Auf der weltgrößten Bücherschau, der Frankfurter Buchmesse, trifft sich dieser Tage eine Branche im Wandel. Auf der einen Seite zwingen bröckelnde Umsätze zum Backen kleinerer Brötchen oder sogar zur kompletten Abstinenz (Diogenes), auf der anderen Seite entstehen völlig neue Industriezweige. Unsere Eindrücke in Bildern.
Die Grenzen zwischen Politik und Kultur sind bisweilen fließend. Weil die Buchmesse den Islamkritiker Salman Rushdie zur Eröffnung eingeladen hat, boykottierte der Iran kurzfristig die Buchmesse.
Neben dem riesigen Gemeinschaftsstand des Landes blieben im Umfeld bestimmt 20 kleinere Stände von Verlagen und Dienstleistern aus dem Iran ungenutzt. Traurig.
Auch andernorts wurde kräftig Politik gemacht, hier an der gerade wieder mächtig lodernden Konfliktlinie Japan-China.
Eine Nummer kleiner und sicherlich auch für viele Digital-Leser unterschreibbar ist diese Forderung des österreichischen Kulturbetriebs.
Überhaupt ist keine Buchmesse so international wie die Frankfurter Ausstellung. In den Messehallen gibt es Inhalte aus fernen Ländern…
…sowie exotische Kulturen zu bestaunen.
Wie auf jeder internationalen Großveranstaltung sind auch auf der Frankfurter Buchmesse Sicherheitskräfte allgegenwärtig und bisweilen auch aktiv im Einsatz. Hier sorgte ein herrenloser Koffer für eine weiträumige Absperrung.
Obgleich die Frankfurter Buchmesse eine Trennung von Geschäft (Mittwoch bis Freitag) und privat (Samstag und Sonntag) vorsieht, war die Messe schon an den Fachbesuchertagen auch von Nachwuchskräften der Branche bevölkert.
Der Trubel unter der Woche ist aber kein Vergleich zu dem, was am Wochenende vor allem in den "Belletristikhallen" 3 und 4 passiert.
Wer geschäftlich vor Ort ist (etwa in einer internationalen Halle wie dieser) und die Möglichkeit dazu hat, reist vorher ab.
Buchmessen vereinen wie vielleicht kein zweiter Ort alte und neue Welt. Auf der einen Seite die "schönen alten Bücher" und Kunstdruckbetriebe, …
…auf der anderen Seite SaaS-Dienstleister, indische epub-Hersteller und natürlich Allesverkäufer Amazon.
Abgesehen von der bei Amazon ausgestellten Kindle-Hardware und einem Pocketbook-Stand waren in den Messehallen nahezu ausschließlich eBook Reader der Tolino-Allierten sichtbar.
Im Vorjahr wurden die Tolino-Lesegeräte zum Auftakt der Buchmesse im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt, diesmal änderte man das Prozdere. Wir bekamen die Geräte eine Woche vor der Messe in der Berliner Telekom-Dependanz präsentiert und überreicht, was uns vorab ausführliche Testberichte von Tolino Vision 3 HD und Tolino Shine 2 HD ermöglichte (und einen entspannteren Start in die Messe). In Frankfurt gab es "nur" ein lockeres Pressefrühstück mit den Spitzen der Tolino-Allianz, darunter Thalia-Chef Michael Busch, Weltbild-Geschäftsführer Sikko Böhm und Nina Hugendubel.
Im Vergleich zu Leipzig sind die Lesebühnen auf der weltgrößten Buchmesse gefühlt eine Nummer kleiner. Große Beliebtheit erfreuen sich traditionell die Präsentationen bei Fernsehanstalten wie dem ZDF (mit dem Moderator, der auch das neue Literarische Quartett verantwortet) …
… und 3Sat.
Auch bei Verlagen wird vorgelesen. Hier gibt es eine gewisse Diskrepanz zwischen Verlagsname und -aufritt.
Lesungen gibt es ebenfalls bei den Druckkostenzuschussverlagen. Dabei bezahlen in der Regel die Autoren für diese "Marketing-Dienstleistung". Zuhörer hier im Wesentlichen: Die aufzeichnende Kamera und das Standpersonal.
Keine Buchmesse ohne Bücher. Zwischen den in den Belletristik-Hallen allgegenwärtigen Bücherstapeln und -türmen versteckten sich naturgemäß etliche Skurrilitäten. Unser Favorit: Trainieren wie im Knast von Riva, eine von zahlreichen Deklinationen des hauseigenen Bestellers "Fit ohne Geräte" (Kommentar des Vertriebsleiters: "Verkauft sich super bei Amazon.de!").
Zwar ist die Seidenschalträgerdichte bei der Buchmesse sicherlich höher als etwa bei Marketing- oder IT-Veranstaltungen, die Frankfurter Zusammenkunft ist…
…aber beileibe keine reine Hochkulturveranstaltung, …
…zumal Popkultur längst Einzug erhalten hat. Auswüchse wie eine dedizierte Manga-Halle (Leipziger Buchmesse) gibt es gleichwohl noch nicht.
Bei regnerischem Wetter blieben die großzügigen Freiflächen der Buchmesse weitgehend leer.
Outdoor-Kunsthändler und -Gastronomen machten nur bescheidene Umsätze, …
…und auch die spektakuläre Außen-Rolltreppe an Halle 3 war nur spärlich bevölkert.
Nach Messeschluss tritt sich die Branche traditionell zu Team- und Geschäftsessen, später bei Feierlichkeiten von Verlagen und Dienstleistern. Hinzu kommen spezifische Partys wie etwa die Digital Night. Die Partys fallen allerdings längst nicht mehr so pompös und zahlreich aus wie in früheren Tagen, der Rotstift macht (vernünftiger Weise) auch bei der Geschäftspartner-Bespaßung nicht halt. Hier: Die Party der Edel AG in einem altertümlichen Restaurant direkt am Main.
Als professioneller Ausklang der Frankfurter Buchmesse hat sich in den letzten Jahren die Preisverleihung des Marketing-Award Virenschleuderpreis von Leander Wattig etabliert. Nach der Veranstaltung am Freitagabend…
…ging es für viele Branchenschaffende ein letztes Mal hinaus in die Frankfurter Nacht. Etwa zur traditionellen Party der unabhängigen Verlage im örtlichen Literaturhaus.
Hörtipp: E-Reading-Talks von der Buchmesse » lesen.net
20. Oktober 2015 um 14:06
[…] der Buchmesse wurde nicht nur ausgestellt, verhandelt und gefeiert, sondern auch vielfältig diskutiert. Fast 100 hochkarätig besetzte Gesprächsrunden […]
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Hörtipp: E-Reading-Talks von der Buchmesse » lesen.net 20. Oktober 2015 um 14:06
[…] der Buchmesse wurde nicht nur ausgestellt, verhandelt und gefeiert, sondern auch vielfältig diskutiert. Fast 100 hochkarätig besetzte Gesprächsrunden […]