[Update] (Einige) Kindle Books werden verleihbar
[Update 31.12.] Die im Oktober von Amazon angekündigte Verleihfunktion für Kindle Books (siehe Originalartikel unten) wurde gestern live geschaltet. Ein Teil der Literatur im Kindle Store kann ab sofort einmalig für bis zu 14 Tage an andere Nutzer verliehen werden – ein Amazon.com Account ist dazu Voraussetzung, der Besitz eines dedizierten Lesegeräts nicht.
Erwartungsgemäß beschränkt sich die Verleihfunktion (wie auch das Active Content Angebot und andere neue Features) zunächst einmal auf die USA. Wörtlich heißt es auf Amazons Verleih-Infoseite: "At this time, Kindle book lending can only be initiated by customers residing in the United States"; damit bleibt zumindest die Hoffnung auf eine künftige Ausweitung der Funktion.
Ob ein eBook verleihbar ist – die Erlaubnis dafür holt sich Amazon offenbar teils erst im Nachhinein oder via AGB von den Verlagen ein – , sehen US-Nutzer über eine entsprechende Auszeichnung im Kindle Store sowie in der Literaturliste im Loginbereich. Hier kann durch simple Eingabe der E-Mail Adresse des Empfängers auch der Verleihprozess initiiert werden – ab "Übergabe" ist das eBook dann für 14 Tage für den eigenen Account gesperrt und wandert anschließend automatisch zurück ins virutelle Bücherregal.
Das Feature hat sich schon nach nicht einmal 24 Stunden in eine Richtung verselbstständigt, die Amazon aus ökonomischen Gesichtspunkten wohl nicht ganz recht sein wird. Bei Facebook, Reddit und in Blogs haben sich bereits Hunderte Gleichgesinnte zum Austausch von Kindle Books zusammengefunden. Das ist natürlich legal, entspricht aber eigentlich nicht die Intension, den "Buchverleih im Freundeskreis" in den digitalen Raum zu übertragen. Zwar schränkt der nur einmalig mögliche Verleih eines jeden eBooks die Fluktuation schon strukturell ein, den einen oder anderen Dollar infolge geliehener statt gekaufter Kindle Books wird Amazon das Feature aber sicherlich kosten (wobei natürlich im Gegenzug die Gesamtattraktivität der Plattform sowie der Wert verleihbarer Kindle Books steigt).
[Ursprünglicher Artikel vom 25.10.]Digitaler Literatur wird auch deshalb vielfach mit Skepsis begegnet, weil sie (hierzulande meist zum nahezu gleichen Preis) gegenüber gedruckten Büchern einige praktische Nachteile aufweist. Besonders häufig genannt: Erworbene eBooks können zwar auf verschiedenen eigenen Endgeräten geschmökert, anschließend aber weder weiterverkauft noch -verliehen werden. Zumindest den letzteren Makel möchte Amazon zeitnah ausräumen.
Noch in diesem Jahr wird eine Verleihfunktion für Kindle Books kommen, machte Amazon zum Wochenende auf seiner Seite publik. Eigene eBooks lassen sich für 14 Tage an andere Kindle-Nutzer verleihen, für diesen Zeitraum ist der betreffende Titel im Käuferaccount gesperrt – ganz wie in der "alten" Lesewelt also, wo ein physisch weggegebenes Buch auch erst einmal nicht mehr selbst genutzt werden kann. Anders als häufig bei gedruckter Literatur muss dem entliehenen Titel im Kindle-Universum aber nicht hinterhergelaufen werden – "dank" DRM buchen sich Kindle Books selbst zurück ins Regal der rechtmäßigen Besitzer.
Das Verleih-Feature kennt man in den USA bereits von Amazon-Hauptrivale Barnes & Noble, deren Nook bereits seit seinem Verkaufsstart im Dezember 2009 über die hier "LendMe" titulierte Funktion verfügt. Mit der Nachrüstung des Features für seine Kindle-Plattform nimmt Amazon der Buchhandelskette ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal und erhöht gleichzeitig Attraktivität und Bindung seiner Kindle-Plattform: Wer Kindle-Nutzer mit vorhandener Literatursammlung im Freundeskreis hat, wird nun natürlich viel eher selbst zu einem solchen Lesegerät greifen (anstatt zu einem Konkurrenzmodell, für welches die eBooks nochmals selbst gekauft werden müssten).
Amazons Ankündigung beinhaltet zwei Einschränkungen. Zum einen ist davon die Rede, einige Kindle Books würden verleihbar gemacht – ob ein Titel mit Verleih-Funktion ausgestattet wird, liegt im Ermessen des verantwortlichen Verlags. Zum anderen ist (damit zusammenhängend) die Rede davon, die betreffenden eBooks könnten einmal für 14 Tage verliehen werden. Auch hier haben die Publisher ihre Hände im Spiel, welche sich natürlich um ihre Umsätze sorgen und lediglich einen einzigen Verleihvorgang pro verleihbarem eBook zulassen; die gleiche Einschränkung bringen schon heute Nook eBooks mit.
Dass die Verleihfunktion vom Start weg auch für deutsche Kindle-Nutzer freigeschaltet ist, erscheint eher unwahrscheinlich – neue Features wie "Active Content" hatte Amazon zuletzt nur/erst einmal für den besonders hart umkämpften und wenig fragmentierten nordamerikanischen Markt freigeschaltet. Hinzu kommt die Frage, ob das Unternehmen aus Seattle überhaupt ein wirtschaftliches Interesse an einer weltweiten Verfügbarkeit der ja auch für den Händler (unmittelbar) durchaus umsatzschädigenden Verleihfunktion hat.
Nichts desto trotz hat man in Deutschland schon heute die Möglichkeit, sich eBooks auszuleihen; allerdings nicht von Privatpersonen, sondern von Stadtbibliotheken und auch nur als Besitzer eines Endgeräts mit Adobe DRM Unterstützung. Auf onleihe.net sind die gegenwärtig 175 teilnehmenden Büchereien im deutschsprachigen Raum verlinkt; das eBook-Angebot kann sich zumeist schon sehen lassen, auch hier können eBooks 14 Tage lang ausgeliehen und anschließend automatisch zurückgegeben werden. Haken neben der insgesamt mäßigen Usability ist eine notwendige "physische" Anmeldung vor Ort zur Nutzung der Onleihe, zudem liegen die meisten eBooks leider nur im readerfeindlcihen pdf-Format vor.
- Amazon Kindle 3 bei amazon.com
- Amazon Kindle Wi-Fi bei amazon.com
<via Golem / danke Manuel!>
Kommentare
Lutze 25. Oktober 2010 um 22:22
> zudem liegen die meisten eBooks
> leider nur im readerfeindlcihen
> pdf-Format vor.
Welcher Reader ist denn am wenigsten PDF-feindlich? – Besonders im Hinblick auf Adobe DRM?
Unterstützen Reader mit "Adobe DRM" selbstredend das "Adobe LifeCycle Rights Management"?
Grüße, Lutze
PS:
Das favicon ist neu, oder?
Bei "readerfeindlcihen" ist ein Typo.
Mit Amazon Kindle zum gratis eBook | MedienFabrik 25. Oktober 2010 um 23:30
[…] [einmal für maximal 14 Tage] auch nicht besser. Johannes Haupt hat in Lesen.net darüber auch mit einem eher negativen Sentiment berichtet und vergleichbare alternative […]
Matthias Lätzsch 26. Oktober 2010 um 12:00
Für mich ein absolutes Muss. Weil es dem reinen DLC Mehrwert gibt. Dies sollte eine Standartfkt sein.
Bigboo73 31. Dezember 2010 um 17:28
Wiviel "deutschsprachige" Bücher sind denn schon verleihbar? … ;)
War nicht wirklich eine Frage…
Timo 31. Dezember 2010 um 18:48
Prima Sache. Momentan geht das zwar sicherlich noch nicht annähernd so weit wie man sich das als Kunde wünschen würde, aber es ist zumindest ein Fortschritt in die richtige Richtung und die anderen Ebookhändler werden da bestimmt nachziehen (müssen).
Timo 31. Dezember 2010 um 18:56
@Johannes: Ich weiß nicht ob dir das bekannt ist, daher kurz als Info: wenn du Artikel wie diesen hier akualisierst statt daraus einen neuen Artikel zu machen, dann taucht der aktualisierte Artikel nicht im Rss Feed auf, zumindest nicht bei mir im Google Reader, d.h. deine Feed Abonnenten bekommen von diesem Update so erstmal nichts mit, es sei denn man guckt zufällig mal direkt auf die Website.
Amazon blockiert eBook-Verleihseite » eBooks » lesen.net 22. März 2011 um 21:47
[…] kurz nachdem Amazon Ende Dezember erste Kindle eBooks verleihbar machte, schossen eine Vielzahl verschiedenartiger Plattformen für die Zusammenführung von Angebot und […]
Apple iOS 8 bringt E-Book-Leihe im Familienkreis » lesen.net 4. Juni 2014 um 20:13
[…] nichts Neues. Der erste Vorstoß kam – natürlich – von Amazon, schon seit Ende 2010 lassen sich dort in den USA ausgewählte E-Books vom Käufer einmal für 14 Tage an […]
NRW-Regierung will gebrauchte eBooks » lesen.net 30. Dezember 2015 um 14:54
[…] sind nicht die Händler das “Problem”, sondern die Verlage. So bietet Amazon schon seit fünf Jahren die technische Möglichkeit zum 14-tägigen Verleih […]