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Borders pleite, Kobo eBooks (vorerst) sicher

borders_groupsq_jpg_280x280_crop_q95Es war die Branchenmeldung der vergangenen Woche: Die Buchhandelskette Borders, in den USA mit gegenwärtig über 600 Filialen, meldete Insolvenz an und versucht sich nun – gesetzlich "behütet" vor Gläubigern – mittels einer umfangreichen Restrukturierung gesund zu schrumpfen. Über das Gemeinschaftsunternehmen Kobo ist Borders auch im eBook-Markt sehr aktiv; hier sollen Kunden von der Pleite zwar nicht tangiert werden, dennoch wirft die Insolvenz ein fades Licht auf die gegenwärtigen Vertriebsstrukturen digitaler Literatur.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Insolvenz veröffentlichte Kobo  – ein eBook-Händler, an dem neben Borders vor allem der kanadische Retailer Indigo beteiligt ist – ein umfangreiches FAQ für eBook-Kunden von Borders und von Kobo. Darin betont das Unternehmen mehrfach, unabhängig und "finanziell sicher" aufgestellt zu sein; für die digitale Literatursammlung der weltweit mehr als 2,4 Millionen Nutzer bestehe entsprechend keine Gefahr.

kobo-e-reader-ctia-2010Kobo betreibt nicht nur kobobooks.com, sondern ist als Dienstleister auch für das digitale Sortiment von Borders verantwortlich. In sofern scheint dem eBook-Ökosystem – geshoppte und in der "Wolke" gespeicherte Literatur wird nicht nur aufs konnektive Lesegerät, sondern via Apps auch auf iOS-, Android- und PalmOS-Devices sowie auf Blackberrys synchronisiert – vorerst keine Gefahr zu drohen.

Die Pleite einer Buchhandelskette, die noch vor einem halben Jahrzehnt auf massivem Expansionskurs lag, offenbart nichts desto trotz eine Schattenseite des Trends zum vernetzten Lesen. Macht eine Plattform dicht, ist im schlimmsten Fall die komplette teuer erkaufte (beziehungsweise tatsächlich eher lizensierte) Literatursammlung dahin. Gegenwärtig sind zwar bei allen Händlern noch manuelle Backups möglich; allerdings wurde etwa bei Google schon laut über eine komplett cloudbasierende Lösung nachgedacht.

Wenn erst einmal "streamende" Lesegeräte ohne eigenen Gerätespeicher in den Handel kommen, werden die ersten komplett in der Wolke angesiedelten Angebote sicherlich nicht lange auf sich warten lassen. Der Fall Borders zeigt, dass man sich als Kunde hier auch nicht auf große und vermeintlich unfehlbare Marken verlassen kann; auch US-Marktführer Barnes & Noble (Nook) hat mit wachsenden Verlusten zu kämpfen und ist gegenwärtig auf der Suche nach einem neuen Eigentümer. Die schöne neue Connected Reading Welt kann auch hier ganz schnell vom schon überwunden geglaubten "USB-Zeitalter" abgelöst werden, wenn im Zuge einer Pleite die Sync-Server offline genommen werden.

Idealer Weise sollte man beim eBook-Bezug gleichermaßen ein komfortables vernetztes Leseerlebnis sowie eine vollwertige, zukunftssichere Datei erhalten. Letzteres ist de facto nur bei von (hartem) Kopierschutz freien Texten gegeben, die sich beliebig konvertieren lassen; Lesefreunde sollten nicht die Fehler von frühen Kunden der Musikindustrie wiederholen, die etliche vor einem halben Jahrzehnt erworbene Musikdateien (Stichwort z.B. ATRAC3) heute überhaupt nicht mehr oder nur noch auf einigen wenigen antiquierten Endgeräten abspielen können.

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Kommentare


Thomas Knip 22. Februar 2011 um 15:51

Wie schon an anderer Stelle betont – nie war die (DRM-befreite) lokale Kopie so wertvoll wie heute …

Ein cloudbasiertes Gerät ohne eigene speicher wird bis zum ersten Firmencrash seine Kunden finden.
Und danach wie Blei in den Regalen liegen. Das wäre jetzt schon eine Totgeburt.

Google verkennt hier den Unterschied zwischen "User" und "Leser".

Antworten

Weltbild vor der Pleite? » Debatte » lesen.net 16. September 2013 um 17:13

[…] Zahlen und wechselt seine Führungskräfte derzeit im Quartalstakt aus, sein Konkurrent Borders musste schon im Jahr 2011 Insolvenz anmelden. Auch der deutsche Weltbild-Rivale Thalia stand in den letzten Jahren angeblich immer mal wieder […]

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