen.
Anke 19. Januar 2011 um 15:06
Und andererseits hat Microsoft Windows entwickelt, aber man muss nicht jede Software über einen Microsoft Shop kaufen (mit 30% Preisaufschlag, der an Microsoft geht).
Timo 19. Januar 2011 um 16:52
@Anke
Gib mir gleichwertige Windows-Software genauso billig wie im AppStore, und ich zahle liebend gerne 30% Aufschlag dafür :-)
André 20. Januar 2011 um 11:03
@Rudi
Das iPad wird nicht verschenkt. Apple hat also schon gut dran verdient. Genau wie ein Autohersteller. Nur möchte der Autohersteller eben kontrollieren, welches Benzin ich tanke und dran verdienen will er auch noch. Und das nicht nur einmalig (was okay wäre), sondern dauerhaft.
Rudi 23. Januar 2011 um 08:30
@Andre
Im Bundle wird die App verschenkt. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass es ein Auto von dem Hersteller ist. Die Tanke boselt eine Karre zusammen, die nur bei ihr tanken kann, verschenkt diese an Kundn und will dafür aber den Showroom des nobelsten Autoherstellers für lau nutzen. Dass da der Autohersteller was für haben will kann ich zumindest durchaus nachvollziehen.
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