Drastischer eBook Preiskampf in Großbritannien
Gut drei Wochen nach der Live-Schaltung vom britischen Kindle Store – dem ersten seiner Art außerhalb der USA – nimmt der (zu erwartende) Preiskampf zwischen dem Unternehmen aus Seattle und lokalen Händlern immer dramatischere Ausmaße an. Binnen weniger Tage haben sich die Preise mehr als halbiert, womit eBooks in Großbritannien inzwischen sogar deutlich günstiger sind als in den ebenfalls hart umkämpften Vereinigten Staaten.
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Kommentare
carokann 16. August 2010 um 21:16
Als ich letzte Woche in einem zweistöckigen Thalia-Tempel zwischen Büchern aus echtem Papier nach Sony-Readern suchte, die für einhundertneunundsechzig Euro feilgeboten wurden, da wurde mir bang um´s Herz. Wenn in Deutschland die Buchpreisbindung fiele würde es derlei noch geben? In der letzten Woche kam ich an einer an sich gutgelegenen Buchhandlung vorbei. Aber es gab sie nicht mehr, ersetzt durch ein hippes Cafe.
Man mag es bedauern aber sobald die Buchpreisbindung fällt beginnt das grosse Sterben.
der Unbekannte 16. August 2010 um 21:38
Ist es eigentlich günstiger den Kindle aus den Staaten oder aus UK zu importieren?
Gibt es hier Einschränkungen was das Buchangebot angeht?
Johannes 16. August 2010 um 21:41
@Unbekannter UK bedient nur UK, USA den Rest der Welt; in sofern stellt sich die Frage nicht wirklich.
Ciao
Johannes
Matthias Lätzsch 17. August 2010 um 03:53
Ich sehe einem Preiswettkampf bei ebooks mit schaudern entgegen. Da kann keiner wirklich gewinnen.
Meiner Meinung nach sollte es wie bei Videospielkonsolen laufen: Die Hardware günstigst möglich abgeben und an den Inhalten verdienen.
Icke 17. August 2010 um 07:43
Die Hardware wird eh mit der Zeit günstiger, das regelt sich quasi von selbst.
Die Buchpreisbindung wäre mir egal, wenn die Verlage nicht so wahnwitzige Preise verlangen würden.
Ich lese nur noch englische Bücher, da zahl ich nur die Hälfte, oder noch weniger.
Bei O’Reilly und Apress gibts z.B. als "Deal of the Day" täglich ein aktuelles ebook für $10, da hat sich mein Konsum schlagartig verdoppelt :]
carokann 17. August 2010 um 09:30
Hier die Stellungnahme des Börsenvereins des dt. Buchhandels zur Preisbindung von E-Books (pdf)
http://www.boersenverein.de/sixcms/media.php/976/Preisbindung_von_E-Books_Stellungnahme_des_Vorstands.pdf
Zitat:
Werden Börsenverein und Preisbindungstreuhänder die Einhaltung der Preisbindung bei elektronischen
Büchern durchsetzen?
Ja. Sollte sich herausstellen, dass die Marktteilnehmer beim Handel mit E-Books nicht bereits von selbst mit
gebundenen Preisen arbeiten, wird der Börsenverein Musterverfahren anstrengen, um die Preisbindung bei
E-Books gerichtlich durchsetzen.
Vielleicht erklärt dies, warum es so wenige deutschsprachige e-books bei amzon gibt.
Amazon müsste wahrscheinlich eine juristische Klärung herbeiführen.
Dennoch sollte amazon den kindle 3 im deutschen Shop anbieten und zwar noch vor Weihnachten! -)
Thomas D. 17. August 2010 um 10:52
Wem außer schlechten Buchhändlern nutzt die Buchpreisbindung eigentlich? Dem Verbraucher wohl kaum – denn der hat davon nur überhöhte Preise. Klar ist – fällt die Buchpreisbindung, werden schlechte Buchändler, die nur Bücher über den Tresen schieben und keinen Mehrwert gegenüber dem Versandhandel bzw. eBook Vertrieben bieten, sterben. Um die ist es aber auch nicht schade! Zumal dafür dann innoativere Internetshops entstehen würden. Ich bin überzeugt davon, dass Buchändler, die gut beraten und etwas leisten, die eine echte Mehrleistung gegenüber dem Onlinehandel bieten, überleben werden. D.h. Ich bin überzeugt davon, dass wenn die Buchpreisbindung fallen würde, sich wo was wie ein Buchmarkt in Deutschland bilden könne, bei dem sich gute Buchhändler profilieren könnten und ebenso wie der Leser die Gewinner wären. Und wie geschrieben – um die anderen ist es nicht schade!
Gruß
thomas
carokann 17. August 2010 um 13:06
Sobald die Buchpreisbindung fällt, wird der gleiche Prozess sich auch in Deutschland verstärken, den wir in den USA und GB erleben und selbst grosse Buchhandlungen und Ketten mit Mehrwert, wie Cafe, Sitzplätzen und Veranstaltungen, werden in grosse Schwierigkeiten geraten.
http://diepresse.com/home/techscience/internet/585597/index.do
Wenn sich das Massengeschäft in´s Internet verlagert werden die überwältigende Zahl von Buchhandlungen ihre Ladengeschäfte aufgeben müssen und wenige nur noch als Nischenanbieter überleben können.
Vorteil: Umzüge werden leichter – ohne Bücherkisten.
Thomas Knip 17. August 2010 um 14:59
Als Autos vor 120 Jahren aufkamen, haben sich findige Karosseriebauer schnell umgestellt und angefangen, neben Kutschen auch Karosserien für Automobile zu bauen.
Die, die an Pferdekutschen festgehalten haben, sind pleite gegangen.
Ein Droschkenkutscher, der spätestens in den 1920er Jahren keinen Führerschein gemacht und sich ein Taxi zugelegt hat, war raus aus dem Markt.
Sollte die Buchpreisbindung nur dazu dienen, eine Branche künstlich am Leben zu erhalten oder künstlich ein bestimmtes Volumen zu bewahren, verliert sie ihren kulturpolitischen Ansatz und verkommt zur reinen Subvention.
Und wenn man schon den Buchbetrieb unterstützt, muss man sich fairerweise fragen lassen, warum man dann nicht genauso zur Unterstützung von eBooks bereit ist?
Durch einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz, durch eine aufgehobene Buchpreisbindung (für eBooks), durch den Wegfall geografischer Restriktionen.
Sprich, durch das Anerkennen, dass eBooks ein Kulturgut sind. Nur eben eines, das nach anderen Regeln funktioniert wie das gedruckte Buch.
carokann 17. August 2010 um 19:09
Ich argumentiere, dass die Mehrzahl der Buchhandlungen schliessen kann, auch wenn sie sich umstellen. Wenn selbst Ketten in Existenznot geraten s. B&N was sollte der Börsenverein den vielen Kleinen anbieten?
Es wird den Buchhandlungen wie den kleinen =Plattenläden gehen und selbst die Ketten wie Mediamarkt könnten vom Medienverkauf allein nicht existieren. Die Gewinne werden mit der Hardware gemacht
Ich sehe es ja an mir: die Magie einer Buchhandlung ist weitestgehend für mich geschwunden – gleich wie gross sie ist.
Jens 17. August 2010 um 23:46
Ich bin eigentlich ein Freund der Preisbindung – zumindest finde ich die deutschen Buchhandlungen und den hiesigen Buchmarkt sympathischer und gefühlt vielfältiger als die Äquivalente in England oder den USA.
Meinetwegen muss die Preisbindung für eBooks daher gar nicht fallen – die Preise sollten sich nur in akzeptableren Regionen bewegen, d.h. an der unteren Grenze dessen, was man für Taschenbücher zahlt. (Ca. 5 Euro oder so)
Ähnlich wie ein Hardcoverpreis neben den höheren Herstellungskosten auch einen "Frühleser"-Aufschlag gegenüber der Taschenbuchausgabe enthält, hätte ich kein Problem damit, wenn auch eBooks anfangs ein paar Euro teurer wären als später. Nur sollte das Preisniveau insgesamt eben die geringeren Produktions- und Logistikkosten widerspiegeln.
Was natürlich das Buchhandlungssterben angeht: Das wird leider kommen, sobald sich eBooks durchsetzen. Ähnlich wie die meisten selbständigen Schneider dicht machen konnten, als maschinengefertigte Mode auf den Markt kam.
Thomas Knip 18. August 2010 um 03:28
"Ich sehe es ja an mir: die Magie einer Buchhandlung ist weitestgehend für mich geschwunden – gleich wie gross sie ist."
Aber das ist jetzt ja ein wichtiger Punkt. Woran liegt das?
Die Buchpreisbindung hat ja offenbar das Verschwinden der Magie nicht aufhalten können. Buchhandlungen schließen seit Jahren – trotz Buchpreisbindung, und lange bevor eBooks massenkompatibel waren.
Das ist ein Prozess, der durch die Buchpreisbindung höchstens verlangsamt, aber nicht aufgehalten wird. Sie wird keine der strukturellen Veränderungen in Freizeitgewohnheiten und gesellschaftlichem / demografischem Wandel lösen.
Da eBooks von den Vorteilen des Buches nicht profitieren dürfen – 7% MwSt., Möglichkeit der Remittierung -, ist es nur konsequent, dann auch keine Preisbindung anzusetzen.
Hier wird mir zu viel nach Gutdünken entschieden. Dann lieber ein offener Wettbewerb. Der ist wenigstens nachvollziehbar (wenn auch nicht unbedingt fair).
Anke 13. Januar 2011 um 12:24
Bei mir ist die Magie von Buchhandlungen auch geschwunden. Der Grund dafür ist mir offensichtlich: Es gibt weniger Bücher darin. Wenn die halbe Verkaufsfläche mit Papeterie und Geschenkartikeln vollgestellt ist, muss das doch zwangsläufig heißen, dass die Auswahl an Büchern kleiner geworden ist.
Rainer 5. Februar 2013 um 14:29
Von der Buchpreisbindung profitieren nur die großen Händler wie Amazon, welche heftige Rabatte mit den Verlagen aushandeln können (ich habe gehört, dass Amazon gegenüber den Verlagen keine Hemmungen kennt und angeblich keinen direkten Ansprechpartner mehr in Deutschland hat, sondern alles aus dem Ausland steuert). Der stationäre Buchhandel profitiert davon nicht.
Bei Ebooks ist es genauso: Shops wie der von Google nehmen sich über 50 Prozent Rabatt, ohne von der Zahlungsabwicklung abgesehen, für den Autor einen Mehrwert zu bieten. Durch die Buchpreisbindung, die auch für Ebooks gilt, kann ich aber meine Verkaufspreise nicht an die geforderten Händlerrabatte anpassen. Auch Sonderaktionen, z.B. 2 Bücher zum gleichen Preis, oder Preisanpassungen nach unten, wenn das Buch nicht mehr aktuell ist, sind nur eingeschränkt möglich.
Allerdings: Es läuft mit oder ohne Preisbindung früher oder später auf ein Buchhändlersterben hinaus. Man muss sich aber fragen, ob die Subventionierung eines toten Geschäftszweigs Sinn macht. Korbmacher, Kutscher, Schmiede, usw. gibt es ja auch kaum noch, ohne dass deshalb die Welt untergeht.