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Murakami beantwortet Tausende Fragen – und landet damit Bestseller

Dreieinhalb Monate lang machte der japanische Top-Autor Haruki Murakami nichts anderes, als Leser-Fragen zu beantworten, die über seine Website eingereicht wurden. Das daraus entstandene eBook mit mehr als 3.000 Antworten stürmte prompt die japanischen Bestsellerlisten. Eine Blaupause auch für deutsche Autoren?

In der zweiten Januar-Hälfte wurden exakt 37.465 Fragen an Haruki Murakami über eine entsprechende Sektion seiner Website eingereicht. Davon beantwortete der Autor in monatelanger Arbeit ein gutes Zehntel, genauer gesagt 3.716, fasst die japanische Zeitung The Asahi Shimbun zusammen (übrigens die zweitgrößte Zeitung der Welt). Darunter befinden sich Kommentare zu seinen Büchern wie 1Q84, aber auch etwa dazu, ob er jemals eine Katze sein wollte (nein) und allerlei allgemeine Lebensberatung.

Anfang August wurde das Ergebnis der Arbeit nun publiziert, berichtet der Guardian. Neben einer Print-Ausgabe mit 473 Antworten gibt es "Murakami-san no Tokoro" (Herr Murakamis Ort) als eBook mit sämtlichen 3.716 Antworten, das bis auf Platz 13 der japanischen Kindle Charts schoss. Für ein De-Facto-FAQ mit mehreren Tausend Seiten Umfang zweifellos ein bemerkenswerter Erfolg.

Ruf nach englischer Übersetzung

Bildschirmfoto 2015-09-02 um 14.47.02Das Kindle Book ist zwar auch bei Amazon.com erhältlich (entdeckt vom Fachblog Open Culture). Pläne für eine englische Übersetzung gibt es derzeit aber nicht, erfuhr der "Guardian". Auf der Facebook-Seite von Murakami, die mehr als eine Million Likes zählt, wird dieser Umstand lauthals beklagt.

Murakami ist kein Autor wie jeder andere. Um den regelmäßigen Nobelpreiskandidaten – auch dazu gibt es natürlich Fragen und Antworten im Buch – und seine Lebensweisheiten ist ein regelrechter Kult entstanden, der schon an Paulo Coelho heranreicht. So beschrieb gerade erst ein "Guardian"-Autor, "wie ich zu Haruki Murakami konvertierte".

Exponierte Stellung

Nachdem Murakami auch in der westlichen Welt längst mehr als ein Geheimtipp ist und nicht nur in Fachblogs ausführlich besprochen wird, sind Aktionen und Bücher wie dieses eine logische Konsequenz. Nebenbei wird mit der Digital-Ausgabe ein spezifischer Vorzug von eBooks illustriert, namentlich der fehlende Zwang zur Verknappung. Nachfrage nach einem ähnlichen Titel von einem vielleicht genauso bekannten, aber weniger persönlich exponierten Autoren kann man sich aber schwer vorstellen.

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