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Drei Regeln für Autoren, über Amazon 100.000 Euro zu verdienen

type writerFocus-Redakteur und Sachbuch-Autor Matthias Matting (Xing, Twitter, Facebook, Blog) hat bei Amazon.de gut zwei Dutzend E-Books publiziert, darunter das meistverkaufte Kindle Book 2011 (Amazon-Pressemitteilung). Er hat drei Ratschläge für Autoren, die ebenfalls an die Spitze der Bestseller-Liste wollen.

Acht deutsche Selbstverleger, gab Amazon aus Anlass der Leipziger Buchmesse bekannt, haben seit dem Start von Kindle Direct Publishing mindestens 100.000 Euro umgesetzt (wieviel sie wirklich verdient haben, muss zunächst der Steuerberater ausrechnen). Amazon hat zwar keine Namen genannt, ich bilde mir aber ein, mindestens drei davon persönlich zu kennen – jedenfalls was man heute so “persönlich” nennt, also über das Internet.

Nika Lubitsch (“Der 7. Tag”, “Das 5. Gebot”) ist ganz sicher dabei. Jonas Winner hat zwar als erster in Deutschland 100.000 eBooks verkauft, jedoch zu 99 Cent, dürfte also eher nicht dazu gehören. Dafür rechne ich allerdings fest damit, dass auch ein Name darunter ist, den wohl kaum einer kennt: Jürgen Schulze vom Nullpapier-Verlag ist mit seinen Klassiker-Adaptionen seit Beginn sehr erfolgreich. Bei Gelegenheit werde ich hier einmal die Historie der Verkaufs-Rankings analysieren, so dürften auch die anderen derart erfolgreichen Kollegen leicht zu finden sein.

100.000 Euro – das klingt nach viel Geld. Man muss allerdings berücksichtigen, dass Amazon hier über fast zwei Jahre summiert hat. Ein Jahres-Bruttoeinkommen von 50.000 Euro klingt schon weniger beeindruckend. Zumal die übergroße Mehrheit der Self Publisher eher 500 Euro im Jahr verdient hat. In den USA, wo der Markt ein paar Jahre weiter ist, sieht das schon ganz anders aus: Hier ist es eine Nachricht, wenn ein Autor mehr als eine Million Dollar verdient hat. Entsprechend sehen dort auch die Blog-Headlines ganz anders aus.

Auf dem Blog von Tim Ferris etwa, der mit dem “4-Hour-Workday” bekannt wurde, erläutern Gastautoren derzeit ausführlich, wie sich ein Millionenumsatz über Amazon strategisch realisieren lässt. Der komplette Artikel ist zwar typisch amerikanisch von “Yes, you can”-Mentalität geprägt, zeigt aber ein paar interessante Ansätze, die sich auch an den deutschen Markt adaptieren lassen müssten. Wie also können Sie über Amazon.de 100.000 Euro verdienen?

Die Rechnung ist relativ einfach: Sie brauchen 15 eBooks zu 2,99 Euro, die sich täglich wenigstens zehnmal verkaufen. Damit nehmen Sie am Tag circa 300 Euro ein, im Monat also 9000 Euro – und im Jahr 108.000 Euro (vermutlich wird es etwas mehr, weil sich im Dezember die Verkaufszahlen deutlich erhöhen). Ist das realistisch? Ich denke, ja. Sie brauchen dazu keinen wirklichen Bestseller. Bestseller werden überschätzt. Die Midlist wird unterschätzt. Wenn es Ihnen gelingt, entsprechend viele Titel in den oberen Top 1000 unterzubringen, haben Sie Ihre je zehn Verkäufe pro Tag schon im Kasten. Dazu müssen Sie allerdings strategisch vorgehen – was zu Ihrem Selbstbild als Autor vielleicht nicht passt.

Regel Nummer 1: Schreiben Sie Nischentitel!

bowl_of_saladDamit Ihr Buch dauerhaft in den Top 1000 bleibt, darf es weder den Genres Krimi/Thriller noch Fantasy, Humor oder Chicklit angehören. Diese Kategorien sind so überfüllt, dass Sie schnell aus den Top 100 des Genres fallen – und damit fast jede Sichtbarkeit verlieren. Wie wäre es stattdessen mit einem Sachbuch? Schauen Sie in den einschlägigen Rankings, was sich gut verkauft. Sie interessieren sich aber nicht für Diäten oder Kochbücher? Umso besser – so gewinnen Sie dem Genre vielleicht ganz neue Aspekte ab.

Ja, ich gebe zu, Sie brauchen vielleicht etwas Selbstüberwindung. Aber Menschen, die Diatbücher kaufen, sind keine bösen Menschen. Was sollte schändlich daran sein, einen solchen Titel zu verfassen? Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihren journalistisch tätigen Kollegen. Wenn ein Thema aufkommt, kann sich kein angestellter Journalist mit mangelndem Eigeninteresse herausreden. Das Leserinteresse zählt. Trotzdem macht den meisten Journalisten ihre Arbeit ziemlichen Spaß (das weiß ich aus eigener Erfahrung).

Regel Nummer 2: Schreiben Sie schnell!

flying booksRechnen Sie nicht damit, dass Ihr Buch ein Bestseller wird. Ganz oben in den Charts zu landen, braucht viel Geduld und ein großes Quäntchen Glück. Mir fallen immer wieder Titel auf, die eigentlich das Zeug zum Bestseller haben: Hervorragend geschrieben, zum richtigen Zeitpunkt veröffentlicht, gut vermarktet – und trotzdem heben sie nicht ab. Sei’s drum. Schreiben Sie das nächste Buch! Wenn Sie das 100.000-Euro-Rezept umsetzen wollen, brauchen Sie viele Eisen im Feuer. Nämlich wenigstens zehn, besser noch die genannten 15.

Dazu sollten Sie für einen Titel nicht länger als einen oder zwei Monate brauchen. Ich höre Ihren lauten Protest. Acht Wochen für ein ganzes Buch? Nun ja – Sie schreiben ja keinen Roman. Ein eBook aus dem Sachbuch-Bereich, das Sie als eBook für 2,99 Euro anbieten, muss keine 300 Seiten haben. 100 Seiten genügen, damit das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Denken Sie daran: ein gedrucktes Taschenbuch kostet wenigstens zehn Euro. Der Leser fühlt sich mit 100 Seiten nicht betrogen. Das ist auch der typische redaktionelle Umfang eines Magazins – und das kostet in der Regel mehr. Sie müssen also etwa 50 Tage lang täglich zwei Seiten schreiben. Das klingt machbar – funktioniert aber nach meiner Erfahrung trotzdem nur mit Regel 3 und einem Lernprozess. Sie müssen es schaffen, Ihre perfektionistische Ader auszuschalten. Ihren nobelpreisverdächtigen Coming-of-Age-Roman können Sie schreiben, wenn Ihnen das Schreiben genug einbringt, dass Sie sich die Perfektion leisten können.

Regel Nummer 3: Lassen Sie andere für sich arbeiten!

Sie können vermutlich gut schreiben, sonst würden Sie wohl mein Blog nicht lesen. Können Sie auch ebenso gut layouten, lektorieren, gestalten? Ich bezweifle das. Und selbst wenn Sie wirklich ein Universaltalent sind, funktioniert der Plan nicht mehr, falls Sie jede nötige Arbeit selbst übernehmen. Sie brauchen ein tolles Cover, einen sauber lektorierten und korrigierten Text und schließlich ein technisch einwandfreies eBook. Für all das gibt es Spezialisten, die weit weniger Zeit für diese Aufgaben benötigen als Sie selbst. In diesem Blog verlinke ich regelmäßig solche Ressourcen, es ist aber auch hilfreich, Kollegen nach Tipps zu fragen.

Für ein Cover müssen Sie je nach Anbieter mit 50 bis 500 Euro rechnen. Ein Lektorat von einem Profi gibt es ab 4 Euro pro Normseite. Bei einem 100-Seiten-Buch sind Sie also mit 400 Euro dabei. Für die eBook-Erstellung fallen meist weniger als 100 Euro an. Insgesamt betragen Ihre Investitionen also auf keinen Fall mehr als 1000 Euro.

Bonus-Regel Nummer 4: Glauben Sie niemandem!

Ich hoffe, ich konnte den oben skizzierten Plan plausibel darlegen. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, stattdessen Ihr eigenes Lieblingsprojekt zu verfolgen, langsam zu schreiben, alles selbst zu machen – es ist ganz und gar nicht ausgeschlossen, dass Sie genau auf diese, Ihre eigene Weise einen Bestseller landen. Den einen, allseligmachenden Weg gibt es nicht. Vielleicht sollten Sie Ihr Manuskript sogar ein paar Agenten oder Verlagen vorlegen (hüten Sie sich bloß vor Zuschussverlagen) – Self Publishing ist nicht die Zukunft, es ist einer der Veröffentlichungswege der Zukunft.

 Zuerst publiziert in Matthias' Blog Self Publisher Bibel.

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Kommentare


Marcella 8. April 2013 um 19:07

Hört sich erst einmal ziemlich leicht an, ist es aber nicht unbedingt.
Manche 2,99 Bücher zünden, andere nicht.
Trotzdem ist der Weg wohl der Richtige, auch wenn der eine oder andere Autor vermutlich sehr viel mehr Bücher schreiben muss, damit es sich rechnet:-)

Antworten

cR 9. April 2013 um 14:32

Hi Matthias/ Johannes,
das hört sich ja gut an und erinnert mich sehr an die Tipps von John Locke, aber irgendwie fühle ich mich noch mehr an das Buch "Wo sind denn die yachten der Kunden" erinnert,indem es darum geht, warum immer nur die Bänker soviel Geld haben und nicht deren Kunden?!

Ich befürchte mit diesen Tipps ist es manchmal ähnlich. Die, die damit Geld verdienen sind die Tippgeber und nicht die Tippnehmer. So gesehen wie immer gute Arbeit, dass ihr auch auf die Mehrheit der 500 Eur im Jahr Verdiener hinweist!
Überschlägt man die 1000 EUR Kosten je Buch auf die 15 Bücher, dann darf man unter berücksichtigung von Opportunitätskosten (iSv entgangenem Gehalt) momentan 42.500 Eur Brutto verdienen. Hmmm… Okay Es gibt eine größere Upside und nicht-monetäre Gründe zu schreiben… Aber ich befürchte am Ende bleiben die Tipp-Geber die wahrscheinlischsten Gewinner.
Gruß
cR

Antworten

Klaus 9. April 2013 um 21:10

Es wird immer offensichtlicher wie Johannes seine frühere Unabhängigkeit und Neutralität mittlerweile meistbietend verkauft hat. Wenn er jetzt schon solchen Scharlatanen eine Plattform bietet.

Antworten

Thorsten Nesch 12. April 2013 um 15:19

zitat : "50.000 Euro klingt schon weniger beeindruckend"

äh, das klingt sehr beeindruckend. das hatte ich im leben noch nicht … nicht mal nah dran.

Antworten

Drei Regeln für Autoren, über Amazon 100.000 Euro zu verdienen – lesen.net – Geld verdienen Online 9. Mai 2013 um 07:46

[…] lesen.net […]

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