Auch Weltbild geht an Finanzinvestor [Update]
Für die insolvente Verlagsgruppe Weltbild scheint ein Käufer gefunden. Medienberichten zufolge schluckt der Münchner Finanzinvestor Paragon Partners den zweitgrößten deutschen Buchfilialisten. Die ersten Reaktionen fallen unterschiedlich aus.
Das Manager Magazin und die Süddeutsche Zeitung vermeldeten am gestrigen Sonntag unter Berufung auf Finanzkreise, Paragon habe sich die Mehrheit an Weltbild gesichert. Ein entsprechender Vorvertrag sei bereits unterzeichnet worden. Der Finanzinvestor übernehme alle Unternehmensteile, damit bleibe Weltbild die befürchtete Zerschlagung erspart. Aktuell gibt es noch von keiner Seite eine Bestätigung, am heutigen Montag soll Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz allerdings die Belegschaft informieren wollen.
In den Monaten nach Einreichung des Insolvenzantrages waren diverse angebliche und tatsächliche Interessenten durchgesickert. Favorit von Belegschaft und Vertragspartnern dürfte der Holtzbrinck-Konzern gewesen sein, daneben waren auch Bastei Lübbe und der Thalia-Eigner Advent zumindest an Teilen des Weltbild-Geschäftes interessiert. Nun ist es also ein branchenfremder Partner geworden.
Gemischtes Echo
Finanzinvestoren in der Buchbranche sind nichts Neues. Weltbilds Tolino-Partner Thalia gehört ebenso einem Finanzinvestoren wie der Wissenschaftsverlag Springer SBM. Wohl auch darum ist das erste Echo aus der Branche verhalten positiv. Der Buchreport schreibt von "sicheren Planungs-Verhältnissen" für die nächsten drei bis fünf Jahre, das Börsenblatt gar von einem "großen Aufatmen" in der gesamten Branche.
Deutlich kritischere Töne kommen von branchenfremden Spezialisten: So weist Jochen Krisch (Exciting Commerce) darauf hin, für Weltbild sei kaum eine große Summe bezahlt worden — von einer "Investition" für Paragon könne darum keine Rede sein. Außerdem verweist er auf den Motorrad-Zubehör-Hersteller Polo, bei dem seit der Übernahme durch Paragon (ebenfalls aus der Insolvenz heraus) massiv der Rotstift angesetzt worden ist.
Weitere Filialschließungen wahrscheinlich – Tolino-Allianz profitiert
Tatsächlich sollten sich die Mitarbeiter gerade in den Buchhandlungen keinen Illusionen hingeben: Paragon wird das Unternehmen auf Effizienz trimmen, den jüngst angekündigten rund 50 Filialschließungen werden noch viele weitere folgen. Eine gute Nachricht ist der Einstieg des Finanzinvestors hingegen für die Tolino-Allianz, deren weiteres Wachstum im ökonomischen Sinne der Kapitalgeber sein dürfte.
[Update 14:30 Uhr: Inzwischen ist die Beteiligung von Paragon bestätigt. Der Finanzinvestor erhält 51 Prozent der Anteile einer neuen Betriebsgesellschaft, die Gläubigerbanken und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bleiben im Boot.]
Kommentare
Weltbild Rettung verzögert sich » lesen.net 1. Juli 2014 um 16:49
[…] Die Übernahme der insolventen Verlagsgruppe Weltbild durch Paragon gerät zur Hängepartie. Spätestens am 30. Juni sollten eigentlich die Verträge zum Einstieg des Finanzinvestors unterschrieben werden, doch zu wesentlichen Punkten konnte noch keine Einigkeit erzielt werden. Leidtragende sind gekündigte wie verbliebene Mitarbeiter, die Konkurrenz profitiert. […]
Weltbild-Rettung gerät zur Farce: Paragon raus, Droege übernimmt » lesen.net 16. Juli 2014 um 15:26
[…] nimmt eine weitere überraschende Wendung. Der vom Insolvenzverwalter als idealer Partner präsentierte und von der Branchenpresse schon als Heilsbringer gefeierte Finanzinvestor Paragon hat sich aus den […]