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Kobo-Mutter Rakuten verbietet Handel mit Walfleisch

Rakuten, der japanische Mutterkonzern von E-Reading-Spezialist Kobo, hat auf die im März weltweit angefachte Kritik am Handel mit Walfleisch über seinen Marktplatz reagiert. Vom 01. Mai an ist der Verkauf von Walfleisch untersagt, erklärte Rakuten an diesem Dienstag in einer dreizeiligen englischsprachigen Pressemitteilung. Die Kritiker werden damit aber nicht zufriedengestellt sein.

Rakuten führt in seiner Pressemitteilung ein jüngst ausgesprochenes Urteil des internationalen Gerichtshofes zum japanischen Walfang als Begründung für das Verkaufsverbot auf. Dieser Grund ist allerdings offensichtlich vorgeschoben: Kyodo News führt aus, dass nur im südlichen Ozean keine Wale mehr gejagt werden dürften. Die Jagd im nördlichen Pazifik würde aber fortgesetzt. Nach wie vor sei in Japan der Walfang "zu wissenschaftlichen Zwecken" legal, ebenso wie der Verkauf des daraus gewonnen Fleisches.

Reaktion auf weltweite Kritik

Der tatsächliche Grund für das Verkaufsverbot bei Rakuten ist eine Mitte März gestartete Aufklärungskampagne der NGO Environmental Investigation Agency, mit der Rakuten als weltgrößter Online-Marktplatz für Walfleisch und Elfenbein an den Pranger gestellt werden sollte. Wir berichteten über die Causa, ebenso wie weltweit etliche weitere Medien vom Guardian  über den Toronto Star bis hin zu Techmedien wie Slate und Yahoo. Für Rakuten, das sich längst vom japanischen Online-Spezialisten hin zum multinationalen Internetkonzern mit Töchtern wie buy.com, play.com, Viper und eben Kobo gemausert hat, ist das ein absoluter PR-Gau, auf den nun eine erste Reaktion folgte.

Elfenbein darf weiterhin verkauft werden – noch

Walfleischverkäufer werden sich darum von Mai an andere Umschlagsplätze suchen müssen. Anders sieht es für Händler von Elfenbein aus, die auf dem japanischen Online-Marktplatz von Rakuten aktuell mehr als 28.000 Produkte anbieten – nirgendwo gibt es eine größere Auswahl. Der Verkauf von Elfenbein aus kontrollierten Quellen ist in Japan erlaubt (anders als in Europa oder in den USA, wenn das Produkt nach 1947 gefertigt wurde), jedoch weist die Environmental Investigation Agency in ihrem Report darauf hin, bis zu 87 Prozent des Japan verkauften Elfenbeines stamme aus illegalen Quellen. Für den massiven Populationsrückgang bei afrikanischen Elefanten trage Rakuten damit eine maßgebliche Verantwortung.

Immerhin macht das Einlenken in der Walfrage Hoffnung, dass Rakuten zeitnah auch dem Elfenbein-Handel einen Riegel vorschieben wird. Dabei geht es Rakuten natürlich nicht um Tierliebe, sondern um handfeste ökonomische Interessen – was auf dem Heimatmarkt Japan moralisch bedenkenlos ist, wird für den zunehmend international agierenden Konzern im Ausland zum Problem. Den Walen, Delfinen (die häufig als Walfleisch deklariert verkauft werden) und Elefanten wird beziehungsweise würde es freilich egal sein, aus welchem Grund sie nicht mehr verfolgt werden.

<Bildnachweis: Wal von Shutterstock>

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