Goodreads: Autoren und Leser rebellieren gegen Mobbing
Es rumort in der von Amazon übernommenen Buch-Community Goodreads. Autoren und ihre Bücher sollen systematisch gemobbt werden – von schlechten Bewertungen bis hin zu wüsten Drohungen per E-Mail und Telefon. Besonders brisant: Von Goodreads bestimmte Moderatoren sollen die üble Nachrede aktiv unterstützen.
Mit inzwischen über 20 Millionen Mitgliedern kommt Goodreads in den USA eine überragende Bedeutung in Sachen Büchertipps zu. Wie jede Community lebt Goodreads von der Interaktion seiner Mitglieder, die allerdings in vielen Fällen unter der Gürtellinie verlaufen soll und kaum reguliert werde. Diesen Vorwurf erheben die Betreiber der Website stopthegrbullies.com (stoppt das Mobbing bei Goodreads) – nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss von Autoren und Lesern mit dem Ziel, den Umgangston auf der Plattform zu verbessern und Goodreads zu einer stärkeren Moderation von Beleidigungen zu verpflichten. Unabhängig davon beschweren sich immer mehr profilierte Autoren über den Umgangston und Goodreads' Untätigkeit (Screenshot).
Mobbing mit dem Segen von Goodreads-Mitarbeitern?
Es soll nicht bei einzelnen Entgleisungen bleiben. Vielmehr gebe es regelrechte Mobbing-Banden, die Autoren und ihre Bücher systematisch niederschreiben sollen – teilweise sogar mit extrem schlechten Rezensionen von Büchern, die noch gar nicht erschienen sind. Dies soll mit dem Wissen und teilweise sogar unter Beteiligung von offiziellen Moderatoren der Plattform geschehen, behaupten die Betreiber von stopthegrbullies.com.
Eine Betreiberin der Seite erklärte gegenüber den Kollegen von gooderader.com, die Mobber machten längst nicht mehr an den Grenzen der Plattform Halt. Sie hätten Berichte von Cyber-Stalking von Autoren über verschiedene Plattform und schriftlichen oder telefonischen Vergewaltigung- und Morddrohungen, man habe dafür polizeiliche Belege. Das allgemein raue Klima werde von Goodreads nicht nur stillschweigend akzeptiert, sondern sogar gefördert: Goodreads-Community-Manager Patrick Brown etwa habe einen Nutzer öffentlich dazu bekräftigt, über einen Autoren zu schreiben, was er denke.
Autoren könnten Schmähkritik und abwertende Buchregalen (Screenshot oben) nur per "Abuse-Meldung" entgegentreten, die aber in aller Regel ignoriert werden, führen stopthegrbullies.com aus. Sie fordern von Goodreads, aktiv gegen Mobber vorzugehen und ihre Autoren vor Verleumnungen zu schützen.
Grundsätzliches Problem im Social Web
Natürlich muss man die Protestseite in Relation sehen: Einige Dutzend aufgeführte Mobbing-Fälle stehen mehr als 20 Millionen Mitgliedern gegenüber, von denen die wenigsten wohl überhaupt mit ruppigem Umgangston konfrontiert wurden. Auch tun sich die Betreiber von stopthegrbullies.com eher keinen Gefallen damit, forcierte Negativ-Bewertungen von Büchern und strafrechtlich relevante Morddrohungen in einen Topf zu werfen und doch recht undifferenziert nach ehr Moderation zu rufen. Schließlich reagieren viele Autoren auch auf sachlich formulierte Kritik äußerst dünnhäutig (was wir nahezu täglich in unserem Werbeforum beobachten können, wo Indie-Autoren ihre Werke vorstellen).
Allerdings ist nicht zu leugnen, dass sich im Schutze der Anonymität auf Social-Media-Plattformen wie Twitter, Facebook oder eben auch Goodreads viele schwarze Schafe tummeln. Im Fall von Goodreads können Mobber (vielfach übrigens selbst Autoren) nicht nur einen emotionalen, sondern auch einen handfesten wirtschaftlichen Schaden verursachen – vor diesem Hintergrund sind Forderungen nach einer verstärkten Kontrolle durch den Betreiber absolut nachvollziehbar. Goodreads hat seine Nutzerbasis innerhalb von wenigen Monaten mehr als verdoppelt – jetzt ist es an der Amazon-Tochter, auch die moderativen Strukturen entsprechend nachzuziehen.
Kommentare
miranda 27. August 2013 um 10:58
"habe einen Nutzer öffentlich dazu bekräftigt, über einen Autoren zu schreiben, was er denke" – ist das eine automatische Übersetzung?
Juergen Schulze 31. August 2013 um 11:02
Werfen mit Wattebauschen.
Ich pfeife schon seit langem auf jegliche Bewertungen durch das Social Web.
Der Pöbel regiert.
Ich lese lieber Bewertungen von Profis, die damit ihr Geld verdienen.
Mobbing: Goodreads schreitet ein, erzürnt Mitglieder » Debatte, eBooks » lesen.net 23. September 2013 um 18:15
[…] einem guten Monat berichteten wir über eine vorwiegend von Autoren initiierte Bewegung, die üble Nachrede und Verleumnungen bei […]