Aufregung um SEO-Spam im Kindle Store
Im Kampf um mehr Sichtbarkeit im Kindle-Store nutzen manche Autoren und Verlage auch unlautere Mittel. US-Berichten zufolge geht Amazon nun härter gegen Bücher vor, die mit irreführenden Suchbegriffe beworben werden. Doch bei näherem Hinsehen erweist sich diese Darstellung zumindest als zweifelhaft.
Die US-Buchvermarkterin Penny Sansevieri beschreibt in ihrem Blog, wie ein von ihr betreuter Titel angeblich ohne Vorwarnung aus dem Programm genommen wurde. Als Grund wurde angegeben, dass die Suchbegriffe in den Metadaten gegen Amazons Richtlinien verstießen. Offenbar hatte Sansivieri bei den Schlagworten auch Namen anderer Autoren und Titel fremder Bücher benutzt. In einem Folgebeitrag führt Sansevieri aus, wie das Buch durch Mails an Jeff Bezos und Amazons-Kindle-Direct-Publishing-Abteilung relativ schnell wieder online gebracht worden sein soll. Die Vermarkterin schließt aus der Episode darauf, dass Amazon härter gegen solche Regelverstöße vorgehe, und warnt alle Indie-Autoren, ihre Bucheinträge so bald wie möglich zu überpüfen. Aber ist so viel Alarmismus wirklich begründet?
SEO-Spam: Kein neues Phänomen
SEO-Spam ist kein neues Phänomen. Google und Co kämpfen schon seit Jahren gegen die schwarzen Schafe in der Branche für Suchmaschinenoptimierung. Für Webseiten gibt es in diesem Zusammenhang sogar ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, demzufolge falsche Meta-Tags als irreführende Werbung beurteilt werden können. Auch Amazon stellt, wie erwähnt, klare Richtlinien für Metadaten auf. Denn gerade für eBooks gilt: Aufmerksamkeit und ein hohes Ranking in den Suchergebnissen sind bares Geld wert.
"Keyword Stuffing", wie etwa in dieser Beschreibung, und ähnliche Manipulationen sind im Kindle Store immer wieder anzutreffen. Während manche Methoden sehr offensichtlich sind, ist gerade die missbräuchliche Verwendung von Schlagworten nicht ohne Weiteres zu erkennen. Diese Begriffe bleiben für den Endanwender unsichtbar und werden nur von Amazons Such-Algorithmen ausgewertet.
Gibt es wirklich mehr Abmahnungen?
Sansevieri erklärt, es sei es bisher sogar ratsam gewesen, fremde Namen und Titel in die Metadaten aufzunehmen. Amazons Haltung dazu habe sich erst jetzt geändert. Andere Autoren warnen schon länger davor, dass Amazon dies nicht erlaube. Die US-Kollegen von Goodereader schreiben – leider ohne genaue Quellenangabe oder Details – von "einer wachsenden Anzahl von Autoren", die Abmahn-Mails wegen solcher Verstöße erhielten, angeblich betreffe dies auch Titel großer Verlage. In diesen Mails wird den Autoren in der Regel eine Frist gesetzt, um die beanstanden Suchbegriffe zu entfernen. Erst nach Ablauf dieser First werde das Buch offline genommen. Auch in Sansevieris Fall wurde so eine Aufforderung laut Amazon versandt. Diese soll allerdings angeblich nie bei der Verfasserin angekommen sein, so dass diese vom Verkaufsstopp ihres Buches überrascht wurde. Alleine daraus auf ein härteres Vorgehen Amazons zu schließen, wäre allerdings vorschnell. Die Kommentatoren im Literatur-Blog "The Passive Voice" hingegen können in Amazons Vorgehen dann auch weder etwas besonders Neues noch Bemerkenswertes erkennen. Die entsprechenden Regeln gebe es schon lange, und sie würden auch schon seit geraumer Zeit durchgesetzt werden.
Wahrscheinlich nur geschickte Selbstvermarktung
Tatsächlich gibt es wenige Hinweise darauf, dass Amazon aktuell besonders hart agiert. Die von Sansevieri beschriebene Strategie lässt sich ohne Einblick in die Metadaten nicht direkt nachweisen, aber Beispiele für zumindest grenzwertige Verwendung der Buchbeschreibung lassen sich auch im deutschen Kindle Store schnell finden. Viele Autoren und Leser würden sich hier vielleicht sogar eine schärferes Vorgehen Amazons wünschen, immerhin kann Kindle-Store-SEO zu verfälschten und im Endeffekt weniger nutzwertigen Resultaten von Suchen führen. Insgesamt wirkt es bisher so, als folgere Sansevieri allein aus der Tatsache, dass diesmal eine ihrer Autorinnen betroffen war, dass die Regeln nun nun strikter ausgelegt würden. Vielleicht folgt sie aber auch nur ihrem Vermarkter-Instinkt und nutzt den Fall schlicht als Gelegenheit, um möglichst viel Aufmerksamkeit für sich und das Buch ihrer Klientin zu erzeugen.
Kommentare
Aufregung um SEO-Spam im Kindle Store – Webdesign, Suchmaschinen Optimierung, Online Marketing 28. Dezember 2013 um 07:22
[…] Aufregung um SEO-Spam im Kindle Store SEO-Spam ist kein neues Phänomen. Google und Co kämpfen schon seit Jahren gegen die schwarzen Schafe in der Branche für Suchmaschinenoptimierung. Für Webseiten gibt es in diesem Zusammenhang sogar ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, … Read more on lesen.net […]
Wie manipulierbar ist der Kindle Store? » lesen.net 11. September 2014 um 19:22
[…] möglichst vieler suchrelevanter Schlüsselbegriffe in Überschrift und (Meta-)Text (siehe auch unser Artikel aus 2013). Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Nummer 14 der […]