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Clean Reader: Neue App für "sauberes" Lesevergnügen

Zum Schutz von Kindern vor nicht kindgerechten Inhalten gibt es nicht nur Altersbeschränkungen bei Filmen, sondern mittlerweile auch Sperren für sämtliche Internet-fähigen Geräte, von Computern über Handys bis zum Fernseher. Mit Clean Reader ist jetzt auch eine Gratis-App für die freiwillige Zensur von eBooks zu haben.

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Screenshot aus der App mit zensierten Wörtern

Entwickelt wurde der Clean Reader (iOS-App, Android-App) von besorgten Eltern mormonischen Glaubens, die ihr Kind vor Beleidigungen und Schimpfwörtern selbst in altersgerechter Literatur schützen wollen. Drei verschieden starke Filter – clean, cleaner, squeaky clean – können mit der App über das eBook gelegt werden. Schlimme Wörter werden dann mit einem hellgrauen Balken überdeckt, und ein kleiner blauer Punkt in der Mitte schlägt beim Antippen ein "sauberes" Synonym vor.

Filter funktioniert nur auf Englisch

Die App bietet einen eigenen eBook-Store mit mehr als einer Million Titel in verschiedenen Sprachen, darunter auch viele aktuelle Bestseller. Die umfassende Sprachauswahl ist allerdings ein wenig irreführend, denn filtern kann die App nur englische Begriffe. Im Deutschen kann dagegen ungeniert geflucht oder explizit beschrieben werden. Das einzige, was den Clean Reader dabei stört ist das Wort "dick", was im Deutschen vielleicht nicht immer nett, aber dennoch erlaubt ist.

Stöbern, Kaufen und Lesen innerhalb der App

Neben der Lektüre von über die App geladene eBooks soll es auch möglich sein, eigene eBooks in die App zu übertragen. The Digital Reader ist das mit der iOS-App gelungen, uns mit der Android-App nicht.

In jedem Fall müssen eBooks in der App gelesen werden, damit der Filter greift. Die App bietet die üblichen Komfort-Optionen wie das Einstellen von Schrift und Helligkeit, das Setzen von Markierungen und Lesezeichen sowie eine Kommentarfunktion. Die Entwickler weisen in ihren FAQs ausdrücklich darauf hin, dass ihr Programm keine Copyrights  verletzt, da die eBooks nicht permanent verändert werden sondern nach entfernen des Filters wieder in ihrer Ursprungsform gelesen werden können.

Zensur ist immer ein Diskussionsthema

In den USA wird der Clean Reader gerade heiß diskutiert. Vom Aufschrei gegen die Zensur bis zu der Meinung, dass Kinderbücher entsprechende Wörter erst gar nicht enthalten sollten, ist alles vertreten. Das erinnert sehr an die erst vor kurzem geführte Debatte um veränderte Neuauflagen beliebter Kinderbücher. Im Zentrum dieser Diskussion standen in den USA Mark Twains "Huckleberry Finn", in Deutschland vor allem Ottfried Preußlers "Die kleine Hexe". In beiden Fällen war das Wort "Neger" Stein des Anstoßes.  

Der Clean Readers bietet hier prinzipiell eine Lösung, da es sich um eine freiwillige Form der Zensur handelt. Er bietet dem Leser die Möglichkeit zu wählen, ob er ihm das Werk in seiner ursprünglichen oder in einer "sauberen" Form mehr Freude bereitet.

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Kommentare


Der Schmutz siegt: Autoren protestieren erfolgreich gegen Zensur-App Clean Reader » lesen.net 30. März 2015 um 18:04

[…] des Monats hatten wir über die neue Gratis-App zur Entfernung von Schimpfwörtern und Obszönität aus eBooks berichtet. Nicht nur in unserem lesen.net-Forum, sondern auch in der breiten […]

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