Erste deutsche Kindle Singles: Kleines Geld für wenig Text
Vor knapp fünf Monaten ist Amazons Label „Kindle Singles“ in Deutschland gestartet, seit dem gestrigen Dienstag werden dort auch deutsche Autoren publiziert. Eine wirkliche Erfolgsstory ist die Plattform wohl noch nicht.
„Kindle Singles“ nennt Amazon sein exklusives Angebot, in dem ausgewählte Kurzgeschichten und Reportagen als Einzeltitel angeboten werden. Für einen Preis ab 99 Cent bekommt man einen Text von typischerweise bis zu 30.000 Wörtern , was ungefähr 20 Normseiten entspricht. In den USA startete die Plattform schon im Januar 2011, im Juli diesen Jahres ging sie dann auch in deutscher Sprache online. Das Sortiment beschränkte sich bisher allerdings auf übersetzte US-Titel. Unter der Ägide von ehemaligen DuMont-Programmleiter Laurenz Bolliger sind jetzt sind aber auch die ersten sechs Werke deutscher Autoren bei den Singles erschienen, verkündete Amazon.de am gestrigen Dienstag via Pressemitteilung. Darunter befinden sich eine Reportage („Lass uns Giglio grüßen!“ von Ulrich Ladurner), ein Essay („Alexanderplatz“ von Georg Dietz) sowie vier fiktionale Erzählungen.
Wie erfolgreich sind die Singles?
In der Pressemitteilung spricht Amazon von „mehr als sechs Millionen“ verkauften Singles seit dem Start der Plattform. Das klingt zunächst zwar beeindruckend, doch im Vergleich mit den restlichen Amazon-Titeln schneiden die Singles eher bescheiden ab. Der bestverkaufte Singles Titel(mit 58 Normseiten deutlich über das von Amazon definierte Maß hinausgehend) ist aktuell erst auf Platz 192 der kostenpflichtigen eBooks. Nur zwei weitere Singles sind überhaupt unter den Top 1000 der verkauften eBooks, alle anderen tummeln sich jenseits der Wahrnehmungsschwelle.
In den USA sind die Singles schon deutlich länger auf dem Markt, aber auch dort ist das Bild kaum besser. Prominente Namen wie Stephen King und Kathy Reichs finden sich zwar auf den Plätzen acht und zehn des reinen Kindle-Singles-Rankings, sind damit aber auch schon nicht einmal mehr unter den Top 1000-eBooks der US-Bestsellerliste.
Konkurrenz durch Indie-Autoren
Woran liegt es? Vermutlich hauptsächlich am Preis. Im Musikbereich sind Singles und einzelne Titel so erfolgreich, weil sie nur einen Bruchteil des Albumpreises kosten. Gäbe es nur die Wahl zwischen Kindle Singles und den hochpreisigen eBooks der großen Verlage, Amazons Geschäftsmodell könnte vielleicht funktionieren. Dank Self-Publishing und Preisaktionen bekommt aber man auf dem Kindle aber komplette Romane für weniger als einen Euro. Dagegen wirken einzelne Kurzgeschichten zum selben oder höheren Preis schnell überteuert, trotz großer Namen und professioneller Betreuung.
Natürlich ist es ohne absolute Verkaufszahlen schwer, ein klares Urteil zu fällen. Aber alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Kindle Singles bisher zumindest nicht das überragend erfolgreiche Geschäftsmodell sind, das Amazon sich erhofft hat. Wir wären nicht überrascht, wenn es in den nächsten Monaten noch tiefgreifende Änderungen am Konzept oder der Vermarktung geben sollte.
Kommentare
StoryFront: Neues Amazon-Label für Kurzgeschichten » eBook News » lesen.net 5. Dezember 2013 um 19:52
[…] sind die ersten Kindle Singles-Titel deutscher Autoren bei amazon.de erschienen, schon überrascht die US-Mutter mit der Ankündigung eines neuen Kurzgeschichten-Imprints names […]
6 E-Reading-Vorhersagen für 2014 » lesen.net 16. Januar 2014 um 21:06
[…] Märkte ausgeweitet. So war es in der Vergangenheit unter anderem mit der Kindle Leihbücherei und Kindle Singles, und so wird es auch mit 2013 eingeführten und bislang nur in den USA zugänglichen Features […]
Zweifelhaftes Debüt von deutschem Amazon Verlag » lesen.net 17. März 2014 um 19:43
[…] der Online-Händler jetzt auch mit originären deutschen Inhalten an den Start. Seit November 2013 experimentiert die in München ansässige Verlagssparte bereits mit deutschen Kindle […]