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E-Books und Archivierung: Nichts ist für die Ewigkeit

Eine Künstlerin will ein Buch erst in 100 Jahren herausbringen. Gedruckt, selbstverständlich. Was zunächst nach einer merkwürdigen Idee klingt, berührt ein Problem, für das es noch keine Lösung gibt. Denn während gedruckte Werke auch in 100 Jahren noch lesbar sein werden, blüht den Dateien blüht irgendwann dasselbe Schicksal wie der guten, alten Floppy-Disk: Der technische Fortschritt macht sie unbrauchbar.

Die erste Geschichte für das Buch, das 2114 erscheinen soll, lieferte jetzt die Schriftstellerin Margaret Atwood. Die Künstlerin Katie Paterson, die das Projekt startete, hat sogar schon einen Wald angepflanzt, der das Papier für das Buch liefern soll, eine Druckerpresse soll auch bereit gestellt werden. Hinter dem Vertrauen, das Paterson der Kulturtechnik des Druckens entgegenbringt, steckt nicht nur eine skurrile Idee, sondern ein ganz reales Problem. Während gedruckte Bücher – je nach Säuregehalt des Papiers und der Drucktechnik – mindestens 70 Jahre durchhalten, oft aber noch über mehrere hundert Jahre lesbar sind, kommen Festplatten und Flash-Speicher gerade mal auf maximal 30 Jahre. Spätestens 2044 ist es also aus mit der sorgfältig auf dem eBook Reader angesammelten Bibliothek. Immer vorausgesetzt, dass es für die sicherlich in spätestens 5 Jahren veralteten Dateiformate dann noch entsprechende Lesegeräte gibt.

Kurze Lebensdauer

Im Hausgebrauch dürfte das höchstens ein unpraktisches Ärgernis sein. Was aber die Langzeitarchivierung gerade von Büchern in digitalen Formaten angeht, erweist sich die kurze Lebensdauer der Datenträger und die schnelle Entwicklung der Dateiformate immer mehr als Problem.  Daten auf Lochkarten, Magnetbändern und selbst großen, 5 1/4 Zoll Floppy-Disks lassen sich heute nicht mehr ohne weiteres auslesen. Dasselbe dürfte in ein paar Jahren auch heutigen E-Book-Formaten blühen. Der Wissenschaftler Jerome P. McDonough spricht sogar von einem "digitalen dunklen Zeitalter", in dem riesige Mengen digitaler Daten in einem Orkus der Unlesbarkeit verschwänden. Selbst die Konvertierung von Daten in neuere Formate und in neue Medien ist keine dauerhafte Lösung, vor allem aber wegen der großen Datenmengen unpraktikabel.  Gerade Bücher, die nur digital existieren, könnten dann für immer verloren sein, obwohl das neue Forschungsfeld der Medienarchäologie sich alle Mühe gibt, Lösungen für das Problem zu finden. Denn hätten Bücher schon immer nur eine Lebensdauer von maximal 30 Jahren gehabt, gäbe es ein großes Stück Literaturgeschichte nicht.

Archivierung in den Kinderschuhen

In Deutschland kümmert sich das Kompetenznetzwerk NESTOR um Fragen der Langzeitarchivierung digitaler Daten. In der Deutschen Nationalbibliothek ist der Chef der IT-Abteilung, Reinhard Altenhöner als eine Art Indiana Jones der Daten unterwegs, der auch Veröffentlichungen zu dem Thema vorzuweisen hat. Tatsächlich aber gibt es bislang noch keine praktikable Lösung zur Aufbewahrung von digitalen Daten, das gilt für Fotografien oder Musik genauso wie für E-Books. Denn auch wenn sich niemand die Zeit staubiger Bibliotheken voller ehrwürdiger Folianten ernsthaft zurückwünschen kann – in punkto Dauerhaftigkeit haben sie den E-Books nach wie vor einiges voraus.

<Bildnachweis: Freeimages.com>

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