Buchempfehlungsseite Flipintu wird umstrukturiert
Eines der ambitioniertesten deutschen Buchentdeckungsprojekte der letzten Jahre steht auf der Kippe. Die zur Frankfurter Buchmesse 2013 ans Netz gegangene und im Frühjahr 2014 noch einmal komplett überarbeitete Empfehlungsplattform Flipintu wird erheblich umstrukturiert, das komplette redaktionelle Team geht von Bord.
Konzipiert war Flipintu von Beginn an als Alles-Entdeckungs-Plattform. Neben Büchern aggregierte die Seite auch Rezensionen, Blogartikel und Texte aus Zeitschriften. Nutzer geben ihre Interessen an, infolge dessen bekommen sie individualisierte Empfehlungen für Inhalte. Von Beginn an sollten große Brötchen gebacken werden: Das im April ans Netz gegangene Redesign kommt von SinnerSchrader, allein das Marketing-Budget lag nach Angaben der Gründer "im deutlich sechsstelligen Bereich".
"Nicht fertig geworden"
15 Monate nach dem Start wurde jetzt, für Außenstehende relativ unvermittelt, die Handbremse gezogen. Zum Jahresende 2014 schloss die bisherige Zentrale von Flipintu in Krefeld, wo vor allem an Strukturierung und Kategorisierung der Inhalte gearbeitet wurde. Die bisherige Geschäftsführerin Joerdis Beatrix Schulz, erst im August von der Mayerschen gekommen (wo sie unter anderem die Buch-Community wasliestdu.de verantwortete), verließ das Unternehmen, ebenso die festangestellten Mitarbeiter.
Das Kapitel Flipintu wird damit noch nicht final geschlossen. Die Geschäftsführung übernimmt Gesellschafter Ralph Möllers (Book2Look, Quinto Verlag), die Entwicklung wird jetzt vom Book2Look-Team in München vorangetrieben. "Wir sind einfach noch nicht fertig geworden mit der Plattform und müssen noch weiter in die Technik investieren", sagte uns Möllers. Parallel zur Arbeit an der Plattform gebe es "aussichtsreiche Gespräche mit strategischen Investoren und weiteren Partnern."
Neben technischen Unzulänglichkeiten dürfte der nach einschlägigen Indikatoren extrem mäßige Nutzer-Zuspruch ursächlich für den radikalen Kurswechsel sein – Flipintu dürfte gegenwärtig maximal einige Hundert Besucher pro Tag haben, was in keinem Verhältnis zu den initialen Ausgaben und den zuletzt laufenden Personalkosten steht. Vielleicht wird nach der technischen Vollendung ja noch noch einmal ein neuer Anlauf genommen. Damit das ambitionierte Projekt doch noch ein Erfolg wird, scheinen aber tiefgreifende Veränderungen von Nöten.
Baustelle Buchentdeckung
Seit Jahren arbeiten zahlreiche Verlage und Startups daran, Bücher besser entdeckbar zu machen – angesichts eines immer überlaufeneren Marktes mit im digitalen Raum endloser Regalfläche und der wegfallenden Empfehlungs-Funktion des stationären Buchhandel. Die erfolgreichen Projekte lassen sich gleichwohl an einer Hand abzählen – am ehesten ist sicherlich noch die Holtzbrinck-Community Lovelybooks zu nennen, das technisch der US-Konkurrenz allerdings meilenweit hinterher hinkt und wo sich vor allem Extrem-Viel-Leser tummeln. Eine wirkliche Alternative zu Amazons ansich ziemlich dummem "Kunden kauften auch" und ähnlichen Store-Algorithmen ist nicht in Sicht.
Kommentare
Aus dem Lesetagebuch: KW 3 – 2015 : Die Leserin bloggt … 18. Januar 2015 um 08:00
[…] Umstruktierung bei Flipintu! ⇒ Die Bücher-Entdeckungsplattform Flipintu hatte zuletzt gerade mal ein paar hundert Besucher pro Tag. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, welcher Aufwand und Kosten dahinterstecken. Jetzt soll ein neues Team die Plattform vorantreiben, besonders die technische Umsetzung soll verbessert werden. Ich persönlich bin bei Flipintu angemeldet, finde die Idee dahinter noch immer super interessant und vor allem hilfreich, doch ich nutze die Plattform wegen Schwierigkeiten beim Handling nicht mehr. Von daher: Go, go, go! Eine Buchentdeckungsplattform wollen wir doch alle! […]