Neue eBook-Layout-Software Vellum: Eines für alle
Zwei ehemalige Pixar-Programmierer haben sich selbständig gemacht und eine Mac-Anwendung namens Vellum geschrieben. Damit sollen Self-Publisher ihren eBooks ein professionell aussehendes Layout geben können. Die Nutzung ist vollkommen kostenlos, erst beim Export muss bezahlt werden. Beim Test zeigen sich noch einige Probleme, gerade für nicht-englischsprachige Anwender.
Vellum (benannt nach der mittelalterlichen Pergamentsorte) soll ein Problem lösen, das Selbstverleger schon lange kennen: Es ist sehr kompliziert, sein eBook an die Formate und -Plattformen anzupassen. Darum entscheidet man sich am Ende gerne für einen einfachen Word-Export. Mit dem ist der Text zwar überall lesbar, sieht aber nirgendwo wirklich gut aus. Vellum hingegen verspricht das mühelose Erstellen schöner Layouts für alle Plattformen.
Ausführliche Dokumentation
Die Entwickler tun alles, um den Einsteig so angenehm wie möglich zu machen. Direkt nach dem Start wird dem Nutzer das sehr ausführliche Tutorial angeboten. Darin kann man alle Funktionen des Programms kennenlernen, indem man ein Word-Dokument mit dem Text von H.G. Wells' "The Invisible Man" als eBook aufbereitet. Das geht recht einfach, was allerdings auch daran liegt, dass die Word-Datei bereits sehr gut durchstrukturiert ist, so dass Vellum automatisch die Kapitel trennen kann. Wer seinen Text ohne Words Formathilfen erstellt hat, wird beim Import deutlich mehr Arbeit haben.
Template-Sammlung statt Layoutprogramm
Schon im Tutorial zeigen sich aber auch die ersten Grenzen von Vellum: Man kann keine wirklich eigenen Layouts erstellen. Der Nutzer hat lediglich die Auswahl aus acht vorgegebenen Stilvorlagen, die sich dann jeweils noch in fünf Details (Kapitelüberschrift, Erster Absatz, Zitate, Ornamente zur Abschnittstrennung, erster Absatz eines neuen Abschnitts) verändern lassen. Mehr Individualisierung gibt es nicht. Das ist einerseits nachvollziehbar, weil es eben wirklich schwierig ist, Layouts zu erstellen, die überall gut aussehen, andererseits degradiert sich Vellum damit vom Layoutprogramm zur Formatvorlagen-Sammlung.
Einschränkungen für Nicht-US-Nutzer
Diese Formatvorlagen sind allerdings wirklich schön anzusehen. Eine durchdachte Vorschau-Funktion zeigt jederzeit, wie der Text auf iPad, iPhone, Kindle Paperwhite oder Nook aussähe. Auch beim Einbinden des Titelbildes prüft die Anwendung, ob das Format für alle unterstützten Plattformen geeignet ist. Unterstützt werden aber eben nur die oben genannten Lesegeräte. Eine Vorschaufunktion für andere Reader gibt es nicht. Damit wird das Erstellen von epub’s für die in Deutschland verbreiteten Plattformen dann leider doch wieder zum Glücksspiel.
Auch ansonsten zeigt sich an vielen Stellen, dass das Programm offenbar bisher nicht mit Blick auf den internationalen Markt entwickelt wurde: Dass die Nutzeroberfläche ausschließlich auf Englisch verfügbar ist, lässt sich noch verschmerzen. Jedoch verwenden einige Layouts das Wort "Chapter" in der Kapitelüberschrift. Dieses Wort bleibt auch auf Englisch, unabhängig von den Spracheinstellungen des Rechners. Zusätzlich geben zwei Vorlagen die Kapitelnummer in Zahlworten statt Ziffern an. Diese Zahlworte werden aber übersetzt, so dass man als deutschsprachiger Nutzer Formulierungen wie "Chapter Eins" vorgesetzt bekommt. Im Endeffekt bedeutet dies, dass nur fünf der acht enthaltenen Stile für nicht-englischsprachige eBooks geeignet sind.
Kostenlose Software, hohe laufende Kosten
Einen eher ungewöhnlichen Weg geht Vellum bei der Preisstruktur. Das Programm selbst lässt sich kostenlos herunterladen und nutzen, aber beim Export fallen Kosten an – und zwar regelmäßig für jedes neue Projekt.
Der jeweils erste Export kostet 50 Dollar, Textänderungen und erneuter Export sind danach beliebig oft ohne Mehrkosten möglich.Für das nächste Projekt fallen aber wieder 50 Dollar an, selbst wenn man exakt dieselbe Formatvorlage nimmt – es sei denn man erwirbt ein Paket für 3 oder 5 Projekte zum Preis von 100 bzw. 150 Dollar. Das erscheint dann doch recht teuer, gerade angesichts der Einschränkungen, mit denen man als Nutzer außerhalb der USA leben muss.
Fazit: Noch vor allem ein Versprechen
Für den Moment ist Vellum für deutschprachige Selbstverleger leider keine empfehlenswerte Option. Zu viele kleine Unzulänglichkeiten und recht hohe laufende Kosten trüben das Vergnügen. Es lohnt sich allerdings, das Programm im Blick zu behalten, denn die Grundidee ist nicht schlecht – und es besteht die Chance, dass zukünftige Updates die Schwächen der Version 1.0 ausbügeln.
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