"Elektronischer Kiosk" auch in der Schweiz
Das Schweizer TK-Unternehmen Swisscom, Ex-Monopolist und Marktführer in der Alpenrepublik, plant für 2010 den Einstieg ins Contentgeschäft. Zeitungen, Magazine und Bücher werden erst einmal im Rahmen eines Pilotprojekts elektronisch verfügbar gemacht, verkündete der Telekommunikationsspezialist am Dienstag in Bern.
Ein ganz ähnliches Projekt hat hierzulande Vodafone in der Pipeline, die zur kommenden Cebit im März 2010 zusammen mit einigen Zeitungsverlagen ihre eigene "E-Reader-Plattform" launchen wollen. Das Angebot der Eidgenossen erscheint aktuell aber noch ein bisschen vielversprechender.
Denn während Vodafone Deutschland offenbar nur eBook Reader mit 3G-Modul für die Lektüre von Zeitungen und Zeitschriften vorsieht (was zumindest mit dem deutschen Kindle 2 keine Freude ist), will Swisscom Lösungen für alle Hardware-Plattformen anbieten. Die Lektüre auf PC/Mac soll ebenso möglich sein wie am iPhone oder "ganz klassisch" über das dedizierte Lesegerät. Der Tagesanzeiger erfuhr, dass der TK-Konzern zum Launch hier auch einen "Swisscom Reader" bereitstellen will und (wie Vodafone) aktuell Gespräche mit Produzenten führt.
Auch beim Content-Angebot hat Swisscom momentan die Nase vorn. Mit allen wichtigen Verlagshäusern (Tamedia, NZZ, Ringier, Edipresse, Orell Füssli) gibt es bereits Vereinbarungen zur Bereitstellung von Inhalten, während in Deutschland bislang wohl nur der Deal mit Madsack bereits spruchreif ist. Dabei beschränkt sich das Swisscom-Sortiment nicht wie bei Vodafone nicht auf Zeitungen, sondern soll auch Zeitschriften und digitale Bücher umfassen – Konkurrenz also für bestehende eBook-Shops.
Wie üblich steht der positive Eindruck vom Angebot unter dem Vorbehalt einer gelungenen Umsetzung. Aber gerade im Web 2.0 haben Dienste wie Issuu bereits bewiesen, dass bunte und multimedial aufgepeppte Zeitungen und Zeitschriften auch in der Online-Welt ihren Platz haben können. Das Branchenblatt W&V probiert derzeit mit einem aufwändig gestalteten ePaper, ob sich mit dieser Distributionsform auch Geld verdienen lässt. Eine größere Vielfalt bei der Wahl der Endgeräte kann jedenfalls nicht schaden, gerade weil die Nachteile heutiger eBook Reader bei der Anzeige von Zeitungen (fehlende Farbe, kleine Displays, …) nicht wegzudiskutieren sind.
Nichts Neues gibt es übrigens von der Hardwarefront. Was für Lesegeräte Vodafone im März in seinen etlichen Mobilfunkshops feilbieten wird (möglichst für unter 100 Euro), ist nach wie vor unklar. Bei Sony Deutschland gibt man sich zum Thema noch bedeckt: ""Die Reader Daily Edition, Sonys wireless 3G Modell, wurde kürzlich in den USA angekündigt. Eine globale Ausweitung unseres Angebots an elektronischen Lesegeräten mit wireless Funktion ist geplant, einen genauen Zeitpunkt können wir jedoch noch nicht nennen", so Pressesprecherin Silke Bernhard vergangene Woche auf eine entsprechende Anfrage von lesen.net.
<Danke Mika!>
Kommentare
Buchreport: eBook-Preise flexibler gestalten » Debatte » lesen.net 2. Januar 2010 um 19:09
[…] Verlage vorgeschlagen. Das ist ein eher selten gelesener Ansatz – Subventionen werden eher von Mobilfunkunternehmen erwartet -, hat aber auch abseits der Zeitungshäuser durchaus seine Berechtigung. Großverlage wie […]
eBook Reader Verleih in Bern » eReader » lesen.net 30. März 2010 um 15:37
[…] nur beim Thema “Digitaler Zeitungskiosk” ist die Schweiz ziemlich weit vorne dabei, auch ein anderer (möglicher) Trend wird dort bereits aufgegriffen: Die Berner Kornhausbibliothek […]