Fake-Rezensionen: Amazon klagt gegen 1.114 Nutzer
Im Kampf gegen manipulierte Bewertungen geht Amazon jetzt auf breiter Basis in die Offensive. Nachdem im Frühjahr schon Plattform-Betreiber belangt wurden, hat der Online-Händler nun eine Klage gegen mehr als Tausend einzelne Verkäufer eingereicht. Die Maßnahme ist vor allem ein starkes Signal.
Im April dieses Jahres verklagte Amazon die Betreiber von Seiten, die gegen Geld die Vermittlung positiver Rezensionen auf Amazon.com offerierten. Mit einer weiteren Klage, die am vergangenen Freitag publik wurde, geht Amazon jetzt noch eine Ebene tiefer. Die Klage richtet sich gegen exakt 1.114 namentlich aufgeführte Nutzer des beliebten Dienstleister-Marktplatzes Fiverr, die gegen eine Zahlung von zumeist 5 US-Dollar positive Besprechungen auf Amazon.com publizierten.
Klage gegen 1.114 Fiverr-Nutzer
In der beim obersten Gerichtshof des US-Bundesstaat Washington (Firmensitz von Amazon) eingereichten Klage führt der Online-Händler aus, man verfolge das Treiben bei Fiverr seit vielen Monaten. Testweise habe man auch selbst betrügerische Rezensionen gekauft. Die Klageschrift enthält als Beweis entsprechende Kommunikation mit den Verkäufern, die die Publikation – auf Wunsch vom Käufer selbst verfasster – Rezensionen mit verschiedenen Accounts und IP-Adressen anboten.
Amazon führt auf, hier handele es sich um eine Schädigung der eigenen Handelsmarke sowie um eine betrügerische Täuschung von Konsumenten. Zwar habe Fiverr entsprechende Inserate auf Anfrage von Amazon immer offline gestellt, damit gelange man aber nicht an die Wurzel des Übel. Darum gibt es nun eine Klage gegen "John Does 1-1.114″ – im Anhang stehen lediglich 1.114 Fiverr-Benutzernamen, deren wahre Identitäten Amazon über die Klage ermitteln will. Ebenso wie sämtliche von den Fiverr-Nutzern gepostete Fake-Rezensionen sowie deren Auftraggeber.
Schadensersatz von betrügerischen Rezensenten selbst
Die Klageschrift richtet sich zwar gegen Nutzer von Fiverr, auch der Plattform-Betreiber selbst ist aber natürlich in Mitleidenschaft gezogen. Er hat im Fall einer gerichtlichen Weisung die Benutzerdaten seiner Kunden herauszugeben. Bei Ermittlung kommen auf die Verkäufer dann Schadensersatzforderungen und Gerichtskosten in erheblicher Höhe zu.
Ob Amazon die zu einem großen Teil in Asien ansässigen Fake-Rezensenten tatsächlich identifizieren und in Regress nehmen kann, sei dahin gestellt. Die Klage gegen Einzelpersonen (!) ist aber ein starkes Signal an betrügerische Rezensenten wie an Anbieter, die beim Bewertungsprofil ihrer Produkte ein wenig nachhelfen wollen. Was auch bei deutschen Kindle Books eine weit verbreitete Unsitte ist. Neben unstrittig unrechtmäßigen Bezahlungen für explizit positive Rezensionen gibt es gleichwohl auch noch einen großen Graubereich, in dem sich unter anderem auch Amazon selbst mit seinem Vine-Programm tummelt.
<Bildnachweis: Sterne von Shutterstock>
Kommentare
Fake-Rezensionen: Amazon klagt gegen 1.114 Nutzer » lesen.net | Heinz Duthel 30. Oktober 2015 um 01:06
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Fake-Rezensionen: Amazon klagt gegen 1.114 Nutzer » lesen.net | Press Release Curation 30. Oktober 2015 um 01:26
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Fake-Rezensionen: Amazon klagt gegen 1.114 Nutzer » lesen.net | Fair Job & Fair News 30. Oktober 2015 um 01:39
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Bücher | Vienna News 15. November 2015 um 13:06
[…] Fake-Rezensionen: Amazon klagt gegen 1.114 Nutzer … https://www.lesen.net/Im April dieses Jahres verklagte Amazon die Betreiber von Seiten, die gegen Geld die Vermittlung positiver Rezensionen auf Amazon.com offerierten. Mit einer weiteren Klage, die am vergangenen Freitag publik wurde, geht … […]
Woran du Fake-Rezensionen erkennst (und woran nicht) » lesen.net 9. Februar 2016 um 16:41
[…] Angebote nach dem Muster “Bezahle 5 US-Dollar für eine 5-Sterne-Rezension”, gegen die Amazon.com derzeit gerichtlich vorgeht. Aber schon bei von Verlagen oder Autoren organisierten Leserunden, wo Lesern ein Freiexemplar […]
Immer weniger “echte” Rezensionen » lesen.net 19. April 2016 um 16:13
[…] Die Klagen von Amazon gegen Rezensionen-Verkäufer (und das schwunghaft selbst betriebene Rezensionen-Geschäft über “Vine”), die Ausblendung von “Nicht-Hilfreich”-Beurteilungen, Einfachst-Rezensionen über Dropdown – das alles hat einen simpln Grund: Immer weniger Leser schreiben offenbar von sich aus Rezensionen. Indie-Autoren reagieren darauf jetzt mit einem Appell an ihre Leser. […]