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BiblioTech: Papierlose Bibliothek in Texas ist ein Erfolgsmodell

In Texas gibt es seit letztem Herbst eine öffentliche Bücherei ohne gedruckte Bücher. Das Projekt BiblioTech setzt komplett auf eBooks und wendet sich dabei an eine überraschende Zielgruppe – mit Erfolg.

Wer die BiblioTech zum ersten Mal betritt, könnte denken, er habe sich in der Tür vertan. Nichts erinnert an eine Bücherei. Das Design wirkt, als habe jemand einen Apple-Store im 70er-Jahre-Retrolook ausgestattet. Klassische Regale mit Papierbüchern sucht man vergebens, statt dessen finden sich lange Tische mit großen iMacs darauf.

Hippes Retro-Design: Das Innenleben der BiblioTech

Hippes Retro-Design: Das Innenleben der BiblioTech

Dennoch: Es handelt sich um eine Zweigstelle des öffentlichen Bibliothekssystems von Bexar County. Im Bestand sind derzeit 10.000 Titel. Allesamt eBooks aus der 3M Cloud Library, einer Art US-Gegenstück zur deutschen Onleihe. Vor Ort in der BiblioTech lassen sich Computer und Tablets nutzen, für das Lesen zuhause stehen Leihgeräte zur Verfügung: 600 eBook Reader für Erwachsene sowie 200 Geräte (wohl Nook-Tablets), auf die spezielle Inhalte für Kinder geladen wurden. Daneben gibt es Internetkurse, Audiobooks, Sprachlernprogramme und vieles mehr.

eBooks auch und gerade für Einkommensschwache

Die Entwicklung ist eigentlich nur folgerichtig. In den USA gehören Bibliotheken und Computer schon lange zusammen. Der kostenlose Internetzugang ist wohl eine der größten Attraktionen dortiger öffentlicher Bibliotheken, vor allem für Menschen, sie sich selbst keinen eigenen Internetzugang leisten können. In diese Kerbe schlägt auch BiblioTech. Trotz des hippen Designs findet sich die Bibliothek  nicht etwa im schicken Einkaufsviertel oder in Uni-Nähe. Statt dessen wurde sie bewusst in eine einkommensschwache Nachbarschaft gebaut, in der es nicht einmal einen Buchladen gibt.  Das Ziel war dann auch, ein größeres Buchangebot für ärmere Gesellschaftsschichten zu schaffen.

Niedrigere Kosten als für klassische Bibliotheken

Nach vier Monaten Betrieb zieht die leitende Bibliothekarin eine positive Bilanz: BiblioTech wird gut angenommen. Für das erste Jahr rechnen die Betreiber mit mehr als 100.000 Besuchern. Trotz des Andrangs sei bisher noch keines der Geräte gestohlen worden. Auch die Kosten sind mit 2,3 Millionen Dollar sogar niedriger als bei vielen klassischen Bibliotheken. Das Geld, das in die zusätzliche Elektronik investiert wurde, wurde dadurch wieder wettgemacht, dass die Statik des Gebäudes nicht auf das beachtliche Gewicht gedruckter Bücher ausgerichtet werden musste.

Die klassische Bibliothek – ein Auslaufmodell?

Es ist sicher nicht damit zu rechnen, dass demnächst alle Bibliotheken so aussehen werden, schon alleine weil es noch immer beträchtliche Altbestände gibt, die nur auf Papier existieren. Doch laut einem NBC-Bericht wird das Projekt aufmerksam beobachtet. Selbst aus Hongkong sei schon eine Delegation da gewesen. Vielleicht werden zukünftigen Blbliotheksnutzern also die langen Regalreihen ähnlich altmodisch und unpraktisch vorkommen wie uns heute der klassische Zettelkatalog, der früher Standard in jeder Bibliothek war.

<Bildnachweis: Alter Karteikasten von Shutterstock>

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Kommentare


Gelesen in Biblioblogs (2.KW’14) | Lesewolke 13. Januar 2014 um 08:06

[…] papierlose Bibliothek in Texas sorgte für Beachtung im Bibliothekswesen. Lesen.net berichtete von dieser Einrichtung und ersten, guten Erfahrungen (via […]

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