Hörtipp: eBooks und die "German Angst" beim Datenschutz
Eigentlich sollte es in der "Marktplatz"-Sendung des Deutschlandfunk, die am heutigen Mittwoch live von der Frankfurter Buchmesse gesendet wurde, 50 Minuten lang übers eBook ansich gesprochen werden. Im Grunde genommen hätten wir die ganze Zeit über Datenschutz diskutieren können – ein typisch deutsches Phänomen.
Zur Debatte über eBooks und eReading hatte der Deutschlandfunk Diskutanten geladen, die dem Thema grundsätzlich offen gegenüber stehen – keine Selbstverständlichkeit, schon gar nicht auf der Buchmesse. Neben mir war Timm Hoffmann vom IT-Branchenverband Bitkom dabei sowie Sigrid Fahrer von der Stiftung Lesen, die das eBook eher als Chance denn als Gefahr für die Leseförderung begreift. Die Bücherei in der Handtasche hieß die Ratgebersendung (zum Nachhören in der Mediathek suchen nach "Marktplatz"), nach 20 Minuten Einführung zum Thema wurden die ersten Hörer-Fragen ans Podium gestellt.
Die Hörer konnten während der Sendung anrufen, und schnell zeichnete sich ab, was die Leute besonders interessierte: Das Thema "Datenschutz". Moderator Georg Ehring hat nur einen kleinen Teil der Fragen aus diesem Komplex gestellt, trotzdem füllten sie einen guten Teil der zweiten Hälfte der Sendung.
"Was weiß der Anbieter über mich?"
"Weiß der Anbieter, was ich lese und wie lange?" "Kann ich permanent offline sein, um eine Datenübertragung an Amazon & Co. zu verhindern?" "Kann der Anbieter gekaufte eBooks einfach wieder aus der Bibliothek löschen?" Solche Fragen tangieren die vielzitierten "Leute" (den Deutschlandfunk-Marktplatz hören wöchentlich 100.000 bis 200.000 Menschen) wesentlich mehr als solche, ob ein eBook Reader einen Kopfhörerausgang oder einen SD-Kartenslot hat.
Deutsches Phänomen
Die 1984-Affäre, wo Amazon ein illegal angebotenes eBook aus den Nutzer-Bibliotheken löschte, hat international ein großes Echo verursacht. Aber nur in Deutschland ist dieser inzwischen mehr als fünf Jahre (!) alte Einzelfall noch dermaßen präsent.
Das Bild der auf Datenschutz bedachten Deutschen zieht sich durchs gesamte Netz. In keinem anderen Land gibt es großflächig verpixelte Straßenbilder bei Google Street View, nirgendwo sonst so viele Falschnamen in sozialen Netzwerken wie Facebook. So richtig verzichten wollen die Leute gleichwohl weder auf das eine noch auf das andere.
Der Wunsch nach Kontrolle
Im Zuge der offen gewordenen Datensammlung von Adobe ist dieses Thema gerade wieder aufgepoppt: Viele Nutzer schätzen durchaus den Komfort der Synchronisation der zuletzt gelesenen Seite über mehrere Geräte. Die dazu notwendigen Nutzungsdaten sollten aber bitte nicht übermittelt werden. Kostenlose, werbefinanzierte eBooks finden viele Lesefreunde spannend, die dazu aber nötigen soziodemografischen eigenen soziodemografischen Daten (readfy fragt Alter und Geschlecht ab, was erst der Anfang sein dürfte) rückt man allenfalls mit Bauchschmerzen heraus. Schwierig.
Anbieter sollten diese Bedenken durchaus ernst nehmen. Der Königsweg wäre eine detaillierte Auflistung der übermittelten Daten nebst An-Aus-Schalter. Zu den Basics hingegen gehört die verschlüsselte Übermittlung dieser Daten und die Datensicherheit auf den Servern der Dienstleistungs-Unternehmen – letztlich kommt die (in ihre Größe aber irrationale) "German Angst" dann doch nicht von ungefähr.
<Bildnachweis: Schloss von Shutterstock>
Kommentare
Hörtipp: eBooks und die “German Angst” beim Datenschutz – lesen.net | Schlandnet & Schlandnetz News 10. Oktober 2014 um 00:14
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