eBook Flatrate Oyster startet mit Einzelverkauf
Oyster, eBook-Flatrate-Pionier und -Marktführer (nach eigenen Angaben), erweitert sein Geschäftsmodell. Neben dem Subskriptionsangebot mit 9,95 US-Dollar Monatspreis für mehr als eine Million Titel gibt es jetzt auch einen Store. Der Schritt ist nur auf den ersten Blick absurd und dürfte schnell Nachahmer finden.
Das US-amerikanische Startup Oyster, gegründet von ehemaligen Mitarbeitern von Google und ebay, bezeichnet den Shop-Start in seiner Pressemitteilung vom gestrigen Mittwoch ganz unbescheiden als "wichtigsten Eintritt in den Buchmarkt in den vergangenen fünf Jahren". Und ergänzte im Gespräch mit Business Insider, man wolle "das Amazon der nächsten 10 Jahre" sein.
Oyster: Der Store ist das Feature
Angesichts der großen Töne enttäuscht die Plattform funktional, zumindest auf den ersten Blick. Business Insider hebt ein hübsches Erscheinungsbild und kuratierte Listen wie "10 großartige Popkultur-Biographien" hervor, das ist aber weder neu noch sonderlich aufregend. Immerhin verfügt Oyster vom Start weg über ein Vollsortiment, von allen fünf großen US-Konzernverlagen können Interessierte eBooks kaufen.
Der eigentliche Nutzen des eBook Store, eingebettet in eine eBook Flatrate, lautet gleichwohl "alles an einem Platz". Selbst Oyster mit seinem mehr als eine Millionen Titel fassenden Flatrate-Sortiment hat viele Lücken, gerade populäre Neuerscheinungen werden von den Verlagen meist dem lukrativeren Verkaufskanal vorbehalten. Oyster-Abonnenten, die an einer solchen Neuerscheinung interessiert sind, haben nun nicht mehr die App zu wechseln.
Im Grunde genommen verfolgt Amazon mit Kindle Unlimited das gleiche Prinzip – mit dem einzigen Unterschied, dass der Store zuerst da war und die Flatrate für Teile des Sortimentes erst im Nachgang hinzukam. Anbieter wie Skoobe, wo die ganz großen Blockbuster ebenfalls allenfalls mit Zeitverzögerung eingestellt werden, dürften die Shopfunktion früher oder später nachrüsten.
Drahtseilakt bei Leserzufriedenheit
Bei einer Mixtur von kostenlosen eBooks und kostenpflichtigen Titeln an gleicher Stelle handelt es sich allerdings um einen Drahtseilakt in Sachen Kundenzufriedenheit. Zum einen werden Abonnenten tendenziell natürlich immer eher zu denjenigen Titeln greifen, für die sie ohnehin schon bezahlen. Zum anderen könnte ein Überangebot an kostenpflichtigen Titeln bei nur wenigen wirklich attraktiven Inklusivtiteln (geht man nach dem Namen), wie es derzeit bei Kindle Unlimited der Fall ist, Abonnenten verstimmen und vor die Frage stellen, wofür sie eigentlich monatliche Beiträge bezahlen.
Kommentare
eBook Flatrate Scribt erneut gestutzt » lesen.net 25. August 2015 um 11:02
[…] Es ist ein Rückbau mit Ansage. Das Fachblog The Digital Reader weist darauf hin, Scribd habe fast 10x mehr Hörbücher in seinem Flatrate-Sortiment gehabt als Kindle Unlimited von Amazon, dem subventionierte Angebote ja eigentlich auch nicht fremd sind. Auch dass die zahlreichen hochpreisigen Liebesromane ein gewaltiges Verlustgeschäft sein werden, war absehbar. Branchenexperte Andrew Rhomberg verleitet das zur rhetorischen Frage: “Verbrennt Scribd sein Wagniskapital noch schneller als Oyster?” […]