eBooks billiger: Immer mehr Alternativen zu "Deals"
Die Zahl temporär reduzierter eBooks steigt und steigt, doch die "Deals" zeigen erste Abnutzungserscheinungen. Derweil experimentieren Händler und Verlage mit neuen Rabattierungsformen, von Bundles bis 3-für-2-Angeboten.
Lange Zeit offerierte Amazon wöchentlich vier preisreduzierte eBooks, die sich im Aktionszeitraum herausragend verkauften – zwei bis drei rabattierte Titel in den Top 10 waren keine Seltenheit. Viele andere Händler nutzten den "Kindle Deal der Woche" als Blaupause für ihre Rabattformate, kopierten sogar den Namen ("Thalia eBook-Deal", "Weltbild eBook Deal der Woche" und so weiter).
Quantität steigt, Qualität sinkt
In den letzten zwölf Monaten gab es bei Marktführer Amazon eine deutliche Inflation der Rabattformate. Die Kindle Deals der Woche umfassen nun regelmäßig 12 statt 4 Titel. Hinzu kommen deutsch- und englischsprachige Kindle Deals des Monats (28 beziehungsweise rund 40 Titel) und Sonderaktionen, bei denen zumeist verbilligte Exklusivtitel zu haben sind.
Infolge der Ausweitung der Rabattformate nahm der verkaufsfördernde Effekt für einzelne Titel sowie deren Attraktivität deutlich ab. So rangiert der aktuelle Kindle Deal der Woche Die Arglosen (5,99 Euro, durchwachsene Amazon-Rezensionen mit einem 3,4/5-Schnitt) derzeit auf Platz 1.183 der Kindle Charts – das sind keine 5 Verkäufe pro Tag. Auch die 43-seitige Indie-Schrift So schreiben Sie mühelos ein tolles dickes Buch (Cover rechts) ist ein aktueller Kindle Deal der Woche. In der Vergangenheit hätte Amazon einen solchen Titel wohl kaum in das Format aufgenommen.
Bündelungen und Entbündelungen
Was sind die Alternativen zur temporären Preisreduktion? Als fast schon klassisches Format sind hier eBook-Bundles zu nennen. Insbesondere Digitalverlage wie Dotbooks (Zwei Thriller für 4,99 Euro) und Indie-Autoren nutzen die Möglichkeiten der unkomplizierten Aneinanderreihung mehrere eBooks in einer Datei. Aber auch eBook.de trat in der Vergangenheit öfters als Bündeler in Erscheinung, genannt sei die Krimi-Edition Skandinavien (10 eBooks in einem für 30 Euro).
Beim genannten eBook.de-Bundle gibt es neben neun auch einzeln erhältlichen Titel einen exklusiven Bonusroman, womit die Buchpreisbindung umschifft ist. Der Börsenverein legt die Messlatte hier allerdings ohnehin extrem niedrig: Wenn zwei auch einzeln verkaufte Titel im Bundle günstiger zu haben sind, genügt dem Lobbyverband scheinbar bereits ein individuelles Cover plus ein paar exklusive einleitende Worte, um das Bundle als eigenständiges Werk zu betrachten. Zumindest wurden solche Bundles in der Vergangenheit problemlos verkauft. Gleiches gilt für den relativ neuen Trend, bereits erhältliche oder noch erscheinende Romane in mehrere Teile zu zerstückeln (also quasi zu entbündeln) und einzeln zu verkaufen. Den ersten Teil gibt es zur Anfütterung häufig für lau (Beispiel).
3 für 2
Problematischer in Sachen Buchpreisbindung sind x-für-y-Angebote. Vor zwei Monaten probierte Kobo erstmalig eine 3-für-2-Aktion aus – wer drei eBooks auf einmal kaufte, bekam den günstigten Titel geschenkt. Ein Kobo-Manager erklärte dem Fachmagazin GigaOM, die Aktion sei ein großer Erfolg gewesen. Anders als zu vermuten wäre, hätten Lesefreunde häufig überhaupt nicht bewusst drei etwa gleich teure eBooks genommen. "Es war kein Kampf darum, möglichst günstig wegzukommen". Vielmehr würden mit diesen Promotionen Kunden angesprochen, die mit einschlägigen 99-Cent-Promotionen nicht erreichbar seien. In Deutschland werden wir solche Aktionsangebote allerdings preisbindungsbedingt nicht sehen.
Verlage versuchen sich an Apps
Neben Aktionen bei Händlern versuchen sich mehr und mehr Verlage daran, selbst auf Tuchfühlung zum Kunden zu gehen. Der letzte Schrei sind hier Apps. So startete Droemer Knaur im vergangenen Herbst die hauseigene Schnäppchen-App Snapbooks (wir berichteten), kurz darauf folgte Bastei Lübbe mit Hungry4Books (offeriert ein häufig sehr attraktives und exportierbares gratis eBook monatlich, derzeit Schattenfreundin).
Ob sich Lesefreunde allerdings künftig eBooks kaufen und laden, indem sie sich durch eine App nach der anderen tappen – wir haben unsere Zweifel. Letztendlich bleibt das Problem für Verlage und Autoren die konstant wachsende Zahl verfügbarer eBooks (Stichwort: Unendliche Regalfläche) bei einem nur noch leicht wachsenden Käufermarkt. Die sich daraus ergebende Rabattflut ist gut fürs Portemonnaie von Lesenden, macht das Geschäft der Produzenten aber nicht einfacher.
<Bildnachweis: Deals>
Kommentare
Prime Day: Gratis eBooks (+ Software + Spiele) » lesen.net 12. Juli 2016 um 12:54
[…] Qualität war Amazon offenbar wichtig (bei den “konventionellen” Kindle Deals zunehmend weniger). Der Download ist für Amazon-Prime-Mitglieder kostenlos und an keine Bedingungen […]