eBook Shops im c’t-Test
Kurz vor Weihnachten veröffentlicht die Computer-Fachzeitschrift c’t einen Test der führenden deutschen eBook-Shops. Dabei sieht sie Amazon und die diversen epub-Shops fast gleichauf, im epub-Bereich gibt es in Sachen Angebotsvielfalt eine dicke Überraschung. Allerdings bleibt ein wesentlicher Unterschied der Angebote im Test unbeachtet.
Für ihren Test stellten die c’t-Redakteure eine (leider nicht veröffentlichte) Liste von 330 deutschen und englischen Titeln zusammen – einige neu, andere schon älter. Mit deren Hilfe bewerteten sie zehn eBook-Shops, darunter Amazon, Sony und Thalia. Nicht dabei waren hingegen Apples iBooks und Googles Play Store. Der Test konzentrierte sich auf die Kategorien Angebot, Preis und DRM. Die AGB hingegen, die bei einem ähnlichen Test der Stiftung Warentest zu Strafpunkten für Amazon führten, spielten hier keine Rolle.
eBook Shops: Gleichstand zwischen azw und epub
Da alle Anbieter außer Amazon auf epub-Dateien setzen, ist der Test gleichzeitig auch ein Vergleich verschiedener Dateiformate. Beim Angebot sieht die c’t hier inzwischen einen Gleichstand. Sowohl Amazons azw als auch epub deckten jeweils circa 89 Prozent der Test-Liste ab. Allerdings habe Amazon den Vorteil der Bequemlichkeit. Der Kindle-Nutzer findet alles für sein Gerät Lieferbare (in diesem Fall 294 der 330 Listen-Titel) an einer Stelle. Das Angebot der einzelnen epub-Shops ist hingegen sehr unterschiedlich: Die Spanne reichte von 272 Titeln bei Sony (!) bis hin zu nur 174 Titeln beim Pageplace Store der Telekom. Zwar kamen so insgesamt ähnliche viele lieferbare Titel zusammen wie bei Amazon, epub-Nutzer müssten aber unter Umständen erst mehrere Angebote durchsuchen, um das eBook ihrer Wahl zu bekommen.
In Sachen Preis können sich die Anbieter hierzulande nur begrenzt profilieren, da für deutsche eBooks bekanntlich die Buchpreisbindung gilt. Bei englischsprachigen Titeln können Händler den Preis hingegen festlegen. Hier lag wieder Amazon vorn, mit im Schnitt um 11 Prozent niedrigeren Preisen als bei den epub-Stores.
Chaotische DRM-Politik
Beim DRM setzt der Großteil der Verlage noch immer auf harten Kopierschutz, ergab die Auswertung. "Weichere" Maßnahmen wie etwa digitale Wasserzeichen in ansonsten ungeschützten Dateien oder gar der komplette Verzicht auf DRM würden nur von wenigen Verlagen praktiziert. Noch dazu herrsche hier ein gewisses Chaos bei den epub-Anbietern: Manche Titel würden beim einen Händler mit hartem Kopierschutz verkauft, während sie in einem anderen Shop nur durch ein digitales Wasserzeichen markiert würden. Amazon hingegen wurde dafür kritisiert, dass der Kindle diese Wasserzeichen-Variante gar nicht ermögliche, sondern den Verlagen nur die Wahl zwischen hartem DRM und völlig ungeschützten Dateien ließe. Lobend erwähnt wurde das Angebot von libreka/Trekstor, das als einziges erlaubt, gezielt nach DRM-freien eBooks zu suchen.
Amazons Ass im Ärmel: Self Publisher
Die c’t-Autoren verzichten auf ein Fazit unter ihrem Test, doch die Sache scheint auf den ersten Blick recht klar zu sein. Amazon liegt aktuell zwar in allen getesteten Bereichen knapp vor den anderen Händlern, allerdings nicht uneinholbar. Wenn die epub-Anbieter das Wirrwarr im Bereich der Angebotspaletten und DRM-Formate in den Griff bekommen, könnten sie dem US-Konzern durchaus Paroli bieten.
Allerdings weist Matthias Matting in seiner seiner Selfpublisherbibel zurecht auf einen Punkt hin, den der c’t-Artikel völlig außer Acht lässt. Neben den Büchern der großen Verlage existieren im Kindle Store auch noch viele Titel von Self Publishern, die es exklusiv nur für den Kindle gibt. Im Moment ist zwar noch umstritten, wie groß der Verkaufserfolg dieser Titel wirklich ist, aber das Angebot wächst – und es lässt sich nahezu nur via Amazon nutzen (daran haben Indie-Autoren einen wesentlichen Anteil, wenn sie ihre eBooks mit hartem Kindle DRM versehen). Auch andere Händler haben Exklusiv-Titel, man denke an die eBook.de Krimi Edition oder eBooks aus dem Weltbild Verlag, die aktuell fast 1/3 der hauseigenen Top-10-Bestsellerliste ausmachen. In der Breite ist Amazon hier aber unübertroffen.
Kommentare
Sonntagsfrage: Hersteller des Jahres 2013 » Debatte » lesen.net 8. Dezember 2013 um 21:05
[…] der Sony eBook Store wurde gerade erst von der c’t zum bestsortierten deutschen E-Buchladen gekührt. Die Japaner jetzt schon abzuschreiben, wäre also zweifellos […]
Tolino Shine (Oktober 2013) im Test [+Video] » eReader » lesen.net 9. Dezember 2013 um 18:41
[…] man dem Branding des integrierten Stores aus Kundensicht aber nicht beimessen, denn zum einen sind die Angebote der Tolino-Partner (mit Ausnahme von dem der Telekom) alle gut sortiert. Zum anderen wurde im November eine Funktion namens “Bibliotheksverknüpfung” […]
Tolino Shine kaufen: Händler-Angebote im Vergleich » eReader » lesen.net 11. Dezember 2013 um 17:26
[…] spielt der voreingerichtete Shop nichts desto weniger eine Rolle. Bei einem gerade durchgeführten Vergleichstest der c’t waren die meisten Tolino-Partner etwa auf Augenhöhe zueinander. Einzig Pageplace (Telekom) war […]
Neuer eBook Reader: Die ersten Schritte » eBook News » lesen.net 25. Dezember 2013 um 10:30
[…] ohnehin gut aufgehoben. Auch die Tolino-Partner und Sony lassen kaum Wünsche offen, ergab jüngst ein eBook-Shop-Test der c’t. Wer hingegen einen Kobo eBook Reader unter dem Baum gefunden hat, wird öfters auf die Konkurrenz […]
Telekom schließt eBook Store Pageplace » lesen.net 17. Januar 2014 um 16:07
[…] den letzten Monaten gab es bereits Auflösungserscheinungen bei Pageplace, so offenbarte ein c’t Test eklatante Lücken im Sortiment. Nun zieht die Telekom endgültig den Stecker […]
eBook Stores im c’t-Test: Amazon-Vorsprung schrumpft » lesen.net 21. November 2014 um 12:24
[…] hat damit inzwischen ein durchgehend sehr vernünftiges Niveau erreicht. Beim letzten eBook-Store-Test der c’t vor einem Jahr kam ein Tolino-Partner (der im Frühjahr dicht gemachte Pageplace der Telekom) auf […]