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Meistverkaufte Kindle Books ohne Kopierschutz – wann reagiert Amazon?

Woche für Woche steigt der Anteil kopierschutzfreier E-Books auf den vordersten Plätzen der Kindle Charts, am vergangenen Mittwoch waren die neun meistverkauften E-Books frei von hartem DRM. Die Situation ist weltweit einmalig und könnte Amazon Deutschland zum Handeln verleiten – denn die große Freiheit ist nicht im Sinne des Online-Händlers.

Bei vielen Indie-Autoren, die seit jeher die deutschen Kindle Charts dominieren, hat in den vergangenen Monaten ein Sinneswandel stattgefunden. Versuchten Self Publisher lange Zeit ihre E-Books mit hartem Kopierschutz vor Raubkopien zu schützen, haben gerade die erfolgreichen Autoren inzwischen fast durchweg dem Kopierschutz abgeschworen.

Leidtragende von Kindle DRM: Nicht-Kindle-Nutzer

Bildschirmfoto 2014-09-15 um 14.56.11Auch Bestseller-Autorin Poppy J. Anderson, aktuell mal wieder seit Wochen die Nummer 1 der Kindle Charts, verabschiedete sich vor einigen Monaten von hartem Kopierschutz. Ursprünglich wollte sie ihre E-Books, die sich inzwischen zusammengenommen mehr als 600.000 mal verkauften, mittels DRM vor Raubkopien schützen, erklärte Anderson gegenüber lesen.net.

Dabei habe sich hartes DRM aber nicht als probates Mittel erwiesen. Wer wolle, könne den Kopierschutz ohnehin in Sekundenschnelle knacken. "Die Leidtragenden [von hartem DRM] sind die Leserinnen, die das Buch gerne lesen möchten, doch keinen Kindle, sondern einen anderen eReader besitzen. Ohne DRM können sie das Buch konvertieren und in einem anderen Format lesen."

Ohne DRM keine Exklusivität

Damit spricht Poppy Anderson einen wichtigen Punkt an. Denn wie viele andere erfolgreiche Indie-Autoren veröffentlicht die Essenerin ihre E-Books exklusiv bei Amazon, weil das Unternehmen für exklusiv veröffentlichende Autoren wesentlich bessere Konditionen bietet. Die Intension dahinter ist klar: Mittels Hunderttausender Exklusiv-Titel verschafft Amazon seiner geschlossenen Plattform zusätzliche Attraktivität.

Nun waren vergangene Woche die neun populärsten Kindle Books zwar exklusiv auf der Amazon-Plattform zu haben, konnten aber mittels wenigen Klicks und völlig legal auf Lesegeräten anderer Hersteller geschmökert werden (so geht die Konvertierung). Das kann nicht im Sinne von Amazon sein, das derzeit für eine Exklusivität, die keine ist, besonders hohe Provisionen ausschüttet.

Der Online-Händler selbst versieht seine selbstverlegten E-Books (AmazonCrossing, Amazon Publishing) seit jeher mit dem hauseigenen Kindle DRM. Nach unseren Informationen bemühen sich zudem Verlage wie Bastei Lübbe seit vielen Monaten vergeblich, ihre E-Books bei Amazon kopierschutzfrei zu verkaufen. Wir baten Amazon dazu bereits im Juli um eine Stellungnahme, auf die Antwort warten wir bis heute.

Kaum DRM-freie Kindle-Bestseller im Ausland

Die Situation in Deutschland ist einmalig – vor allem, weil nirgendwo sonst so viele Indie-Autoren auf den vorderen Plätzen liegen. In den aktuellen Kindle Charts von Amazon.com ist nur ein einziges der 10 meistverkauften Kindle Books ohne harten Kopierschutz. Alpha Billionare (Platz 9) ist gleichzeitig auch der einzige Self-Publisher-Titel ganz oben. Bei Amazon UK gibt es gar keinen kopierschutzfreien Titel in den Top 10. Ein wesentlicher Grund dürfte die fehlende Buchpreisbindung sein, weshalb viele aktuelle Verlagstitel bei Amazon im Ausland kaum mehr kosten als Indie-Literatur.

Konzernverlage spielen Amazon in die Karten

Es wäre nur konsequent von Amazon, die Option "kopierschutzfrei" in Bälde ganz abzuschaffen. Der einzige Grund, warum das bislang nicht passierte, dürfte die Unkenntnis eines großen Teils der Digital-Leser darüber sein, dass es überhaupt kopierschutzfreie E-Books bei Amazon gibt (und wie man diese umwandelt). Aber auch jetzt schon könnte sich die Konkurrenz damit profilieren, dass sie die bei Amazon nur kopiergeschützt erhältlichen Verlagstitel "frei" verkauft. Die Konzernverlage, die nach wie vor geschlossen auf Adobe DRM setzen, spielen Amazon hier voll in die Karten.

<Bildnachweis: Buchschloss von Shutterstock>

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Kommentare


Poppy J. Anderson unterschreibt bei Rowohlt » lesen.net 27. Oktober 2014 um 15:56

[…] Erfolg der Autorin bei Amazon.de, wo die Anderson-Titel bislang exklusiv erhältlich sind (immerhin seit einiger Zeit ohne Kopierschutz), auf den Print-Kosmos übertragen lässt, ist groß. Ob diese Rechnung aufgeht, […]

Antworten

5 E-Reading-Vorhersagen für 2015 » lesen.net 30. Dezember 2014 um 12:45

[…] Verlagen wie Hanser, HoCa und Bastel Lübbe ein Zwangs-DRM über. Schon vor einigen Monaten spekulierten wir darum, Amazon könnte die Kopierschutzfrei-Option ganz abschalten. Möglicherweise ist es 2015 so […]

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