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Miese Buchbeschreibungen: Verlage stehen sich selbst im Weg

Groß ist die Sorge der deutschen Verlage über zurückgehende Verkaufszahlen ihrer Bücher. Doch dafür sind längst nicht nur der Strukturwandel der Branche, Digitalisierung, neue Konkurrenz durch Self Publisher und (vermeintlich) Piraterie verantwortlich. Verlage müssen sich auch an die eigene Nase fassen – so seien die Beschreibungen ihrer Bücher auf Online-Plattformen häufig mangelhaft, bilanziert eine neue Studie.

Die Unternehmensberatung Wachter Digital Partners hat sich im Zeitraum Dezember 2013 bis Februar 2014 mehr als 150.000 Bücher bei Amazon.de angesehen. Das Ergebnis ist ernüchternd, sagen die Berater: 78 Prozent der Bücher hätten eine unter dem Strich mangelhafte Produktdarstellung. So fehlten zusätzliche Produktbilder, Anreicherungen wie Autorenprofile und Pressestimmen und häufig auch eine Vorschaufunktion.

Die Berater konstatieren anhand eines Vergleichs der Rankings von Büchern mit und ohne guten Produktseiten, dass diese Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die Abverkäufe hätte. So würden Zusatzmaterialien wie Autorenboxen und Presse-Zitate in 87 Prozent höheren Verkäufen resultieren. Mit mehreren Produktbildern ließen sich die Verkäufe um 58 Prozent steigern, mit einer hochwertigen Produktbeschreibug um 51 Prozent und mit einem "Blick ins Buch" immer noch um 42 Prozent.

Zweizeilige Buchbeschreibung

Natürlich stellt sich hier die Frage nach Ursache und Wirkung. Verlage lassen vielversprechenden Titeln von Beginn an mehr Aufmerksamkeit zuteil werden, was sich auch auf der Produktseite niederschlägt. So gibt es bei einem neuen Dan Brown eher ein Video-Interview mit dem Autor und Pressestimmen auf der Produktseite als bei einem Debutroman aus einem Kleinverlag. Der Dan Brown verkauft sich dann natürlich nicht nur aufgrund der nutzwertigeren Produktseite auch besser.

Andererseits ist der kausale Zusammenhang nicht zu leugnen: Wohl jeder Lesefreund hat sich schon einmal über unzureichende Infos und eine fehlende Vorschaufunktion auf Artikelseiten geärgert – und im Zweifel von einem Kauf abgesehenn. Das von den Beratern aufgeführte Negativbeispiel Parragon Verlag illustriert das prima: Selbst aktuell gut verkaufte Bücher (Amazon Top 500) verfügen hier nur über eine zweizeilige Inhaltsbeschreibung – weitergehende Infos oder einen Blick ins Buch sucht man vergebens, häufig übrigens auch Digital-Ausgaben. Verlage täten sich und ihren Kunden einen Gefallen, wenn sie der Präsentation ihrer Produkte etwas mehr Sorgfalt zuteil würden ließen. Ein Beispiel können sie sich (ausgerechnet) an vielen Indie-Autoren nehmen, die hier teils eine beeindruckende Professionalität an den Tag legen.

<Bildnachweis: Produkte von Shutterstock>

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