eBooks laden: Stiftung Warentest lobt Onleihe – und Aldi Life
Digitale Bücher kommen auf vielfältigen Wegen in Leserhände. Neben dem klassischen kostenpflichtigen Bezug beim Online-Händler locken unterschiedlich gestaltete eBook Flatrates, Leihangebote und natürlich auch gratis eBooks. Die Redakteure von der Stiftung Warentest haben sich den Markt angesehen und gewannen einige interessante Erkenntnisse.
Die Warentester prüften für einen siebenseitigen Artikel in der aktuellen "test"-Ausgabe (online für 2,50 Euro kaufen) keine Anbieter einer Produktkatagorie untereinander, sondern verglichen vier Wege zu digitaler Literatur. "Kaufen", "Abonnieren", "Leihen" und "gratis lesen" traten gegeneinander an, getestet wurde die Verfügbarkeit eines Warenkorbes von 350 eBooks und aktuellen Bestsellern bis zu Klassikern.
Preis-Leistungs-Sieger Onleihe
Unter dem Strich stehen keine Noten und folglich auch kein Testsieger, zu unterschiedlich sind die Beschaffenheiten der Bezugswege zueinander. Sehr wohl aber gibt es einen Preis-Leistungs-Sieger: Die Onleihe, also der Verleih von eBooks in inzwischen mehr als 3.000 deutschsprachigen Bibliotheken, hat die Redakteure mit einem attraktiven Angebot an älteren wie aktuellen Titeln zu sehr humanen Mitgliedspreisen überzeugt.
Konkret getestet wurde das Angebot der Stadtbibliotheken von fünf großen Städten (Berlin, Köln, Hamburg, München und Leipzig). Die Sortimentsbreite war mit 11.900 bis 40.900 (Hamburg) zwar deutlich geringer als bei kommerziellen eBook Flatrates wie Kindle Unlimited und Skoobe. Dafür fanden die Tester im Vergleich einen deutlich größeren Teil des Test-Samples in den Onleihen – viele aktuelle Bestseller waren nur mit Wartezeiten zu bekommen, zahlreiche Digital-Bücher aber auch sofort verfügbar. Mit Jahresgebühren zwischen 10 und 45 Euro sind die Büchereien dabei um ein Vielfaches günstiger als kommerzielle eBook Flatrates und rechnen sich gegenüber dem eBook-Kauf bisweilen schon nach dem ersten Leihvorgang.
Kritik an Kindle Unlimited & Amazon DRM
Branchenprimus Amazon schnitt mit seiner eBook Flatrate Kindle Unlimited, wohl das mit Abstand meistgenutzte solche Angebot in Deutschland, in den Augen der Stiftung Warentest übrigens ausgesprochen schlecht ab. Es gebe kaum Bestseller – Amazon setzt abgesehen von einigen Leuchtturmtiteln bekanntlich vornehmlich auf Indie-Romane -, das Angebot sei insgesamt "eher dürftig" und das Preis-Leistungsverhältnis "mau". Typische viellesende KU-Abonnenten (beziehungsweise: Abonnentinnen, über 3/4 der Nutzer von eBook Flatrates sind weibliche), die schon einmal auf durchschnittlich ein Buch pro Tag kommen, könnten widersprechen.
Beim Blick auf die großen Online-Händler bemerkten die Warentester zunächst einmal positiv, dass kundenfeindlicher harter Kopierschutz inzwischen zu weiten Teilen aus den eBook Stores verschwunden ist – zumindest bei den epub-Anbietern. Bei den getesteten Anbietern Thalia, Genialokal und Aldi Life waren 70 bis 85 Prozent des genannten 350-eBooks-Warenkorbs nur mit Wasserzeichen versehen, lediglich 15 bis 30 Prozent war noch mit Adobe DRM verschlüsselt. Amazon hingegen hat 95 Prozent der getesteten Bücher sein eigenes hartes DRM übergestülpt (das sich außerdem kaum mehr entfernen lässt).
Aldi Life: Wenig harter Kopierschutz, aber lausige Suche
Die Wartentester lobten Aldi Life dafür, mehr eBooks ohne hartes DRM anzubieten als die Tolino-Händler (85 zu 70 Prozent). Über die Hintergründe berichteten wir schon vor einem guten Jahr: Großen Publikumsverlagen waren die Tolino-Wasserzeichen lange Zeit zu lasch, weshalb sie bei Thalia & Co. auch für ansich nur weich geschützte Titel die Nutzung von Adobe DRM erzwangen. Mit Bertelsmann scheint sich Tolino immer noch nicht einig geworden zu sein, so ist etwa der Blanvalet-Titel Royal Passion 1 bei Thalia hart kopierschützt und bei bei Aldi Life nur mit einem Wasserzeichen versehen.
Dafür muss man diesen (und weitere) Titel allerdings zunächst einmal finden. So wirft eine einfache Suche nach "Royal Passion" im Aldi eBook Store über 1.400 Produkte aus, das einzige eBook mit exakt diesem Buchtitel ist aber nicht einmal auf der Suchergebnisseite. Auch die Redakteure der Stiftung Warentest bemängelten die lausige Qualität der Suchfunktion, sie hatten sich häufig mit dem Umweg Google zu behelfen.
Kommentare
Torsten Maier 27. April 2017 um 18:57
Ich denke Sie haben ein "Bibliotheken"vergessen. >>in inzwischen mehr als 3.000 deutschsprachigen,…<<
LG
Ron 28. April 2017 um 12:05
Stiftunge Warentest ist für Tests in etwa das, was BILD für Nachrichten ist – Schrott. Es gab schon so viele Tests, wo man entweder gesehen hat, dass die Tester vom Thema keine Ahnung hatten, der Testaufbau von vorneherein zum Scheitern verurteilt oder eben so gestrickt war, dass gezielt bestimmte "Testsieger" daraus hervorgehen würden. Ich erinnere mich noch an Drucker-Tests, wo ein und der selbe Drucker einmal "Sehr gut" und einmal "Mangelhaft" bekam (einziger Unterschied – der Markenname, sonst selbes Gerät). Oder wo HiFi-Schnitt-VCRs der Profiklasse reihenweise durchfielen, weil sie von Hausfrauen nicht programmiert werden konnten (also die haben wirklich Hausfrauen für den Test rangezogen). Jetzt geht gerade wieder Katzenfutter durch die Foren, weil bei Testung Warenstift ausgerechnet die Futtersorten gewannen, die jeder verantwortungsvolle Tierhalter meidet. Begründung von Warentest: dass die Futtersorten Inhaltsstoffe enthalten, die die Katze gar nicht verwerten kann ist nebensächlich, solange alle anderen Inhalte genau den Mengen entsprechen, die ihre Experten für korrekt erachten. Dass die nebensächlichen Zusatzstoffe die Tiere aber erwiesenermaßen krank machen ist egal. Nach der Logik könnte auch Babynahrung mit Arsen gewinnen, wenn nur alle restlichen Nährstoffe optimal sind.
Gern werden die Produkte auch mal verwechselt und der unbedarfte Käufer des Magazins kauft ein vermeintliches "Sehr Gut" Produkt, das eigentlich nur "Befriedigend" war.
Zurück zum Thema: Onleihe mit Kindle Unlimited zu vergleichen ist in etwa so redlich, wie YouTube gegen das Öffentlich Rechtliche Fernsehen antreten zu lassen. Je nachdem, wie ich die Testkriterien ansetze gewinnt entweder der ÖR oder eben YouTube. Warum nicht Äpfel gegen Birnen testen?
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