Skip to main content

Gesetzliche Regelung: Print-E-Book-Bundles vor dem Aus

Eine Entscheidung des Bundesfinanzministerium (BFM) zur Besteuerung von Bundle-Angeboten aus Print- und Digital-Büchern entpuppt sich als existenzielle Bedrohung des Geschäftsmodells E-Book-Bundle. Die gerade erst getroffene Neuregelung, die schon zum 01. Juli in Kraft tritt, zwingt viele Verlage dazu, ihre teilweise erst in den letzten Monaten lancierten Bundles kurzfristig vom Markt zu nehmen.

Print-Bücher (die man auch noch weiterverkaufen kann) werden mit 7 Prozent besteuert, E-Books mit 19 Prozent – so weit, so bekannt (und so unsinnig). Bundle-Angebote sind derzeit meist so gestaltet, dass Print-Büchern Download-Codes für die E-Book-Ausgabe beiliegen. Verkauft werden sie zum Print-Steuersatz von 7 Prozent.

Das Bundesfinanzministerium ließ Anfang Juni in einem Rundschreiben verlautbaren, dass eine solche pauschale Besteuerung von Bundles nicht zulässig ist. Vielmehr müssten E-Book- und Print-Anteil des Kaufpreises separat ausgewiesen und mit dem entsprechenden Steuersatz belegt werden. Das gilt auch, wenn es gar keine alternative "ungebündelte" Ausgabe gibt, was die Regel ist. Schon zum 01. Juli sollte die neue Regelung in Kauf treten.

"Nicht zumutbar"

Das Börsenblatt fragte bei "seinen" Verlagen nach, wie sie mit der Neuregelung umgehen, und stieß auf viel Ratlosigkeit und Unverständnis. "Die neue steuerliche Regelung ist absurd und schlicht untauglich", fasst es der Schweizer Eder&Bach-Verleger Felix Grisebach zusammen. Im Bezug auf die Konsequenzen nimmt etwa Thomas Carl Schwoerer, Verleger des Fachverlages Campus, kein Blatt vor den Mund: "Sollte die Regelung in dieser Form aufrechterhalten werden, sehen wir uns gezwungen, das Angebot von E-Book inside einzustellen, da wir eine steuerkonforme Handhabung ab dem 1. Juli nicht mehr gewährleisten können."

Auch der Verlag Haffmans & Tolkemitt teilte mit, aufgrund der neuen Regelung verabschiede man sich wieder aus dem Markt. Veleger Jakob Karsten: "Wir können unseren Kollegen im Buchhandel nicht zumuten, bei unseren Büchern auf ihren Quittungen zwei Mehrwertsteuersätze auszuweisen. Unter den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen ist es uns nicht mehr möglich, unsere Bücher als HardcoverPlus, also als Buch inkl. E-Book anzubieten."

Gesetzlich nachvollziehbar, wirtschaftlich fatal

Getrennte Mehrwertsteuersätze fürs gleiche Endprodukt sind so außergewöhnlich nicht. Wer öfters mit der Bahn fährt, hat vielleicht schon die separate Ausweisung des Fahrtpreises für im Fernverkehr (19 Prozent) und Nahverkehr (bis 50km, 7 Prozent) zurückgelegte Strecken gesehen. Und angesichts der derzeitigen rechtlichen Regelung ist das Anliegen des BFM nachvollziehbar.

Fakt ist aber auch: Der bürokratische Aufwand für Verlage und Händler scheint zu hoch – sollte die Regelung Bestand haben, wird das zarte Pflänzchen "E-Book-Bundles" wohl im Keim erstickt. Die Zeit spielt hier zwar für die Branche, denn die differenzierte Besteuerung von Print und E-Book sollte bald endlich passè sein. Bis dahin steht aber zu berfürchten, dass die derzeitigen E-Book-Bundles vom Markt verschwinden und weitere Verlage ihre Pläne vorerst in der Schublade belassen.

<Bildnachweis: "eBook Inside" von Book2Look>

Ähnliche Beiträge


Kommentare


Streit um E-Book-Bundles: Letzter Ausweg “Brandbrief” » lesen.net 16. Juli 2014 um 14:16

[…] Konflikt um die Besteuerung von E-Book-Bundles gibt es trotz eines ersten Spitzengesprächs zwischen dem Bundesfinanzministerium (BMF)und dem […]

Antworten

oreillyblog » Die Programmhöhepunkte 2014 & 2015 8. Januar 2015 um 13:01

[…] Unsicherheiten bzgl. des Steuersatzes, der für Bundle-Produkte anzusetzen ist (s. hier und hier). Erst wenn hier eine langfristige und realistische Lösung gefunden ist, können wir den […]

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*