Skip to main content

Kindle Books werden multimedial – ohne Kindle

kindle-for-ipadEine überraschende Ankündigung kam vergangene Nacht aus Seattle: Der E-Buchhändler Amazon announcierte seinen sofortigen Einstieg ins Geschäft mit um multimediale Inhalte "angereicherte" eBooks, stellte zeitgleich einige Titel online. Verfügbar ist die schöne neue Audio- und Videowelt von Kindle Editions allerdings nur auf Apple-Hardware.

Um sich etwa "250 nordamerikanische Vögelgesänge" auch wirklich anhören zu können oder bei der "Zubereitung himmlischer Torten" audiovisuelle Hilfestellung zu bekommen, ist ein Apfel auf dem Lesegerät der Wahl Voraussetzung. Unterstützt werden iPod Touch, iPhones und natürlich das iPad über die von Amazon bereitgestellten Apps. Damit ist der E-Buchhändler sogar schneller als Hersteller Apple. die in ihrem iBookstore gegenwärtig nur 1:1 Konvertierungen gedruckter Literatur offerieren.

Amazon-Kindle-2-01.jpgKehrseite der Einführung sogenannter "Enriched eBooks" durch Amazon ist eine gewisse Entwertung der hauseigenen Kindle-Modellfamilie, deren Anzeigefähigkeiten hardwareseitig limitiert sind. Über eine "text-to-speech" Funktion lassen sich zwar auch hier eBooks vorlesen (solange Verlage dieses Feature bei ihren Titeln zulassen); die computergenerierte Stimme ist aber natürlich kaum vergleichbar mit einem "echten" kombinierten Audiobook, bei welchen sich etwa auf Knopfdruck zwischen klassischem eBook und professionell gelesenem Hörbuch gewechselt werden kann.

Die Kollegen von Techcrunch finden für die Erweiterung des Produktportfolios denn auch deutliche Worte: "Amazon sagt im Grunde: Wenn du zusätzliche Funktionen haben möchtest, musst du dir ein iPad kaufen." Und tatsächlich bekommen Nutzer eines Apple-Devices hier einen Mehrwert, Amazon nutzt konsequent die technischen Möglichkeiten von Smartphones und Tablets für die Generierung attraktiver(er) Inhalte.

Auf der anderen Seite war Literatur, bei welcher multimediale Anreicherungen tatsächlich einen Gewinn darstellt – Ratgeber, Sachbücher, Reiseführer, … – bislang ohnehin kein Kaufgrund für einen (responseschwachen & monochronen) eBook Reader. Die Stärken dedizierter Lesegeräte liegen im Vergleich zu iPad & Co. vielmehr bei der Anzeige von reinem Text, wie er primär in Romanen und Fachliteratur zu finden ist.

Problematisch ist der Siegeszug von hybriden Buchformen allenfalls für "reine" Lesegeräte mit großen Bildschirmdiagonalen wie der Amazon Kindle DX, auf dem Amazon neben Periodika durchaus auch bebilderte Ratgeber und ähnliche Inhalte sieht. Diese Geräteklasse wird es im Vergleich zu Multimedia-Tablets schwer haben – umso erstaunlicher, dass Amazon im Zuge des jüngsten Preissturzes vom Kindle 2 den DX nicht ebenfalls reduziert hat; zu 489 US-Dollar und damit nur 10 US-Dollar unter dem günstigsten iPad kann der Zehn-Zoller allenfalls Nischen für sich gewinnen.

Kindle Editions sind übrigens auch schon in Deutschland nutzbar – rund die Hälfte des aktuell noch recht dünnen US-Angebots lässt sich auch im europäischen Kindle Store erwerben. Wenig erstaunlich sind allerdings noch alle Titel in englischer Sprache, und ein Blick auf das lokalisierte Kindle Books Angebot neun Monate nach dem internationalen Rollout macht wenig Hoffnung auf zeitnah eingestellte deutsche Inhalte.

Ähnliche Beiträge


Kommentare


Marcel 28. Juni 2010 um 21:55

“Amazon sagt im Grunde: Wenn du zusätzliche Funktionen haben möchtest, musst du dir einen Kindle kaufen.”

Wohl eher ein Ipad. ;-)

Antworten

Johannes 28. Juni 2010 um 22:54

Logo, korrigiert, danke!

Antworten

mygadgetblog.de 29. Juni 2010 um 15:43

Wer sich ein Buch kauft, um darin Filmchen anzusehen, ist doch eh schief gewickelt :)

Es mag ja durchaus den einen oder anderen Anwendungsfall geben, aber überzeugt haben mich solche Machwerke scho nicht, als sie damals auf CD-ROM ins Haus geflattert kamen. Meist wird belangloser Inhalt mit ein paar Clips aufgehübscht und das war’s.

Sowas lenkt ab und widerspricht dem eientlichen Sinnd und Zweck des Lesens. Meine Meinung.

PS Ich fühl mich in meiner Kindle DX Nische ganz wohl :) Vor allem wenn ich nachher wieder mit den Füßen in der Alster am Ufer sitze und lese, habe da noch kein iPad entdecken können :D

Antworten

Amazon: Kindle noch in der Spur » Topnews » lesen.net 20. Juli 2010 um 20:43

[…] Unter dem Strich kann Amazon mit seiner Mitteilung in jedem Fall Zweifel zerstreuen, die Kindle-Plattform befinde sich auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. In Anbetracht der breiten Hardware-Basis ((PC, Mac, iPhone, iPad, Blackberry,  Android) sowie dem immer noch konkurrenzlos umfassenden komerziellen Sortiment kann sich Apple auch im “iPad-Zeitalter” behaupten, zumal Amazon am Erfolg des Apple Tablet durchaus mitverdient. […]

Antworten

Bret Easton Ellis: iPad regt zum Lesen an » Debatte » lesen.net 26. Juli 2010 um 20:49

[…] Aber:  “Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr sehen wollen.” Das Aufkommen neuer Buchformen findet Ellis “unglaublich aufregend”; möglicherweise könnten digitale Bücher sogar […]

Antworten

‘Enhanced’ eBooks im (US-)iBookstore » eBooks » lesen.net 1. August 2010 um 16:48

[…] Multimedialisierung von digitaler Literatur schreitet voran: Nachdem über Kindle-Apps schon seit einigen Wochen mit Videos und Bildern angereicherte eBooks auf iPad, iPhone und iPod Touch gelesen werden können, […]

Antworten

(E-)Buchcover im Umbruch » Debatte » lesen.net 5. August 2010 um 22:41

[…] geshoppt werden, immer mehr Lesefreunde komplett digital schmökern und sich schon seit längerem ganz neue Textformen ankündigen, hat sich bei einem zentralen Bestandteil von Büchern auch im elektronischen Zeitalter […]

Antworten

txtr App v3.0: Verbessert, aber verbuggt » Software » lesen.net 8. August 2010 um 14:31

[…] begegnet die txtr App der namhaften Konkurrenz von Apple und Amazon nun auf […]

Antworten

Rowohlt: Enhanced eBooks zur Buchmesse » Topnews » lesen.net 17. September 2010 um 07:48

[…] keine Seltenheit mehr – Platzhirsch Amazon.com offeriert über seine Kindle-Apps bereits seit Ende Juni multimediale eBooks; auch im iBookstore sind entsprechende Titel verfügbar. Rowohlt begibt sich […]

Antworten

Popup-Buch fürs iPad, Enhanced Books in Frankreich » eBooks » lesen.net 22. September 2010 um 09:09

[…] In den USA ist im iBookstore schon seit längerem “angereicherte” Literatur zu finden, gleiches gilt für die einschlägigen […]

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*