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"Learn First": Neue Kindle-FreeTime-Funktion soll Kinder zum Lernen verleiten

Amazon hat neue Features für seine Kinderschutz-Funktion Kindle FreeTime angekündigt. Zumindest auf amerikanischen Kindle-Fire-Tablets lassen sich demnächst Spiele und lustige Videos so lange sperren, bis sich der Nachwuchs lange genug mit „lehrreichen“ Inhalten beschäftigt hat. Ein gewisser Lerneffekt dürfte dabei so oder so auftreten.

Die meisten Eltern haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihre Kinder vor dem Fernseher oder Tablet „parken“ – aber ab und zu brauchen Mama oder Papa auch mal ein paar Minuten freier Zeit. Wir wissen nicht, ob dieser Gedanke bei der Namensgebung von Kindle FreeTime Pate stand, aber ein für die nächsten Wochen angekündigtes Update bringt Amazons Tablets zumindest in den USA einen Schritt näher zum elektronischen Babysitter.

Setzt Grenzen: Die neue "Learn First"-Funktion

Setzt Grenzen: Die neue "Learn First"-Funktion

Während die deutsche Version von FreeTime nicht viel mehr als eine Kindersicherung für Inhalte auf dem Gerät darstellt, ist das US-Pendat  schon jetzt deutlich umfangreicher. Mit FreeTime Unlimited gibt es eine Flatrate für kindgerechte Bücher, Apps und Videos. Demnächst wird nun auch noch die Funktion „Learn First“ hinzugefügt. Damit lässt sich einstellen, dass bestimmte Inhalte auf den Kindle Fire-Geräten erst zugänglich sind, sobald sich der Nachwuchs lange genug mit „pädagogisch wertvollen“ Dingen beschäftigt hat.

Kindle FreeTime: Von Hand kategorisierte Inhalte

Technisch gelöst wird das dadurch, dass Amazon die Inhalte von Hand kategorisiert hat. Die  beliebtesten Kindermedien auf amazon.com ebenso wie alles auf FreeTime Unlimited. Apps, Bücher und Filme, die von Amazon nicht als "educational" eingestuft wurden, bleiben gesperrt bis das Kind sich lange genug mit "lehrreichen" Inhalten beschäftigt hat. Darüber hinaus können Eltern den Zugriff zusätzlich nach Medienart einschränken. Das kann zum Beispiel  so aussehen, dass die Tochter erst Videos gucken darf , nachdem sie mindestens eine halbe Stunde mit dem Lesen von Büchern verbracht hat. Also letztlich die elektronische Variante der alten Taktik „Nachtisch erst, wenn der Teller leer ist.“

Die neue FreeTime-Version bringt noch ein paar weitere Verbesserungen, etwa einen flexibleren Zeitplaner, der zwischen Werktag und Wochenende unterscheiden und Kinder nachts ganz vom Nutzen des Geräts abhalten kann. Doch "Learn First" ist das Feature, das Amazon ganz klar in den Vordergrund stellt.

Wir erwarten unbeabsichtigte Lerneffekte

Tom Sawyer wusste, wie man ungeliebte Pflichten umgeht.

Tom Sawyer wusste, wie man ungeliebte Pflichten umgeht.

Noch ist das Update nirgendwo erhältlich. In den USA soll es  vor Weihnachten ausgeliefert werden. Wir nehmen an, dass "Learn First" zunächst nicht in anderen Ländern angeboten werden wird, denn es ist eng an FreeTime Unlimited gebunden, und die aufwändige manuelle Kategorisierung düfte  für jedes Land separat nötig sein. Dennoch haben wir uns gefragt, wie schwer es sein kann, so eine automatische Anstandsdame zu überlisten. Den Nachtisch konnte man ja schließlich auch bekommen, indem man das ungeliebte Essen heimlich an den Hund unter dem Tisch verfütterte. Geht hier vielleicht etwas Ähnliches?

Regelmäßig umblättern lässt sich jedenfalls auch nebenbei, während man mit Autos oder Puppen spielt. Falls "Tom Sawyer" zu den freigegebenen Inhalten gehört, finden sich auch darin einige Ideen, wie man als Kind um ungeliebte Pflichten herum kommt. Da ist es nur eine Frage der Zeit bis es zu Verhandlungen unter Geschwistern kommt: "Wenn du jetzt fünf Minuten für mich liest, darfst du nachher zehn Minuten Angry Birds spielen." Abgesehen davon stellt sich natürlich die Frage, ob Lesen wirklich attraktiver wird, wenn Eltern es zur Zwangsmaßnahme machen.

Wir tippen jedenfalls darauf, dass "Learn First" zu einem doppelten Lerneffekt führt. Erst bei den Kindern, die lernen, wie man elektronische Sperren umgeht oder überwindet, und dann bei den Eltern, die lernen, dass sich nicht alle Erziehungsaufgaben an elektronische Helfer delegieren lassen.

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