eBook-Shop Libreka bald Geschichte?
Das Börsenverein-Projekt Libreka steht offenbar vor einem tiefgreifenden Restrukturierungsprozess, an dessen Ende die ohnehin marginalen Umsätze im Endkundengeschäft komplett aufgegeben werden könnten. Wenn es nach Libreka-Chef Roland Schild geht, wird die Marke bald nur noch als Großhändler gegenüber Amazon, Apple & Co. in Erscheinung treten.
Nach wie vor "seien die Umsätze [von Libreka] sehr gering", bekamen Branchenvertreter vergangene Woche auf den vom Börsenverein organisierten Buchtagen zu hören. Das Geschäft machen industriefremde Unternehmen wie Amazon (derzeit noch vorwiegend "US-only") und Apple, in dessen iPad insbesondere die Verlagsbranche große Hoffnungen setzt. Doch während Anbieter wie txtr oder textunes via Apps am Literaturgeschäft auf dem Apple Tablet partizieren wollen, sehen sich die Libreka-Verantwortlichen offenbar nicht für den Wettbewerb gerüstet.
Bei einem Verlegertreffen am Rande der Buchtage erläuterte Libreka-Chef Roland Schild seine Pläne, sich künftig auf den gebündelten Vertrieb von digitaler Literatur an Plattform-Betreiber wie Amazon, Apple und Andere zu konzentrieren und durch ein geschlossenes Auftreten besonders gute Konditionen herauszuschlagen.
Alternativ sei ein erhebliches Werbebudget nötig, um Libreka im Kampf um die Gunst der eBook-Käufer konkurrenzfähig zu machen – Geld, was der Branchenverband nicht habe. Solle Libreka als Endkundenmarke weitergeführt und erfolgreich gemacht werden, müssten die Verlage das Projekt mit umfangreichen Promotionmaßnahmen unterstützen (Werbung für Libreka in gedruckter Literatur, …). Über das weitere Vorgehen konnten sich Verbandsvertreter und Verleger, die offenbar vom erneuten Richtungsänderung (gestartet war Libreka 2008 als reine Volltextsuche) überrumpelt wurden, am Donnerstag noch nicht verständigen.
Damit geht die "Libreka-Story" in die nächste Runde; ein Happy End des ambitionierten Verbandsprojekts erscheint immer unwahrscheinlicher, die Führung plan- und richtungslos. Was die Verantwortlichen in den vergangenen Monaten an verkaufsfördernden Maßnahmen aus der Truhe holten, wirkte allenfalls halbgar – beispielhaft sei hier die lieblos zusammengeflickte und in ihrer jetzigen Form praktisch unbenutzbare iPhone-App genannt, dessen schon im Oktober 2009 angekündigte "InApp-Purchase-Funktion" für eBooks bis heute auf sich warten lässt.
Ein Seitenblick zur vom beschaulichen Startup textunes realisierten Hugendubel-App offenbart, dass eine funktional gelungene und in der Konsequenz sicherlich auch umsatzfördernde App weder mit Zauberei noch mit Investitionen in Millionenhöhe verbunden sein muss.Libreka hat hier wie generell bislang nie den Eindruck gemacht, ernsthaft am Büchergeld von Lesefreunden interessiert zu sein – ein Schritt in den B2B-Sektor (wo sich der Börsenverein ohnehin heimisch fühlt) wäre da nur konsequent, müsste aber mehr als ein weiteres Experiment werden.
Kommentare
Sebastian 14. Juni 2010 um 11:12
Und was passiert mit Endkunden, und deren erworben Büchern? Wenn die irgendwann Ihre DRM-Server abschalten, dann hat man sein Geld umsonst ausgegeben. Tolle Idee, und der Grund warum DRM keine Zukunft haben sollte…
Cybook Orizon kommt im Oktober, mit Multitouch » eReader » lesen.net 20. September 2010 um 21:58
[…] kommt, dass Libri und Bookeen bereits auf eine langjährige Zusammenarbeit zurückblicken können. Sollte Libreka eine Zukunft haben, wäre auch das eBook-Projekt vom Börsenverein eine Option: Libreka hievte das Orizon-Vormodell […]
Libreka fokussiert B2B, kooperiert mit Toshiba, B&N, .. » eBooks » lesen.net 6. Oktober 2010 um 15:00
[…] ein Ken Folett eBook umsonst) zum Trotz: Die Tage von Libreka als Endkunden-Händler sind erwartungsgemäß weitgehend gezählt. Statt dessen konzentriert sich das Projekt vom Börsenverein des deutschen […]