Buchhändler tauscht Kindle gegen Buchgutscheine
Amazon ist nicht nur das Feindbild der hiesigen Buchbranche: Ein australischer Buchhändler – gleichzeitig Vorsitzender des nationalen Buchhändler-Verbandes – hat jetzt die "Kindle Amnestie" ausgerufen. Wer seinen Kindle im Laden abliefert und zeitgleich einen neuen E-Book-Reader kauft, kriegt 50 australische Dollar (40 Euro). Eine Blaupause auch für Deutschland?
Pages & Pages, nach eigenen Angaben einer der größten Buchhändler Sydneys, bringt in seiner Pressemitteilung zur Tauschaktion ganz ähnliche Argumente wie die hiesigen Buy-Local-Initiativen. Anders als Amazon beschäftige man lokale Mitarbeiter, unterstütze lokale Schulen, stärke die lokale Infrastruktur und bezahle Steuern in Australien. Außerdem begäben sich Kindle-Kunden (in Australien kontrolliere Amazon 65% des E-Book-Marktes, 75% aller E-Book-Reader im Umlauf seien Kindles) in einen "Walled Garden", in dem sie auch noch hemmungslos ausgehorcht würden.
Als Alternative preist Pages & Pages seinen BeBook Touch an, einen offen WLAN-Reader mit Adobe-DRM-Support für epub- und pdf-Dateien (hat in Deutschland keinen namhaften Vertriebspartner). Wer sich das Gerät im Buchladen kauft (Kostenpunk: 180 australische Dollar, rund 140 Euro) und seinen Kindle zurücklässt, bekommt dafür einen 50-Dollar-Geschenkegutschein.
Abseits vom PR-Stunt: Für Kunden ist die "Kindle-Amnestie" nur attraktiv, wenn sie einen älteren Kindle ihr Eigen nennen; aktuelle Modelle erlösen auf dem Gebrauchtmarkt deutlich mehr als die in Aussicht gestellten umgerechnet 40 Euro.
"Wettbewerbswidriges Verhalten", "gefälschte Rezensionen"
Eine besondere Brisanz und Relevanz bekommt die Aktion dadurch, das Pages-and-Pages-Inhaber Jon Page (sic!) in Personalunion Vorsitzender der Australian Booksellers Association ist. Offenbar sollen jetzt schwerere Geschütze gegen den Online-Händler aus Seattle aufgefahren werden, auch rhetorisch: In der Pressemitteilung wirft Page Amazon "wettbewerbswidriges Verhalten" vor und beschuldigt das Unternehmen, seine Kunden "mit gefälschten Buchrezensionen in die Irre zu führen" – das kann durchaus ein rechtliches Nachspiel haben.
Ob die Buchhändler auch hierzulande (noch mehr) auf Konfrontationskurs zu Amazon gehen, wird auch vom Erfolg der Buy-Local-Initiativen abhängen. (Mehr) Wettbewerb ist immer gut für die Kunden, eine krawallige Schlammschlacht (wie infolge der ARD-Amazon-Reportage schon teilweise angezettelt) steht der altehrwürdigen Buchbranche aber mit Sicherheit nicht gut zu Gesicht.
Kommentare
Hektor 19. April 2013 um 12:15
Was man so liest vermittelt manchmal einen Kindergarten Eindruck.
Warum soll ich lokal einkaufen wenn der Service mies ist, die Auswahl nicht vorhanden oder zu klein ist, die Preise unverschämt überteuert (ja, doppelte Steigerung) sind, entweder lange Fahrten gemacht werden müssen oder umständliche Parkplatzsuche dazu kommt (meistens sogar beides).
Die Händler sollten lieber Anreize schaffen um Kunden zu gewinnen, anstatt darüber zu meckern das es jemand anderes anscheinend besser macht.
Ich schaue nicht nur auf den Preis.
Aber wenn ich ewig suchen muss bis ich jemanden finde, der mir helfen kann und dann auch noch schlecht beraten werde, dazu in einem unhöflichen Ton, dann komme ich doch so schnell nicht wieder.
Auch nicht wenn kurz danach "Buy Local" geschrien wird.
Thomas 21. April 2013 um 16:58
Johannes, so wünschenswert eine "Kindle-Amnesie" sein mag, handelt es sich wenn, dann doch um eine Kindle-*Amnestie*. ;)
Australian Bookshop’s fight against Amazon gets international attention | Bite The Book – Book Reviews and Industry Views 22. April 2013 um 00:44
[…] https://www.lesen.net/ebooks/buchhandler-tauscht-kindle-gegen-buchgutscheine-6361/ […]
Johannes 22. April 2013 um 09:41
Danke, korrigiert =)
Ciao
Johannes