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Download-Forum boerse.bz sperrt Deutsche aus

Das Forum boerse.bz, eine der meistbesuchten deutschsprachigen Websites überhaupt und ein zentraler Umschlagplatz unter anderem für illegale E-Books, hat seine Download-Bereiche mit einer IP-Sperre versehen. Die Betreiber nennen "Druck der Industrie" als zentralen Grund dafür, dass Deutsche jetzt nur noch über kostenpflichtige Umwege an "ihre" Dateien kommen.

An diesem Montag überraschten die Betreiber von boerse.bz (oder einfach nur "die Börse") ihre Mitglieder und Besucher mit einer verhängnisvollen Ankündigung. "Wir mussten uns leider dazu entschließen, Besucher aus einigen Länder aus den Download-Foren auszusperren", heißt es im kurzen Text. Dazu zähle auch Deutschland. Grund für den drastischen Schritt sei Druck der deutschen Content-Industrie sowie häufiger "Link Abuse", also die Meldung und in der Folge Sperrung von illegalen Dateien bei den Web-Hostern. Wer mit deutscher IP-Adresse die Download-Bereiche für Filme, Musik oder auch E-Books ansteuert, wird seit Montag auf ebendiese Ankündigung weitergeleitet.

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Spürbarer Rückgang bei neuen Angeboten

boerse.bz

boerse.bz

Eine Lösung für die deutschsprachigen Besucher hat die Administration freilich bereits parat. Mit dem kostenpflichtigen VPN-Anbieter hide.me könne man die IP-Sperre problemlos umgehen, heißt es. hide.me wird seit langem massiv auf der Börse beworben, die Plattformen sind mindestens eng miteinander verbandelt, vermutlich haben sie sogar die gleichen Betreiber.

Reaktionen auf die IP-Sperre ließen nicht lange auf sich warten: Innerhalb von zwei Tagen sammelten sich allein in einem Thread mehr als 2.000 Kommentare an. Nahezu einhelliger Tenor: Die boerse.bz-Betreiber wollten ihre Mitglieder schröpfen, das lasse man sich nicht gefallen und kehre der Plattform den Rücken. Tatsächlich ergab ein kurzer Blick in die Content-Foren, dass die Zahl der neu hinzugekommenen Dateien in den zwei Tagen deutlich zurückgegangen ist.

Bedeutsamer als boox.to-Aus

Ist die IP-Sperre von Dauer, ist sie für die Buchindustrie noch bedeutsamer als die Offline-Schaltung der zwar publizitätsstarken, aber im Vergleich marginalen E-Book-Download-Seite boox.to Ende vergangenen Jahres.
Öffentliche Besucherzahlen zu boerse.bz (oder einfach nur "die Börse", wie Mitglieder sie nennen) gibt es nicht, aber die Indikatoren bei den einschlägigen Analysediensten sind eindeutig. Similarweb etwa errechnet 7,2 Millionen Visits der Seite im Juni 2014 und Platz 138 der meistbesuchten Websites in Deutschland. Zum Vergleich: Der größte deutsche Online-Store für Bücher, weltbild.de, kommt beim gleichen Dienst auf 1,7 Millionen Visits im Juni und Platz 700 in Deutschland. Die Amazon-Analysetochter Alexa gibt für boerse.bz sogar einen deutschen Traffic-Rank von 101 an.

Beide Dienste gehen von rund 80 Prozent deutschsprachigen Besuchern aus, der reale Wert dürfte infolge des Einsatzes von VPNs sogar noch höher sein. Ohne Frage führten die meisten Besucher illegale Handlungen im Schilde. E-Books machten gegenüber Software und Filmen zwar nur einen kleinen Teil der nachgefragten Dateien aus, trotzdem reichte es wohl für die klare Nummer 1 bei den E-Book-Download-Seiten, weit vor spezialisierten Anbietern.

boerse.bz: Legale Alternativen nehmen zu

Das Problem illegaler E-Book-Downloads ist mit der Umstellung von boerse.bz natürlich nicht vom Tisch, auch nicht im Bezug auf Foren. Richtig groß wurde die Börse erst, nachdem Warez-Urgestein gulli.com – ebenfalls auf Druck der Industrie – seine Download-Foren komplett vom Netz nahm. Und auch von einem Aus von boerse.bz, zumindest als "Massen-Anbieter", werden andere Foren profitieren, solange es keine legalen Alternativen gibt.

Hier hat sich in den letzten zwei bis drei Jahren freilich einiges getan – die Content-Industrie ist längst nicht so schlafmützig, wie ihr vielfach unterstellt wird. So haben Spotify & Co. die Zahl illegaler Musik-Downloads in vielen Ländern (etwa in Skandinavien) nahezu auf Null gedrückt. Im Filmbereich gibt es ein gutes Dutzend Streaming-Anbieter mit immer besserem Angebot (Amazon Prime Video gibt es bis einschließlich dem heutigen Mittwoch übrigens mit 20 Euro Preisvorteil). Und auch bei E-Books geht es mit Leih- und Flatrate-Konzepten wie Skoobe definitiv in die richtige Richtung, wenngleich die Entwicklung hier im Vergleich wohl noch am wenigsten fortgeschritten ist.

<Bildnachweis: Download von Shutterstock>

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Kommentare


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boerse.bz wird zu boerse.to – neue Chance für Verlage » lesen.net 22. August 2014 um 16:17

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boerse.bz scheintot: Hütchentrick mit Folgen » lesen.net 17. November 2014 um 15:36

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