Kaum eröffnet, schon wieder vorbei: Am heutigen Sonntag schließt die Leipziger Buchmesse nach gerade einmal vier Messetagen schon wieder ihre Pforten. Die Bücherschau, eigentlich eine unverfängliche freundliche Lesermesse, war so politisch und so bunt wie vielleicht noch nie. Ein Überblick.
Bei an den ersten beiden Messetagen traumhaft frühlingshaftem Wetter …
… füllten sich die großzügigen Außenflächen der Messe schnell.
Drinnen hielt sich der Verkehr an den Werktagen – insbesondere an den Fachständen – vielfach noch in Grenzen, …
… während man in den Cosplay-Bereichen …
… und allgemein am Wochenende besser keine Platzangst haben sollte.
Die boomende Cosplay-Szene beschert der Leipziger Buchmesse, anders als Frankfurt ganz klar eher eine Leser- als eine Geschäftsmesse, seit einigen Jahren ein ausgesprochen buntes Publikum, …
… dass dem Streuen zwischen Events und jahrmarktähnlichen Merchandising-Buden …
… allerdings in gewissem Maße Tribut zollen muss.
Der eigentliche Star in Leipzig ist das Buch, das auf den Ständen der Publikumsverlage gleichermaßen zelebriert wird …
… wie bei den unzähligen Lesungen mit teils stadionähnlichen Bühnen. Hier hat Leipzig klar die Nase gegenüber Frankfurt vorn, …
… wo dagegen deutlich mehr Geschäft passiert als in Leipzig. Gleichwohl gab es auch in der sächsischen Metropole Fachvorträge.
Hier etwa referiert Sobooks-Chef Christoph Kappes auf der Buchmessenkonferenz über die Branche ansich (("Ich habe solche Desaster wie in der (IT der) Buchbranche noch nie gesehen. Noch nie.") und über sein Social-Reading-Startup im Speziellen.
Auch der Anteil internationaler Aussteller, in Frankfurt recht hoch, fällt in Leipzig überschaubar aus. Es gibt nur einige wenige ausländische Repräsentanzen, …
… wo bisweilen immerhin unvermutete Prominenz anzutreffen war.
Präsent war in Leipzig auch die große Politik. Eine Woche nach den Wahlen im benachbarten Sachsen-Anhalt mit bekanntem Ergebnis und in einem Bundesland, das in den letzten Monaten oftmals fragwürdige Schlagzeilen machte, zogen sich die Diskurse quer durch die Messe.
Für Diskussionen schon im Vorfeld sorgten vor allem zwei Aussteller. Während die rechtskonservative Zeitung Junge Freiheit dann sehr zurückhaltend auftrat und niemanden wirklich interessierte, …
gönnte sich das rechtspopulistische Blatt Compact einen mächtigen Auftritt an zentraler Position und in direkter Nachbarschaft zu sichtbar bunteren Nachbarn, …
… der mit breitschultrigem eigenem Sicherheitspersonal abgesichert war, was wohl in Summe auch potenziell interessiertes Publikum abschreckte. Hier ging es wohl wirklich vor allem um Präsenz der Präsenz wegen.
Und E-Reading? Eigene Stände hatten neben den einschlägigen Auslieferungen (hier: Pocketbook-Partner Umbreit) …
Auch Amazon warb großflächig um die Gunst von etablierten Indie-Autoren …
… und die, die es werden wollen sowie um den gemeinen Leser, …
… wohingegen die Tolino-Allianz mit einem deutlich kleineren Stand für die Auslieferung Tolino Media …
… sowie außerdem noch bei einigen Partnern (hier: Libri) vertreten war.
Verlage tun sich nach wie vor schwer mit einer adäquaten individuellen Inszenierung von eBooks, aus denen sich nun einmal nicht so hübsche Türme bauen lassen wie aus gebundenen Büchern.
Trotzdem gönnten sich sogar einige reinrassige Digital-Verlage – etwa Luzifer – eine eigene Präsenz, …
… naturgemäß war der Andrang bei den namhaften Publikumsverlagen (hier: Knaur) dann aber doch größer. Mehr als 2.000 Verlage gibt es in Deutschland. Angesichts dessen ist es kein Wunder, …
… dass die Namensgestaltung …
… bisweilen seltsame Blüten treibt.
Als Lesermesse bietet Leipzig auch vielfältige direkte Einkaufsmöglichkeiten etwa für Kinderbücher …
… und Antiquariat. Zum Preis dieser Faust-Ausgabe bekäme man auch 5-8 aktuelle eBook Reader und den Roman als eBook noch obendrauf.
A propos "eBook": So wurde übrigens gelesen, bevor Amazon mit seinem Kindle die Neuzeit einläutete.
In Leipzig ist das gedruckte Abendland noch lange nicht untergegangen. Die neuen Publikationsformen – namentlich Digital-Verlage, digitale Auslieferungen und vor allem eine bemerkenswert große Zahl von Self-Publishing-Vereinigungen – haben sich inzwischen aber eine enorme Präsenz erarbeitet und sind gekommen, um zu bleiben.
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