Bestsellerautorin beklagt eBook Pricing
Nachdem der Aufschwung digitaler Literatur gerade in den USA von Autoren bislang überwiegend positiv beurteilt wurde – für Urheber ergeben sich Margen und Verdienstmöglichkeiten weit über Print-Niveau, hinzu kommt eine größere Unabhängigkeit -, werden die großen eBook-Händler nun von prominenter Seite unter Beschuss genommen. Sandra Brown, deren Romanzen und Thriller regelmäßig auf der NY Times Bestsellerliste zu finden sind, fühlt sich angesichts der (im Vergleich zu Print) niedrigen Preise beim eBook-Kauf "beinahe schuldig".
Beim Branchentreffen Thrillerfest outete sich Brown als leidenschaftliche Kindle-Nutzerin, möchte die Bequemlichkeit des Kaufprozesses nicht mehr missen. Beim Pricing höre der Spaß für sie allerdings auf: Als Autorin wisse sie um die in den Entstehungsprozess gesteckten "Schweiß und Tränen" – wenn sie könnte, würde sie gerne mehr bezahlen.
Das Kernproblem sieht Sandra Brown in der wohl kaum umkehrbaren Konditionierung der US-Lesefreunde: "Die große Kehrseite [von eBooks] ist, dass die [Händler] Anfangs nicht genug verlangten. Die Preise solten näher an Hardcover sein", so Brown. Abschläge von über 60% für die digitale Ausgabe – etwa bei Dan Browns Lost Symbol – sind in den USA keine Seltenheit, Amazon offerierte lange Zeit nahezu die komplette New York Times Bestsellerliste zum Einheitspreis von 9,99 US-Dollar. Inzwischen gestalten sich die Preise im Kindle Store zwar etwas heterogener, die meisten eBooks kosten aber immer noch weniger als die Hälfe ihrer gedruckten Äquivalente.
Browns Forderung nach höheren Preisen (die in ähnlicher Form übrigens nicht nur von Verlagsseite, sondern auch von eBook Reader Herstellern kommt) ist angesichts ihrer Erfahrungswerte hinsichtlich des mit dem Schreiben verbundenen Arbeitsaufwand sicherlich nachvollziehbar, greift allerdings zu kurz. Zum einen lassen sich über niedrigere Preise eine größere (zahlende) Leserschaft erreichen, zum anderen sieht der Verfasser bei eBooks prozentual deutlich mehr vom Verkaufspreis – erst recht natürlich, wenn man den Sprung zun Selbstverlag wagt (seit ein paar Tagen bis zu 70% Revenue Share). Stephen King hat sogar bereits eine Novelle exklusiv für den Kindle Store verfasst und publiziert.
Weiterhin hat die Autorin bereits die berechtigte Frage aufgeworfen, ob höhere Preise überhaupt Akzpetanz fänden: Der Buchhändler Barnes & Noble hatte mit einer deutlichen Verteuerung von eBooks für seine Nook-Plattform kurzzeitig einen bedeutenden Teil seiner Kundschaft gegen sich aufgebracht.
<via Mediabistro>
Kommentare
Icke 14. Juli 2010 um 10:31
Soll sie doch einfach nach Deutschland kommen, höhere Preise für ebooks gibts wohl sonst nirgends auf der Welt :(
derMatt 14. Juli 2010 um 10:39
Oh, oh lieber Johannes, bitte noch mal Korrekturlesen!
Johannes 14. Juli 2010 um 10:48
@matt Naja, hab' jetzt zwei kleine Typos finden können, da hast du dir die Dramatik von Brown wohl zueigen gemacht :) Danke anyway,
Ciao
Johannes
freepanthera 15. Juli 2010 um 13:24
Eine Lösung wäre den Hardcoverpreis nehmen und davon den Autoren vergüten und dann müsste der Verlag die Druckkosten wegrechnen.
So kommt ein fairer Preis raus.
Bei Hardcoverpreisen stelle ich sonst die Frage, wieso soll ich 56 Euro für eine PDF zahlen die fast 1000 Seiten hat und sehr unhandlich ist?
Dazu gibt es kein E-Bookreader der bunt ist und eine Handliche Grösse hat.
Bret Easton Ellis: iPad regt zum Lesen an » Debatte » lesen.net 26. Juli 2010 um 20:56
[…] (Lagerung, physische Auslieferung) kommt beim Autoren in Summe trotzdem gutes Geld an. Der Meinung seiner Kollegin Sandra Brown, die im gegenwärtigen eBook Pricing den Wert der künstlerischen […]
Dramatischer Preiskampf in Großbritannien » eBooks » lesen.net 16. August 2010 um 20:42
[…] In Deutschland ist ein solches “race to the bottom” somit erst einmal nicht zu erwarten – besonders natürlich, solange Amazon den deutschen Markt de facto weiträumig umgeht. Für Konsumenten sind Preiskriege ohnehin ein zweischneidiges Schwert: Der unmittelbaren Ersparnis steht die Gefahr einer Monopolisierung gegenüber (US-Filialist Barnes & Noble hat in den USA derzeit einige Probleme), abseits wirtschaftlicher Erwägungen kann zudem ein Verlust der Wertschätzung gegenüber den Schriftstellern beklagt werden. […]
Johannes Haupt: Drastischer eBook-Preiskampf in UK « buchreport.blog 17. August 2010 um 08:47
[…] In Deutschland ist ein solches “race to the bottom” somit erst einmal nicht zu erwarten – besonders natürlich, solange Amazon den deutschen Markt de facto weiträumig umgeht. Für Konsumenten sind Preiskriege ohnehin ein zweischneidiges Schwert: Der unmittelbaren Ersparnis steht die Gefahr einer Monopolisierung gegenüber (US-Filialist Barnes & Noble hat in den USA derzeit einige Probleme), abseits wirtschaftlicher Erwägungen kann zudem ein Verlust der Wertschätzung gegenüber den Schriftstellern beklagt werden. […]