Downloadkarten bringen eBooks in die Buchhandlung
Zwei dezidierte Anbieter bieten Downloadkarten im Buchhandel an. Mit ihnen kann man nicht nur eBooks verschenken, sondern gleichzeitig auch dem Buchhändler ein Geschenk machen.
Seit eBooks keine Nischenprodukte mehr sind, sitzt den Buchhändlern die Angst im Nacken. Viele fürchten, dass ihnen ein ähnliches Schicksal wie das der Plattenläden bevorsteht, die man seit dem Siegeszug der mp3-Downloads kaum mehr findet. Die Buchhändler haben aber durch das relativ späte Einsetzen der Digitalisierung in ihrer Branche den Vorteil, dass es mittlerweile viel mehr Möglichkeiten gibt, auch als stationärer Verkäufer am digitalen Geschäft teilzuhaben.
Neben dem Verkauf von eBook Readern und der Teilhabe an allen mit dem Gerät getätigten Käufen gibt es seit 2012 auch eBook Karten. Sie werden, ähnlich wie Guthabenkarten, im Handel gekauft und anschließend online eingelöst.
eBookCards: Grußkarten mit Cover und Klappentext
Pionier auf dem Gebiet ist epidu. Gemeinsam mit der eBook-Plattform ceebo von media control und dem Barsortiment Umbreit vertreibt das Aachener Unternehmen seit 2012 seine eBookCards im Buchhandel.
Neben einer Jokerkarte, die für alle eBooks aus dem Sortiment von Umbreit eingelöst werden kann, gibt es auch knapp 160 spezielle Cards, die mit Cover und Klappentext bedruckt sind. Auf den Karten ist vermerkt, in welchem Format das eBook verfügbar ist (epub oder pdf) und ob es einen Kopierschutz trägt – was leider überwiegend der Fall ist. Ob und welche Form des Kopierschutzes eingesetzt wird, bestimmt der Verlag. Dabei halten sich Adobe DRM und „E-Mailadresse als Wasserzeichen“ die Waage. Letztere Titel können auch auf dem Kindle gelesen werden, wenn sie vorher, beispielsweise mit Calibre, ins Mobipocket-Format umgewandelt wurden.
Um den Buchhändler vor Diebstahl zu schützen, muss er die verkaufte eBookCard zunächst aktivieren. Erst dann kann der Käufer sich auf ebookcards.de mit seiner E-Mail-Adresse registrieren und den Code eingeben. Anschließend erhält er den Link zum eBook Download zugesendet und kann das eBook insgesamt fünfmal herunterladen, bis zwei Jahre nach dem Kauf der Karte.
SnapLoad: eBooks im Kreditkartenformat
SnapLoad stellte sich offiziell Anfang Oktober auf der Frankfurter Buchmesse vor und befindet sich derzeit noch in der Verlagsaquise. Mit im Boot sind bereits dtv, Bastei Lübbe mit Eichborn und Lübbe audio, Argon und der audio media verlag. Ende des Jahres werden die Karten dann im Handel erhältlich sein.
Die eBooks liegen ausschließlich im epub-Format vor und sind mit Wasserzeichen oder Adobe DRM versehen, teilweise aber auch kopierschutzfrei. Auf der oberen linken Ecke der Karte wird kenntlich gemacht, ob und welcher Kopierschutz verwendet wird. SnapLoad arbeitet daran, ihren Kunden den Umweg über Calibre zu ersparen und die Wasserzeichen-eBooks direkt als Mobipocket zur Verfügung zu stellen.
Das Prinzip ist das Gleiche wie bei den eBookCards: Nach dem Kauf und Aktivierung an der Kasse registriert sich der Kunde mit seiner E-Mailadresse auf der Website und gibt den Code ein. Das eBook lädt er dann im eigenen Kundenbereich auf der Homepage runter. EBooks, die lediglich mit einem Wasserzeichen geschützt sind, können beliebig oft, solche mit Adobe DRM insgesamt fünfmal heruntergeladen werden. Neben eBooks bietet SnapLoad auch Hörbücher an, die auch ohne Download direkt im Browser angehört werden können.
ContentCard: eBooks im Supermarkt kaufen
Während eBookCards sich explizit an Buchhändler richtet, spricht SnapLoad alle Einzelhändler an. Unter anderem auch mit dem Aussehen der Karten: eBookCards ähneln Grußkarten aus Papier, bei SnapLoad greift man auf die Plastikkarten zurück, die man von den meisten Gutscheinkarten aus dem Supermarkt kennt.
Es war auch nur eine Frage der Zeit, bis etablierte Guthabenkartenanbieter in das Geschäft mit eBooks einsteigen. So hat ContentCard seit Mitte des Jahres skoobe-Gutscheine und Guthabenkarten für ebook.de im Programm. Eine weite Verbreitung dürfte gesichert sein, denn ContentCard ist laut eigenen Angaben Marktführer.
Ein schnelles Weihnachtsgeschenk
Ein entscheidender Vorteil von eBooks ist es ja, für den Kauf nicht mehr den Lesesessel verlassen zu müssen. In Anbetracht dieser Tatsache stellt sich die Frage, worin der Kundennutzen solcher Karten liegt. Die Argumente sind die gleichen wie für alle Guthabenkarten: Anonymität und Verschenkmöglichkeit.
Gerade eBookCards wirbt explizit damit, dass man für den Kauf des eBooks keine Kreditkarte benötigt oder andere Daten außer seiner E-Mailadresse angeben muss. Es ist aber fraglich, wie viele Reader-Besitzer tatsächlich jeden Titel in bar bezahlen möchten.
Eine Existenzberechtigung haben die Karten im Grunde nur deshalb, weil sie es möglich machen, eBooks zu verschenken. Gutscheine sind beliebte Last-Minute-Geschenke, aber die titelspezifischen Karten von SnapLoad und eBookCards sagen noch aus „Ich habe mir Gedanken gemacht“.
Schutz vor Showrooming?
Downloadkarten bieten eine Möglichkeit „Showrooming“ zu unterbinden, was für viele stationäre Händler zum Problem geworden ist. Darunter versteht man das Phänomen, dass viele Kunden sich im Laden umsehen und beraten lassen um dann anschließend meist günstiger online zu kaufen.
Sicher, der Kampf mit Amazon und Co um die eBook-Kundschaft wird sich auch mit Download-Karten nicht gewinnen lassen. Es gibt allerdings immer noch genug Leser, die zwar nur noch eBooks kaufen, aber trotzdem gerne durch einen Buchladen schlendern. Denn: Aller Algorithmen zum Trotz bleibt die Beratung in den (meisten) Buchhandlungen unerreicht.
Kommentare
Andreas Brieger 26. Oktober 2013 um 10:31
Mich würde interessieren, wieviel ein kleiner Buchladen an einer solchen Geschenkkarte verdient. Ist das für den/die Händlerin wirklich eine rentable Sache oder nur ein nettes Gimmick?
Ich persönlich würde als Geschenk immer lieber ein richtiges Buch mit kleiner Widmung bevorzugen – obwohl ich selber größtenteils elektronisch lese. Allerdings frage ich mich schon seit langem, wieso Amazon Konkurrenten wie Kobo nicht stärker versuchen mit "independent bookstores" in Europa zusammen zu arbeiten. Ich habe mal gelesen, dass es solche Kooperationen in den USA schon seit längerem gibt. Mit dem Extra an Beratung und dem Stöbern in richtigen Regalen wäre das für mich ein Grund mein e-book bei meinem Lieblings-Buchhändler um die Ecke zu kaufen.
Juergen Schulze 27. Oktober 2013 um 09:40
So ein Kappes. Die Karten sind doch sowieso schon für die aktuellen Bestseller. Die braucht keiner zu pushen, weder on- noch offline.
Wer in den Buchladen geht, der kauft doch keine E-Books. Jeder E-Book-Leser weiß doch, wie er am besten Schmökern kann: ZUHAUSE auf der Couch!
Verzweifelte (und verständliche) Rettungsbemühungen einer aussterbenden Vertriebskanals.
Andreas 27. Oktober 2013 um 11:01
Gibt es bei Büchern wirklich das angesprochene "Showrooming" in größerem Umfang? Stichwort: Buchpreisbindung.
ReaderT2 28. Oktober 2013 um 01:52
Showrooming dürfte überwiegend bei englischsprachiger Literatur interessant sein, oder wenn man sich in der Buchhandlung einen Überblick verschaffen will, was sich vielleicht zu kaufen lohnt.
Gemütlich zuhause lesen, gerne. Einkaufen, als bewusster Vorgang, mag ich am liebsten im Laden. Ein eBook das nur mit DRM Online erhältlich ist reizt mich nicht zum Kauf.
eBooks verschenken: Wer es anbietet und was man beachten sollte » eBook News » lesen.net 3. Dezember 2013 um 16:48
[…] Eine von uns bereits vorgestellte Alternative ist Snapload des Anbieters audio media, deren kleinformatige Plastikkarten zu einer noch eher knappen Titelauswahl bislang nur bei Dussmann in Berlin erhältlich sind. Bis Ende dieses Jahres sollen weitere Filialisten hinzukommen. Damit fokussiert Snapload auf eine andere Handelskundengruppe als Epidus eBookCards, die im unabhängigen Sortiment ausliegen. […]