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Rowohlt: Enhanced eBooks zur Buchmesse

Nach rund 450 1:1 Adaptionen von gedruckter Literatur forciert der Rowohlt-Verlag (Holtzbrinck-Gruppe) im Oktober die nächste Zündstufe seiner eBook-Strategie.  "Ein neues E-Book-Format mit Videos, Tonspuren und interaktiven Elementen" soll Verlagsinhalte auch auf Tablets und Smartphones angemessen in Szene setzen. Dabei beschränken sich die "Anreicherungen" nicht auf Sachliteratur – selbst Romane werden hardwaregerecht optimiert.

Hinter dem etwas orwellsch anmutenden Namen digitalbuchplus verbirgt sich eine neue Formatreihe von Rowohlt, deren erste drei Titel zur Frankfurter Buchmesse in den Handel (bzw. in den App Store/iBookstore) kommen. Den Kollegen der Bergedorfer Zeitung gewährte Rowohlt unter der Woche bereits eine Preview zum Look’n’Feel: Vorgestellt wurde eine um allerlei multimediale Inhalte ergänzte Albert Einstein Monografie von Ulrich Wickert. Die Erweiterungen werden dabei ihren Preis haben: 20-30% über Print soll der Titel liegen; sicherlich auch ein Fingerzeig aufs geplante Pricing des gesamten Sortiments.

strohfeuerLehrbücher wie die Einstein-Monografie, Ratgeber und ähnliche Publikationen mit multimedialen Erweiterungen sind längst keine Seltenheit mehr – Platzhirsch Amazon.com offeriert über seine Kindle-Apps bereits seit Ende Juni multimediale eBooks; auch im iBookstore sind entsprechende Titel verfügbar. Rowohlt begibt sich bei der Titelwahl nun aber auf (weitgehend) neue Wege: Mit Sascha Lobos heute erscheinendem Debutroman Strohfeuer befindet sich auch klassische Belletristik unter den Launchtiteln.

Rowohlt behandelt die genaue Ausgestahlung der Erweiterung von Strohfeuer noch als Verschlusssache, und so durfte uns auch Sascha Lobo noch nicht allzu viel verraten. "Es handelt sich weniger um eine klassische Multimedialität, als vielmehr um eine konzeptionelle Bereicherung, die auch inhaltlich relevant sein wird", so Lobo zu lesen.net.

Damit scheinen im Zuge der Portierung tatsächlich auch erzählerische und strukturelle Veränderungen vorgenommen zu werden, wie sie der Schriftsteller Bret Easton Ellis (American Psycho) für enhanced eBooks gerade erst anregte. Im Bezug auf die Idee zur iPadisierung von Strohfeuer stapelt Sascha Lobo allerdings noch (etwas) tief: "Sie ist jetzt aber auch nicht das überraschendste Konzept der westlichen Zivilisation."

Während die multimediale Anreicherung von Sachbüchern zweifelos eine Menge Potenzial birgt und den Nutzwert der Inhalte deutlich erhöhen kann, gehen die Meinungen zur Überarbeitung von Romanen weit auseinander. Ein wesentlicher Makel – im Kopf des Lesers geschaffene Bilder und Geschichten werden zerstört, die Imagination eingeschränkt – ist kaum zu umschiffen; in jedem Fall bedarf es eines durchdachten Konzepts, um einen klassischen Roman via Portierung tatsächlich auf eine höhere Erlebnisebene zu hieven.

ipad-ibooks-readingAuch Sascha Lobo schränkt ein: "Generell ist meine Vorstellung von angereichterten Büchern, dass es sich nicht bei jedem Buch eignet. Bei den meisten Romanen zum Beispiel eher nicht." Was von der Strohfeuer-Portierung zu halten ist, wird sich erst zur Buchmesse beurteilen lassen; wer nicht so lange warten möchte, einen Vergleich wünscht, keinen iDevice sein Eigen nennt oder einfach das originäre Romanerlebnis wünscht, kann ab sofort zum Hardcover greifen (18 Seiten Leseprobe @ buch.de). Ein "konventionelles" eBook hat Rowohlt leider noch nicht anzubieten.

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Kommentare


André 17. September 2010 um 14:28

Erinnert irgendwie an diese Multimedia-CD-ROMs aus den 90ern. Die waren damals schon nicht so der Knaller. :)

Wie auch immer, bei 30 Prozent Preisaufschlag zur Printausgabe verabschiede ich mich schon mal aus der Zielgruppe.

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R 17. September 2010 um 16:36

Bei Sachbüchern und Zeitschriften kann ich mir das durchaus vorstellen.
In einer mittelfernen Zukunft, in der die E-Reader groß, flach und wenigstens ETWAS flexibel sind.
Und natürlich FARBIG anzeigen.

Ansonsten ist das das gleiche Strohfeuer wie das ganze Theader um die 3D-Fernseher auf der IFA 2010.
Was nutzen einem all die (ebenso teuren wie ) tollen Geräte, wenn es derzeit mal gerade 3 (!) einzelne 3D-Filme zu kaufen gibt, und die Rundfunkanstalten noch nicht mal mit den IFA-Themen der vergangenen Jahre, nämlich Digitalfernsehen auf breiter Front (also terrestrisch, per Kabel und Satellit; Ö-rechtl. UND private Sender!) aufwarten können. Von (720p aufgelöstem) HDTV (oder gar Full HD) mal ganz zu schweigen!

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carokann 17. September 2010 um 18:54

Grossbritannien hat die Memoiren eines Stephen Fry, wir das "Strohfeuer" von Sascha Lobo. Was sollte da schon schiefgehen?

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microm 17. September 2010 um 19:48

Hat vielleicht einer von euch mal den Film Der Schatzplanet gesehen?

Vielleicht stellen die sich SO einen richtigen Reader vor…

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Alaska 18. September 2010 um 01:15

Habe gerade den Verriß in der FAZ gelesen und bedauere daher auch nicht, kein iPad zu haben. Mir scheint, daß hier fehlende Qualität durch formale Spielereien überspielt werden soll. Hier ein Link zur vollständigen Rezension:

http://www.buecher.de/shop/buecher/strohfeuer/lobo-sascha/products_products/content/prod_id/29822662/

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Stefan 18. September 2010 um 19:49

Man muss sich doch langsam fragen, wohin das Ganze führt.
So nett diese ganzen Gedankengänge sind, so aberwitzig sind sie auch!

Ich kann bei einem gedrucktem Buch auch keine Video- oder Audioinhalte mir anschauen bzw. hören.

Das Ganze entfernt sich immer mehr vom ursprünglichen Zweck eines Readers; und zwar einfach nur lesen!!!

Wenn ich sowas will, dann bitte als Inhalt für einen Computer/Laptop oder Touchpad.
Aber sowas gehört definitiv nicht auf einem Ebook-Reader.

Die ganzen Verlage sollten sich lieber mal Gedanken über die Preise von ebooks machen und wie man die Preisbindung für diese aufheben kann.

Antworten

Popup-Buch fürs iPad, Enhanced Books in Frankreich » eBooks » lesen.net 22. September 2010 um 09:11

[…] Enhanced eBooks in den Startlöchern: Rowohlt hat erste Publikationen seiner digitalbuchplus-Reihe für die Frankfurter Buchmesse versprochen, in anderen Verlagshäusern wird noch fiebrig an Konzepten gearbeitet. Bis auf die Königsfragen […]

Antworten

Thomas Knip 22. September 2010 um 21:44

Das Hauptproblem besteht für mich darin, dass man dann spezielle Geräte zur Anzeige der "enhanced" eBooks benötigt.

Da sich weder ePub noch PDF für solche Spielereien eignen, kann man es also nur als Apps oder als selbstlaufende Programme anbieten.

Eine "geniale" Idee, Leser noch fester an den Gerätehersteller zu binden. Von der Freiheit des Buchs allerdings Lichtjahre entfernt. Und von der Idee eines offenen Standards für eBooks nicht minder.

Antworten

Wird es ein Buch 2.0 geben? 30. September 2010 um 11:08

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