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(E-)Buchcover im Umbruch

haseObgleich traditionelle Bücher inzwischen zu einem guten Teil körperlos geshoppt werden, immer mehr Lesefreunde komplett digital schmökern und sich schon seit längerem ganz neue Textformen ankündigen, hat sich bei einem zentralen Bestandteil von Büchern auch im elektronischen Zeitalter noch nichts getan: Buchcover sind statisch und zweidimensional wie eh und je. Hinter den Kulissen tut sich allerdings etwas.

Der Blogger und Kleinverleger James Bridle machte sich im TOC-Blog von oreilly.com Anfang dieser Woche vielbeachtete Gedanken über Stellenwert und (empfehlenswerte) Beschaffenheit von Buchcovern in der digitalen Welt. Eine seiner Thesen: Cover, die Interessierten bei Amazon & Co. nur in Briefmarkengröße präsentiert werden, haben anders gestaltet zu sein als die Umschläge von in Buchhandelsregalen ausgestellten physischen Büchern.

kobo-e-reader-ctia-2010Bei eBooks seien 'Cover' (welche dieser Bezeichnung kaum gerecht würden, weil sie nichts abdecken/schützen) ohnehin eher Icons beziehungsweise vom Inhalt selbst losgelöstetes Marketingmaterial, welches es entsprechend zu optimieren gilt. Zu beachten sei auch, dass ein eBook-Cover in verschiedensten Größen und auf unterschiedlichen Endgeräten (und selbstverständlich schwarz/weiß wie in Farbe) ansprechend aussehen muss.

Bridle findet, Cover sollten heute mehr denn je eine klare Empfehlung für das (E-)Buch selbst sein: Durch auf’gedruckte' Zitate aus dem Text, durch Hervorhebung von Verlag (als Qualitätssignal) und Buchreihe oder auch durch knallbunte Visualisierungen der vermittelten Stimmung. Die beispielhaft eingebundenen Album- und eBook-Cover wirken ungewohnt, der Praxisnutzen ist jedoch offensichtlich – beim eBook-Kauf, aber auch bei der inzwischen schon fast klassischen Buchbestellung bei amazon.de.

Mit Multimedia-Tablets wie dem iPad, der nächsten (zur Darstellung von Animationen fähigen) E-Ink Generation und Hybriden a là Pixel Qi erweitern sich die Gestaltungsmöglichkeiten für eBook-Cover natürlich deutlich. Wohin die Reise gehen, ist etwa hier zu sehen: Ein Buch der Fantasy-Reihe Das Rad der Zeit wird mit einem spektakulären handgemalten (vgl. Video) Rundumblick auf eine Schlachtszene präsentiert. Konventionelle Buchcover der Serie haben ähnliche Motive, können aber naturgemäß nur einen kleinen Bildausschnitt zeigen.

wakeupsirEinen ähnlichen Ansatz verfolgte der Mediendesigner Charlie Orr, als er drei  konventionelle Umschläge für den digitalen Raum aufbereitete. Ziel: Die (unten eingebundenen) Animationen sollten kurz sein, im Bezug zur Geschichte stehen (beziehungsweise zumindest die Seele des Buchs übermitteln) und auch beim wiederholten Ansehen noch funktionieren.

Bislang steckt der Wandlungsprozess vom Buchcover noch in der Brainstorming- und Experimentierphase. Die Notwendigkeit eines gestalterischen Umdenkens bei Verlagen wie Autoren ist aber unbestreitbar – gerade wer nur oder hauptsächlich online verkauft, sollte sich  schon heute intensiv Gedanken über Wirkung und Optimierungsmöglichkeiten der (virtuellen) Umhüllung seines Werke machen.

<Vimeo via teleread>

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Kommentare


Thomas Knip 6. August 2010 um 01:57

a) wichtiger Denkansatz
b) darüber können wir in 3-5 Jahren vielleicht mal ernsthafter reden
c) hoffentlich mit besserer (oder sofort abschaltbarer Begleitmusik
d) wohl kaum als Flash ( Apple)
e) animierte Cover entfernen uns wiederum vom universellen, prinzipiell auf jedem Gerät einsetzbaren eBook.

Also, ja, ist einen Gedanken wert, aber IMHO eher eine mediale Spielerei.

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Johannes 6. August 2010 um 07:25

Klar handelt es sich teilweise um Zukunftsmusik, und zB das "Cover" von "Frl. Smillas Gespür für Schnee" scheint mehr ein Trailer als ein eigentlicher Titel (was nicht heisst, dass es nicht seinen Zweck erfüllt).

Teilweise ist aber doch auch schon heute einiges in Bewegung: Schau' dich im Kindle Store um, viele tausendfach verkaufte Public Domain Titel haben da (sicherlich teilweise aus Kostengründen) reine Textcover. Und das oben verlinkte Lord Of Chaos Cover ließe sich problemlos in Form einer iOS-App umsetzen…Frage ist, ob/wann sich Online-Shops und Plattform-Stores (Kindle, iBooks) animierten Covern öffnen werden…planlos blinkende Bildergalerien wären sicherlich wenig zielführend.

Ciao
Johannes

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Bigboo73 6. August 2010 um 08:27

Das einzige Problem mMn mit ebooks ist, das man nicht die schönen Cover im Regal stehen hat. Ob dieser optische "Wertverlust" mit einem animierten Cover zu kompensieren ist, wage ich zu bezweifeln.

Abgesehen aller Technischen Hindernisse, sind mir die Entwürfe des Herrn Bridle zu werbe technisch, man wird jeden tag im Internet von tausenden animierten Bannern zugeblinkt, vorallem Sound will ja kein Mensch. Der Entwurf vom Rad der Zeit ist da schon besser, das sieht trotz des Scrollenden Schlachtfeldes jederzeit aus wie ein Buchcover.

Aber da sind wir ja noch gar nicht ich bin bei den Epubs enttäuscht das die meisten nicht mal ein traditionelles Cover mitführen, sondern mit Plain text beginnen.

Wenn man dann auch noch einen E-Book Reader wie den Hanvon hat, sieht man vom Cover ausser beim Kauf auf der Website gar nix mehr. Mit iBooks auf dem Ipad hat man wenigstens noch sein virtuelles Regal…

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Bigboo73 6. August 2010 um 08:39

Aber zugegeben es regt zum nachdenken an ;)
Zu einem Modernen Cover gehört mMn folgendes:

– Icon
Ähnlich wie das die Ver-"Äppler" verlangen! Saubere hübsche Icons, die dann alle Ebookreader darstellen sollten (Standard).

– Reduzierte/vereinfachte statische Kleinansicht
Es wird heutzutage nur einfach das Cover genommen und herunterskaliert. Um ein Produkt perfekt zu präsentieren muss ich es aber auf jedenfall für die verschiedenen Auflösungen oder wenigstens Auflösungsbereiche optimieren. In den man details weglässt, schriften/Proportionen evtl. verändert. Kontraste anders darstellt etc. Natürlich stellt die Anpassung auf Graustufen eine weitere Herausforderung dar.

– Animiertes Cover
Ein animiertes Cover müsste zu jederzeit Name und Autor anzeigen (sonst stellt es keinen Mehrwert da). Das Cover sollte wie ein Fenster in eine andere Welt wirken, dann kann man auch perspektivisch mit Buch und Autornamen spielen.

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Daniela Skrzypczak 6. August 2010 um 09:51

Die Verbindung Layout – Grafik – Animation wird meiner Meinung nach Weg für Ebooks sein. Lesen ist nicht mehr reines Lesen, sondern die Vermischung von Information, Erleben …
Die Cover Gestaltung sollten meiner Meinung nach auch den Name des Buches und des Autors enthalten und mich als Leser gleich mit auf die Reise des Buches nehmen. Trotzdem wird es immer dabei bleiben, der Erfolg eines Buches ob Printbuch oder Ebook wird immer mit einen entsprechendem Cover Layout einhergehen.

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Steffen Meier 6. August 2010 um 09:54

Musste lachen, als ich unser App-Icon (den Hasen) als Grafikteaser gesehen habe. Aber auch das ist schon ein Beispiel, dass sich auch im Detail einiges ändert, welcher Print-Hersteller musste sich bisher Gedanken über Icons, Splash-Screens etc machen?
Und wenn wir schon über die Multimedialisierung der Inhalte nachdenken – warum auch nicht der Cover?

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André 6. August 2010 um 16:47

Das Cover eines Buches interessiert mich höchstens nur kurz vor dem Kauf. Danach wird es gar nicht mehr beachtet.

Gerade bei den Readern gibt es doch diese schöne Lesezeichenfunktion, die bewirkt, dass das Buch an der letzten gelesenen Seite wieder geöffnet wird. Da bekommt man doch das Cover gar nicht mehr zu sehen.

Es sei denn, man kommt auf die dumme Idee das Cover zwangsweise anzeigen zu lassen. Das ist schon bei DVDs nervig, wenn die ganze Werbung nicht vorgespult oder übersprungen werden kann.

Im elektronischen Buchladen mag soetwas ja noch einen gewissen Zweck erfüllen. Auf dem eigenen Reader wird das aber schnell nervig.

Wenn ich ein Buch lese, dann meistens doch um zu entspannen.
Ein blinkendes und evetuell noch schräge Töne von sich gebendes Cover, womöglich noch in einer Endlosschleife, wäre für mich fast sogar ein Grund das entsprechende Buch nicht zu kaufen. Oder, wenn das Buch zwar gut ist, dann wird das Cover bestimmt ausgetauscht. (Wenn die Hersteller das dann nicht auch verhindern werden.)

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Koalabaerchen 6. August 2010 um 19:49

Sobald es ein Medium gibt, dass beim Lesen nicht in die Augen schmerzen lässt UND Animationen in Farbe (oder mehr als ein paar grautönen) darstellen kann, wird das für den eBook Markt interessant.

Beim derzeitigen Tempo sind wir da vielleicht in 10 Jahren.

Insgesamt ist es aber nur als Werbeträger sinnvoll, dann aber nicht nur für eBooks.

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Werner 7. August 2010 um 12:27

Guter Beitrag. Das Cover, da schließe ich mich der Argumentation von Andre an, spielt vor allem beim Kauf ein Rolle, danach nicht mehr. Aber letztlich ist der Kauf ja ein nicht unerheblicher Vorgang und sowohl für Verlage und Autoren DAS Entscheidende. Die Anzahl der eBooks steigt bald ins unendliche, weil es eben einfach ist, sie zu produzieren und zu verteilen. Daher kommt mE dem Cover eine enorme Bedeutung als ein Kauffaktor zu.

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