Droemer Knaur stampft Kindle-Gewinnspiel ein
Amazon-Posse, nächster Teil: Die Verlagsgruppe Droemer Knaur (Holtzbrinck) wollte bei Facebook eigentlich nur zwei Kindle verlosen. Dabei hat man die Rechnung aber ohne den stationären Buchhandel gemacht.
Unter den ersten fünf Amazon.de-Rezensenten des Knaur-Romans "Wie ich Brad Pitt entführte" lobte der Verlag am Donnerstag via Facebook-Posting zwei Kindle aus. Wer das über das verlagseigene Indie-Portal Neobooks eingereichte Buch rezensiert habe, solle dies einfach bei Facebook kundtun.
"Mir als Buchhändlerin fehlen die Worte"
Neben entsprechenden Postings (ob die Rezensenten vor dem Hintergrund des Gewinnspiels das Buch auch tatsächlich gelesen haben, sei einmal dahingestellt) füllte sich die Kommentarspalte innerhalb kürzester Zeit mit erzürnten Buchhändlern. Einer schrieb: "Wieso wird denn hier Amazon bevorzugt (…) Bisher habe ich den Knaur Verlag als einen sehr, sehr guten und dem Buchhandel verbundenen Verlag kennen gelernt. Dem ist wohl doch nicht so…". Einer anderen Buchhändlern "fehlen die Worte". Ein Nutzer kommentierte zynisch: "Im Namen vieler unabhängiger Kleinverlage bedanke ich mich bei dem Großverlag Droemer Knaur für die prima Idee, mit einem einzigen, nett gemeinten Facebook-Posting den halben Buchhandel gegen sich aufzubringen."
Offenbar verschreckt vom negativen Echo verschwand das ursprüngliche Posting (hier ein Screenshot) in Windeseile von der Seite. Statt dessen steht auf der Facebook-Wall nun eine Entschuldigung: Es handele sich um ein Missverständnis, man bedauere die Aufregung.
Aufgeheizte Stimmung
Diese Aufregung ist durchaus nachvollziehbar (zumindest deutlich mehr als die über eine Erwähnung von Amazon in einem Kinderbuch), betrachtet man die wirtschaftliche Konstellation. Buchhändler sind langjährige und wichtige Vertriebspartner für Verlage. Knaur hat mit dem Kindle hier aber ein Produkt beworben, dessen Nutzer für den unabhängigen Buchhandel de facto verloren sind, weil der Kindle nur mit bei Amazon gekaufter Literatur zurechtkommt (sofern kopiergeschützt). Die Intensität und Schnelligkeit der Kritikwelle illustriert allerdings einmal mehr die aufgeheizte Stimmung in einer Branche, in der auf Wettbewerber leider allzu häufig mit aggressiver Besitzstandswahrung und Abschottung statt mit eigenen Innovationen reagiert wird.
Kommentare
Wolfgang 7. Juni 2013 um 12:25
»Don’t mention the war!« :-)
Aber einmal abgesehen von den putzigen Protesten ist es aber auch die unterste Schublade des Link-Baiting (bzw. hier Critics-Baiting), wenn auf Facebook ein Gewinn für Kritiken auf Amazon versprochen wird. Wenn das immer noch das Social-Media-Marketing der Verlage im Jahre 2013 ist, dann erschreckt mich das sehr.
Rebecca 7. Juni 2013 um 16:43
Danke für den interessanten Artikel. Leider hängt im Chrome die Skoobe-Werbung direkt über dem Text. Ich musste auf den Firefox zum Lesen umsteigen.
VLG
Johannes 7. Juni 2013 um 16:44
Danke @Rebecca, sollte nicht wieder vorkommen :)
Ciao
Johannes