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Hörbücher: Niedrigere Steuer, gleiche Preise

Während die steuerliche Gleichstellung von E-Books und gedruckten Büchern in der Warteschleife hängt, ist die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Hörbücher jetzt beschlossene Sache. Bereits ein halbes Jahr vor der Umstellung kristallisiert sich aber heraus: Kunden werden wohl nicht unmittelbar profitieren.

Anfang dieses Monat beschloss der Bundestag, ab dem 01.01.2015 auch auf Hörbücher (vorgelesenen Büchern) den reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent anzuwenden, der derzeit nur für Print-Bücher gilt. Für Hörspiele (eigenständige Unterhaltungsformate mit verschiedenen Sprechern und ähnlichem) werden hingegen weiterhin 19 Prozent fällig. In der Praxis sind die Grenzen hier freilich fließend, Juristen dürften sich angesichts der absehbaren gerichtlichen Keilereien bereits die Hände reiben.

Auch E-Books, die eigentlich zusammen mit Hörbüchern steuerreduziert werden sollten, werden auch im kommenden Jahr noch mit 19 Prozent besteuert. Hier will die Bundesregierung keinen nationalen Alleingang wagen, sondern eine EU-weite Entscheidung herbeiführen. Frankreich und Luxemburg haben bekanntlich E-Books steuerlich besser gestellt und sich dadurch den Unmut des EU-Apparats zugezogen.

Steuervorteil fließt in Verlagstaschen

Bei einem 10 Euro teuren Hörbuch bedeutet die Steuersenkung einen knapp 1 Euro höheren Nettopreis (8,40 Euro zu 9,35 Euro). Verlage und Händler könnten diesen einen Euro nun entweder wieder vom Nettopreis abziehen und das Hörbüch entsprechend verbilligen – oder sich das Geld einfach in die eigene Tasche stecken. Erste Stimmungsbilder deuten darauf hin, dass letzteres passieren wird.

Das Börsenblatt betitelte die Ergebnisse seiner Umfrage zwar mit "Luft bei der Hörbuch-Kalkulation". Die Aussagen der befragten Mitarbeiter von Hörbuchverlagen drücken allerdings aus, dass niedrigere Preise praktisch durchweg kein Thema sind. "Wir werden keine neuen Preispunkte einführen", heißt es etwa eindeutig seitens Random House Audio. Hörbücher seien bereits sehr knapp kalkuliert, so der einhellige Tenor, die steuerliche Besserstellung werde für eine Ausweitung der Marge genutzt. Das gleiche Stimmungsbild ergab die gleichartige Umfrage des Buchreport.

Fingerzeig für E-Books

Hörbuch-Käufer werden wohl nur in Einzelfällen sowie indirekt (höherwertige Produktionen oder solche, die es ohne Steuervorteil gar nicht geben würde) von der niedrigeren Hörbuch-Besteuerung profitieren, das ist jetzt schon absehbar. Das ist auch ein Fingerzeig darauf, wie nach einer Anpassung der E-Book-Steuer passieren wird. Mit einem Purzeln der Digital-Preise wird dann nicht zu rechnen sein. Wenn für Verlage das E-Book-Geschäft attraktiver wird, würden aber sicherlich auch Kunden davon profitieren.

<Bildnachweis: Hörbuch von Shutterstock>

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Kommentare


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