Random House sagt Adobe DRM ade [Update: technischer Fehler]
[Artikel vom 01.09. 13:30 Uhr, Update gekennzeichnet] Völlig überraschend verabschiedet sich die Verlagsgruppe Random House (Bertelsmann) hierzulande von hartem Kopierschutz. Die eBooks von Heyne, Goldmann, Blanvalet und den weiteren Konzernverlagen werden jetzt mit "weichem" Kopierschutz (Wasserzeichen) ausgeliefert – damit könnte die letzte Stunde für die ungeliebte Adobe-Verschlüsselung geschlagen haben.
Seit wenigen Tagen werden die eBooks der Random-House-Verlage über den Auslieferer Libreka (gehört dem Börsenverein) mit weichem Kopierschutz ausgeliefert, wie Mitglieder unseres Forum am Freitag entdeckten (Thread unten). Offenbar handelt es sich um eine umfassende Umstellung: Wir haben zahlreiche Stichproben angestellt und keinen einzigen Random-House-Titel gefunden, der noch hart verschlüsselt ist. eBooks wie Der Distelfink (Goldmann) wie Der Sommer der Blaubeeren (Blanvalet) kommen als cleane epub-Dateien auf den Rechner und können ganz legal konvertiert und beliebig verschoben werden.
Umstellung im Verborgenen
Auch in von Libreka belieferten eBook Stores sind die Random-House-Titel ohne harten Kopierschutz zu bekommen, etwa im Online-Shop des Regionalfilialisten Osiander. Dort zeigt man sich überrascht: "Wir haben seitens Verlag oder Libreka keine Informationen zum Thema erhalten, sondern schlicht Datenupdates mit entsprechenden Einstellungen zum Kopierschutz", sagte uns Osiander-eCommerce-Chef Tobias Schmid. Man freue sich aber natürlich über jeden Schritt weg von hartem DRM.
Selbst die Pressestelle von Random House wusste adhoc nichts von der Umstellung und musste intern Rücksprache halten, gleiches gilt für die MVB. Damit ist natürlich auch ein Fehler nicht ganz auszuschließen, aufgrund der Vielzahl der betroffenen Titel und der inzwischen mehrtägigen DRM-freien Auslieferung aber doch sehr unwahrscheinlich. Sobald wir Rückmeldungen auf unsere Anfragen haben, werden wir diesen Artikel entsprechend aktualisieren [Update 19:30 Uhr: Inzwischen haben wir eine Stellungnahme von Random House erhalten: Es handelt sich um einen technischen Fehler, der schnellstmöglich behoben wird. Aktuell sind die eBooks der Konzernverlage bei Libreka und infolge dessen auch bei Osiander immer noch ohne hartes DRM zu bekommen – daran hätte man sich gewöhnen können.]
DRM-Phalanx bröckelt – gut gegen Amazon
Random House, Holtzbrinck (Rowohlt, Droemer Knaur, S. Fischer, …), Bonnier (Piper, Carlsen, Ullstein, …): Die großen Konzernverlage waren bislang treue Kunden von Adobe, während sich viele kleinere Verlage wie Hanser und zuletzt HoCa von hartem Kopierschutz verabschiedeten. Wenn sich Random House, immerhin die größte Velagsgruppe der Welt, jetzt dauerhaft von Adobe DRM abwendet, hat das ohne Zweifel eine große Signalwirkung auch für die anderen Konzernverlage.
Damit könnte der ohnehin seit Jahren geknackte Adobe-Kopierschutz ein Auslaufmodell sein. Bleibt Kindle DRM: Amazon zwangsverschlüsselt auch eBooks von Verlagen, die ohne harten Kopierschutz ausliefern, genannt sei etwa Bastei Lübbe. Angesichts von ungeliebter Amazon-Dominanz und Konditionen-Streit wäre ein flächendeckender Abschied von Adobe DRM das schlauste, was Verlage tun könnten, und tausendfach effektiver als jeder offene Brief. Denn damit würde konkurrierenden Plattformen und eBook Stores ein echter Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Walled Garden Amazon verschafft.
Kommentare
The First Domino has Fallen: Random House Drops Adobe DRM in Germany – The Digital Reader 1. September 2014 um 16:38
[…] been no formal announcement from Penguin Random House, but lesen.net is reporting that they have numerous confirmations in their user forums that the change has been […]
Meistverkaufte Kindle Books ohne Kopierschutz – wann reagiert Amazon? » lesen.net 15. September 2014 um 15:02
[…] erhältlichen Verlagstitel “frei” verkauft. Die Konzernverlage, die nach wie vor geschlossen auf Adobe DRM setzen, spielen Amazon hier voll in die […]
“Autor will es so”: Neuer Fitzek-Thriller ohne Kopierschutz » lesen.net 23. Oktober 2014 um 16:21
[…] Imprints der Verlagsgruppe Holtzbrinck sind gemeinhin mit hartem Kopierschutz versehen. Neben Random House zählt das Stuttgarter Unternehmen zu den eisernsten Verfechtern von Adobe DRM & Co; einzig […]
Börsenverein: DRM brandmarkt Kunden als potenzielle Diebe » lesen.net 15. Januar 2015 um 18:54
[…] beim Vertrieb von eBooks” sieht Heinrich Riethmüller auf Verlagsseite verortet, und zwar im immer noch von vielen großen Verlagen verwandten harten Kopierschutz. Damit würden die Verlage […]