Neue Preisschlacht erschüttert US-Buchmarkt
Im Kampf um die Buchkundschaft wird die Preisschraube in den USA derzeit so tief gedreht wie noch nie. Amazon reduziert aktuelle Hardcover-Bestseller, aber auch Hunderttausende weitere Bücher um bis zu zwei Drittel und unterbietet damit Konkurrent Overstock, der sich auf die Fahnen schrieb, bei Büchern 10% günstiger zu sein als Amazon. Auch im buchpreisgebundenen Deutschland wird mit Rabatten gearbeitet.
Im Ergebnis sind Hardcover derzeit in den USA vielfach günstiger als die jeweiligen E-Book-Ausgaben, teilweise deutlich. So kostet Dan Browns neuer Roman "Inferno" bei Amazon.com als Hardcover gerade einmal 11,25 US-Dollar (8,50 Euro), das Kindle Book liegt bei 17,25 US-Dollar. Zum Vergleich: Hierzulande sind für die aktuelle Nummer 1 der Spiegel-Bestsellerliste 26 Euro zu bezahlen, das Kindle Book kostet 20 Euro. Das Sachbuch Lean In von Facebook-Führungsfrau Sheryl Sandberg kostet als gebundene Ausgabe sogar nur 9,09 US-Dollar.
Amazon reagierte damit auf eine Preisoffensive des E-Commerce-Schwergewichtes Overstock.com, das auf seiner Plattform vergangene Woche 360.000 Bücher genau 10 Prozent unter Amazon.com-Niveau reduzierte. Solche Konter kennt man auch aus Deutschland aus dem Elektronikbereich: Fachmärkte wie MediaMarkt und Saturn rufen in ihren Prospekten regelmäßig Niedrigpreise für Produkte aus, die dann kurz darauf von Amazon unterboten werden (auf Schnäppchenplattformen wie mydealz.de nachzuvollziehen).
Preiskämpfe auch in Deutschland – trotz Buchpreisbindung
In der Vergangenheit gab es solche Preiskämpfe in den USA auch schon häufiger bei E-Books (ironischer Weise auch im Zusammenhang mit einem Dan-Brown-Buch), die Tiefstpreise für Hardcover – vor allem in einem solchen Umfang – sind aber neu. In Deutschland steht die Buchpreisbindung solchen Rabattierungen bekanntlich noch im Weg; Preiskämpfe gibt es gerade im E-Book-Bereich aber auch, bloß subtiler.
Beispiele dafür sind Amazons exklusiven 2-Euro-E-Books oder auch die Kindle Deals der Woche (auf die andere Händler nur mit Verzögerung reagieren können) auf der einen Seite und händlerexklusive Ausgaben bei Weltbild auf der anderen Seite (bekanntester Fall: "Eine Handvoll Worte" von Jojo Moyes, als Kindle Book erst ab Dezember erhältlich). Wie in der Hardcover-Schlacht in den USA verdient auch Amazon mit seinen 1,99-Euro-Titeln kaum Geld, legt vermutlich sogar drauf – Verluste werden für einen Ausbau von Kundenbasis und Marktanteilen aber in Kauf genommen.
Keine Kommentare vorhanden