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Datenschutz der E-Book-Anbieter im Vergleich

"Was weiß mein E-Book-Händler über mich, und wie sicher sind meine Daten?", fragt sich so mancher Lesefreund. Die Eletronic Frontier Foundation hat verschiedene Plattformen miteinander verglichen – und kommt zu einem auf den ersten Blick durchaus überraschenden Ergebnis.

Der Umgang eines Anbieters mit den Daten seiner Kundschaft ist nicht selten maßgeblich bei der Entscheidung für oder gegen eine Plattform – besonders natürlich bei Amazon, das seine Kunden besonders eng an sich bindet. Über Amazon kursieren auch die meisten Schreckensmeldungen von aus der Ferne gelöschten E-Books oder ganzen aufgelösten Bibliotheken.

Die Datenschützer der Eletronic Frontier Foundation (Wikipedia) haben insgesamt neun E-Book-Anbieter bzw. -Dienstleister hinsichtlich verschiedener Privacy-Kriterien unter die Lupe genommen. Darunter sind mit Google, Kobo und Amazon allerdings nur drei in Deutschland aktive Händler. Das Internet Archive ist unkommerziell, Barnes & Noble ist ebenso wie Sony, Overdrive und IndieBound (noch) nicht hierzulande mit einem E-Book-Store präsent und der ebenfalls untersuchte Adobe Content Server läuft quasi außer Konkurrenz.

Die Kriterien im Einzelnen

Trackt der Anbieter die E-Book-Suchanfragen?

Bei den kommerziellen Anbietern bekam einzig Adobe das Zeugnis ausgestellt, keine Suchen zu tracken – das ist auch technisch gar nicht möglich, weil der DRM-Dienstleister erst nach einem Kauf in den Transaktionsprozess eingreift. Auch das Internet Archive trackt keine IP-Adressen.

Kann der Anbieter nach dem Kauf nachvollziehen, was wie lange gelesen wird? Wie verhält es sich mit anderswo erworbenen E-Books?

Hier stehen fast überall Fragezeichen: Syncende Anbieter wie Kobo und Amazon merken sich bekanntlich das gerade gelesene E-Book und die letzte Textstelle, daneben wandern Notizen und Markierungen in die Cloud. Wie (lange) die Informationen gespeichert und verarbeitet werden, ist aber ebenso unklar wie der Umgang mit E-Books aus fremden Quellen.

Wie kompatibel ist die Hardware mit E-Books aus fremden Quellen

Keine Neuigkeit für E-Book-Interessierte: Die Kindle-Familie kommt nicht mit epub-Dateien klar, sämtliche anderen Anbieter verstehen das Amazon-Format AZW nicht. Sind die Dateien nicht kopiergeschützt, kann mittels Gratis-Tools wie Calibre aber in die eine oder andere Richtung konvertiert werden.

Merkt sich der Anbieter abgeschlossene E-Book-Käufe? Kann er Käufe aus anderen Quellen nachvollziehen?

Die erste Frage wird fast durchweg mit "ja" beantwortet – Ausnahmen sind wiederum das Internet Archive und Adobe. Was die Anbieter mit Dateien anderer Anbieter anstellen, die in ihr Ökosystem überführt werden, ist hingegen ungewiss.

Mit wem kann der Anbieter die gesammelten Daten teilen?

Hier wird es interessant: Google und Amazon geben die Daten "nur" an Behörden weiter und nutzen sie für ihre eigenen Dienste (derer es viele gibt, vor allem bei Google). Sony und Kobo geben dagegen auch persönliche Daten an die Verleger weiter, deren digitale Zeitungen und Zeitschriften der Kunde bezieht – gut für die Publisher, nicht unbedingt gut für den Kunden.

Haben Kunden die Möglichkeit, die vom Anbieter gesammelten Daten einzusehen und zu löschen?

Einzig Kobo erlaubt über seine Nutzungsbedingungen den Zugang zu und die Löschung von sämtlichen personenbezogenen Daten.

Kann der Anbieter Daten ohne Zustimmung des Kunden an Dritte weiterreichen?

Ausgerechnet das vielgescholtene Google verhält sich hier vorbildlich: Kunden müssen sich explizit damit einvrstanden erklären, wenn Dritte ihre Daten haben wollen. Alle anderen Anbieter ermöglichen ihren Kunden allenfalls eine Austragungsmöglichkeit, allerdings teilweise auch nur für Werbebotschaften.

Viel Nachholbedarf beim Datenschutz

Unter dem Strich steht Adobe als besonders datenschutzfreundliches Unternehmen dar. Doch der Eindruck trügt, tritt Adobe doch nur als Dienstleister für E-Book-Stores auf, die wiederum ihre eigenen Privacy Policys und Datenspeicher haben. Auch das Internet Archive läuft praktisch außer Konkurrenz.

Die großen E-Book-Stores geben sich in Sachen Datenschutz alle nichts – Amazon mag vielleicht besonders konsequent und plakativ Daten sammeln, ist aber bei weitem kein Einzelfall. Klar ist auch: Komfortfeatures wie die Synchronisation von E-Books samt Meta-Informationen und Notizen über verschiedene Geräte hinweg gibt es nicht ohne eine zentrale Datenspeicherung. Bei Transparenz und Zugänglichkeit der eigenen Daten gibt es aber überall noch erheblichen Nachbesserungsbedarf.

<heise via Forum>

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Kommentare


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