E-Book-Jahrescharts 2012 von media control: Das „epub-Ranking"
Das Analyse-Unternehmen media control hat eine E-Book-Bestsellerliste für das Jahr 2012 publiziert. Das Ranking ist durchaus interessant – gerade weil die Verkaufszahlen von Amazon.de nicht direkt einfließen.
Die Jahrescharts von media control für digitale Literatur entsprechen nahezu 1:1 der Print-Bestsellerliste. Das verdeutlicht eine Gegenüberstellung der ersten fünf Plätze des Media-Control-Liste und der SPIEGEL-Bestsellerliste 2012 für Paperbacks.
SPIEGEL-Bestseller 2012 (Paperback) | Media-Control-Bestseller 2012 (E-Books) | |
---|---|---|
1 | Shades of Grey. Geheimes Verlangen | Shades of Grey. Geheimes Verlangen |
2 | Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand | Shades of Grey. Gefährliche Liebe |
3 | Shades of Grey. Gefährliche Liebe | Shades of Grey. Befreite Lust |
4 | Shades of Grey. Befreite Lust | Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand |
5 | Das Alphabethaus | Der Junge, der Träume schenkte |
Auch auf der Sachbuch-Bestsellerliste finden sich alte Print-Bekannte wie die Ratgeber-Titel von Rolf Dobelli (Die Kunst des…). Der einzige wirkliche „Digital-Ausreißer" ist die Steve-Jobs-Biographie, die media control auf Platz 2 führt und in Print-Jahresbestsellerlisten eher auf den hinteren Plätzen zu finden ist.
media control ermittelt die Bestseller-Liste zum einen auf Basis der Verkaufszahlen von angeschlossenen Händlern, zum anderen anhand von Verlagsdaten, erklärte eine media-control-Sprecherin im Gespräch mit lesen.net. Die Methodik ist damit eine andere als im physischen Bereich, wo üblicherweise einzig die Scanner-Daten herangezogen werden.
E-Book-Ranking gespickt mit Indie-Autoren
Amazon.de gehört nicht zu den Unternehmen, die Daten an media control weitergeben. Damit ist das Ranking de facto eine „epub-Charts" – und ein Ranking der Verlagstitel, weil deutsche Indie-Autoren 2012 ihre Titel praktisch ausschließlich über die Kindle-Plattform verkauften. Deren Erfolg äußert sich auch in der Jahresbestsellerliste von Amazon.de: Ein bedeutender der Top 100 Kindle E-Books 2012 (innerhalb der Kategorien nicht sortiert) wurden im Eigenverlag veröffentlicht, darunter 9 der 20 meistverkauften Romane.
Angesichts der Dominanz der Kindle-Plattform im deutschen Digitalbuch-Markt ist leicht auszurechnen, dass die Indie-Autoren nach Absätzen sortierte, allgemeingültige E-Book-Charts kräftig durcheinander wirbeln würden. Gewissermaßen ist die neue Publizierungskultur aber auch so schon im Print angekommen: Immerhin debutierten die Shades-of-Grey-Titel bekanntlich auf Fantasy-Websites und erschienen zuerst als E-Books, erst infolge des großen Erfolgs kam es zum Buchdruck.
[Update 15.02.: media control berücksichtigte außerdem grundsätzlich keine 99-Cent-Titel.]
Kommentare
Stefan Holzhauer 13. Februar 2013 um 19:42
Ich hoffe, dass es den Publikumsverlagen ordentlich peinlich ist, dass eine verkappte Fanfiction, die ursprünglich als Independent-Buch (aka Selfpublishing) erschienen ist, ihre Umsätze gerettet hat. Und die nächste leicht verkleidete Twilight-Fanfic ist vermutlich bereits auf dem Weg.
Jürgen Schulze 14. Februar 2013 um 10:14
Hallo
das ist leider kein epub-Chart (auch wenn Amazon fehlt). Denn sonst würde mein Verlag auch vertreten sein.
Beispiel? Seit Monaten liege ich bei Google Play Books vor Shades of Grey auf Platz 1.
Aber, klar, die Verlag wollen teure Bücher verkaufen.
Da ist man mit 99-Cent-Büchern nur in der "Schmuddel-Ecke". Zum Glück verlege ich Klassiker; keiner traut sich Anna Karenina "ans Bein zu pissen".
Ein bisschen traurig finde ich es schon, denn leider werden somit IMMER nur die gleichen Bücher, die sowieso schon Bestseller sind, gepusht: egal, ob Shades of Grey, oder Jobst-Bio oder der traumschenkende Junge.
Zumindest Amazon verhält sich ehrlicher – Hört, hört! -, denn dort tauche in den Jahresbestsellerlisten 2012 elf mal auf.
Aber zum Glück lassen sich meine Kunden davon nicht irritieren.
Und wenn Shades of Grey verschwunden ist, bin ich (vielleicht) immer noch vorne.
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