eBook-Verleih in Österreich ein (wachsender) Erfolg
Der Verleih digitaler Literatur ist für Bibliotheken im deutschsprachigen Raum schon seit geraumer Zeit ein Thema – inzwischen sind allein unter dem Dach von onleihe.net (DiViBib) fast 300 Einrichtungen organisiert, die für vergleichsweise kleines Geld eBooks zeitlich befristet zur Verfügung stellen. In Österreich haben die Kollegen von Futurezone nun erstmals Billanz gezogen: Digitale Literatur wird in den Bibliotheken der Alpenrepublik zwar durchaus positiv angenommen, fristet aber noch ein absolutes Nischendasein.
Nur rund 1% der entliehenen Textinhalte wird in nicht-körperlicher Form an den Kunden übermittelt. Futurezone schreibt unter Berufung auf Marktbeobachter, dass dieser Wert in etwa der Bedeutung von eBooks im Buchhandel entspreche; nach unseren Informationen spielt digitale Literatur in Österreich jedoch zumindest im Online-Handel schon eine deutlich größere Rolle, einige große Buchhändler kratzen hier bereits an der 5%-Marke.
Ein wesentlicher Grund für die vergleichsweise geringe Nutzung digitaler Literatur dürfte im noch sehr überschaubaren Angebot begründet sein: Während etwa die Bibliothek Wien 1,6 Millionen physische Medien vorhält, gibt es gerade einmal 2900 eBooks – das sind nicht einmal 0,2% und auch deutlich weniger verschiedene Titel, als in einschlägigen eBook-Shops vorrätig sind. Bedacht werden sollte weiterhin, dass jedes eBook analog zum gedruckten Buch immer nur von einem Kunden gleichzeitig ausgeliehen werden kann – ein flüchtiger Blick auf den eBook-Bestand der Bibliothek Wien offenbart, dass gegenwärtig nahezu alle populären Titel vergriffen sind und man häufig mit einer Vorbestellung (plus teilweise zwei Monate Wartezeit) vorlieb nehmen muss. Sämtliche über das System von onleihe.net transferierte eBooks sind kopiergeschützt und geben sich nach der Ausleihfrist sozusagen automatisch zurück.
Immerhin: in Österreich ist man sich der wachsenden Bedeutung von digitaler Literatur bewusst und plant eine landesweite zentrale Anlaufstelle zum eBook-Verleih, wofür momentan um Staatsgeld geworben wird – sicherlich eine mehr als vernünftige Lösung in Anbetracht der (nicht-körperlichen) Form von eBooks. Ein großer öffentlicher eBook-Verleih hätte auch in Deutschland zahlreiche Vorteile aus Kundensicht: Die Wahrscheinlichkeit des Angebots sowie der Verfügbarkeit einzelner Titel würde sich erhöhen, zur Anmeldung ist nicht mehr (wie aktuell noch häufig) der Weg in eine andere Stadt nötig. Eine solche Plattform könnte auch eine höhere Visibilität des ansich sehr attraktiven Angebots sicherstellen: gerade viele neue eBook-Nutzer haben keine Ahnung von der Möglichkeit einer eBook-Ausleihe, selbst wenn die eigene Stadtbibliothek einen solchen Service (für eine zumeist sehr vernünftige Jahresgebühr) offeriert.
Kommentare
PM 9. Februar 2011 um 19:22
kleine Korrektur: der Link führt zu den "Büchereien Wien", das ist die örtliche öffentliche Bücherei und hat nichts mit der Uni Wien zu tun.
(die Onleihe ist ja ein primär eine ÖB Sache..)
Tigs 9. Februar 2011 um 19:29
Kann bestätigen, was PM schreibt – das sind die Wiener Städtischen Büchereien (ich bin Benutzer). Das eBook Angebot gleicht dem in Deutschen Büchereien sehr, wie ich mal durch Online Suche feststellen konnte. Man will es aber ausbauen.
Johannes 9. Februar 2011 um 19:30
Klar, danke. Keine Ahnung, wo ich das "Uni" her hatte.
Ciao
Johannes
Tigs 9. Februar 2011 um 19:47
No prob. Die Uni Wien hat ja auch ne Riesen-Bibliothek. Ob sie auch eBooks haben, weiß ich allerdings gar nicht – meine Studienjahre dort sind einfach schon zu lange her ;-)
Tim 10. Februar 2011 um 09:47
Das ein eBook zur gleichen Zeit nur einmal ausgeliehen werden kann, macht einen der großen Vorteile von eBooks zunichte.
Tita 10. Februar 2011 um 13:11
@ Tim: Klar wäre es toll, wenn man ein ebook mehrmals ausleihen könnte und sicherlich technisch kein Problem. Andererseits würde dann an einem ebook überhaupt kein Geld mehr verdient werden. Niemand würde es kaufen, da es ja immer in der Bibliothek verfügbar ist und man es sich wenn man länger als die vorgegebene Zeit zum lesen braucht auch einfach nochmal ausleihen kann.
Ich finde aber die Idee mit einer zentralen ebook-Leihe für das ganze Land gut, dann könnte man ja von den beliebten Büchern auch mehrere Exemplare beschaffen (wird ja in Bibliotheken mit normalen Büchern auch so gemacht) und von unbekannteren Büchern könnte zumindest ein Exemplar da sein. Wenn jede Bibliothek sich selbst die Bücher zulegt wird nie genug Geld da sein um mal etwas anderes als Bestseller zu kaufen.