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Bonnier einigt sich mit Amazon, Einheitsfront zerfällt

Der Konditionenstreit zwischen Amazon und führenden Verlagen ist beigelegt, zumindest in Deutschland. Nachdem kurz vor der Buchmesse schon Bastei Lübbe einen langfristigen Vertrag mit dem Online-Händler unterschrieben hat, haben sich jetzt auch die Bonnier-Verlage (unter anderem Ullstein, Carlsen, Piper) mit Amazon geeinigt und stimmen versöhnliche Töne an. Andere wollen weiterkämpfen.

Schlusspunkt nach fünf lauten Monaten

Seit Mai beschäftigte der öffentlich ausgetragene Poker um Einkaufskonditionen zwischen Amazon und einigen Großverlagen die Buchbranche und darüber hinaus Kultur- und Wirtschaftspresse. In den USA (Hachette) und in Deutschland (Bonnier) verzögerte Amazon die Auslieferung von Titeln betroffener Verlage, was dem Unternehmen massive Kritik aus nahezu der gesamten Branche einbrachte. Mediale Höhepunkte waren im August offene Briefe von renommierten internationalen und deutschen Autoren, auf die dann wiederum amazonfreundliche Indie-Autoren mit einem offenen Brief antworteten, sowie allerlei Aktionen im Rahmen der Frankfurter Buchmesse in diesem Monat.

Schon kurz vor der Messe hatte sich Bastei Lübbe, wie Bonnier und Hachette mit Amazon im öffentlichen Konditionenstreit, langfristig geeinigt. Am gestrigen Montagabend meldete nun auch Bonnier Vollzug. "Diese Vereinbarung wird auf faire Art und Weise allen drei Parteien gerecht – den Forderungen und Vorstellungen von Amazon und den Verlagen sowie den Interessen der Autoren", ließ sich Bonnier-Deutschland-Chef Christian Schumacher-Gebler in der Pressemitteilung zitieren.

Praktische Auswirkungen: Die Lieferverzögerungen von Titeln von Ullstein, Carlsen, Piper & Co. dürften damit der Vergangenheit angehören. eBooks dieser Verlage dürften außerdem wieder in den Kindle Deals der Woche und ähnlichen Aktionen zu finden sein.

Die Einigung führt zu einer Spaltung der Einheitsfront von Verlagen und Autoren, denn längst nicht alle Schriftsteller scheinen dem Frieden zu trauen. Die Initiative Fairer Buchmarkt, Initiator des deutschsprachigen offenen Briefes an Amazon und unterstützt von über 2.000 Einzelpersonen, wolle ihre Arbeit jedenfalls nicht einstellen. Sprecher Tobias Kiwitt ließ verlauten, man "bereite gerade die nächste Aktion vor". Die Einigung von Bastei Lübbe jedenfalls sei ein falscher Kompromiss.

Weniger Hysterie täte Debatte gut

Die Kritik an Amazon wird mit Sicherheit nicht verstummen, dafür werden schon die Buchhändler und die Lobbyvereinigung Börsenverein Sorge tragen. Und das US-amerikanische Unternehmen wird mit Sicherheit auch in Zukunft noch genug Angriffsfläche für Kritik liefern, von Arbeitsbedingungen in Logistikzentren über Versteuerung im Ausland bis hin zu aggressiver Geschäftspolitik mit dem Fernziel, alles aus einer Hand anzubieten. Es wäre aber zu begrüßen, wenn die Debatte mit dem beendeten Konditionsstreit ihre Hysterie verlieren würde, die in den letzten Monaten besorgniserregende Ausmaße annahm.

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Kommentare


Amazon wankt » lesen.net 9. Dezember 2014 um 13:42

[…] nach Beilegung des Konditionenstreits kommt Amazon also partout nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Die Kernvorwürfe – […]

Antworten

Bonnier (Piper, Ullstein, Carlsen, …) wohl unmittelbar vor DRM-Abschied [Update] » lesen.net 23. Juni 2015 um 10:58

[…] 2014 geriet Bonnier in die Schlagzeilen, weil sich das Mutter-Unternehmen im Konditionenstreit öffentlich mit Amazon anlegte und es daraufhin zu deutlichen Lieferverzögerungen bei Amazon-Bestellungen von Titeln der […]

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